Pressemeldung Nr. 38 vom

Janssen-Kucz: Niedersachsen braucht Frühwarnsystem für Corona-Viren – Blockade gegen Abwasseruntersuchung aufgeben

Die Landesregierung verschenkt ein wertvolles Instrument in der Pandemiebekämpfung. Ein Frühwarnsystem zur Erkennung lokaler Corona-Ausbrüche kann ein entscheidender Faktor im Kampf gegen die Pandemie sein. Das Gesundheitsministerium und der Krisenstab des Landes ignorieren leider die ersten erfolgreichen Abwasseruntersuchungen im Ausland, aber auch inzwischen in Deutschland.

Darum geht‘s

Für die Bekämpfung der Corona-Pandemie und insbesondere zur Abwehr gegen immer neue Virusmutationen ist die frühzeitige Kenntnis von lokalen Corona-Infektionen von entscheidender Bedeutung. Dazu zählen vor allem auch Abwasseruntersuchungen. Sie geben wichtige Hinweise auf die lokale Verbreitung von Viren und damit auch auf neue Corona-Varianten. Abwasseruntersuchungen können die voraussichtliche Entwicklung der Ansteckungsrate für die nächsten 10 bis 14 Tage aufzeigen. Das haben Praxistests gezeigt. Deshalb hat die EU-Kommission alle Mitgliedsstaaten „nachdrücklich“ aufgefordert, Abwasseruntersuchungen „so bald wie möglich“ umzusetzen. Dies läuft nun auch in Deutschland an. In Bayern testet die erste Kommune bereits gezielt das Abwasser von Schulen und Kitas, um unentdeckte Infektionsfälle zu erkennen. Auch Hamburg plant zentrale Messungen der Infektionslage in der Hansestadt. Niedersachsen aber lehnt bis heute Abwasseruntersuchungen ab, wie die aktuelle Antwort auf eine ausführliche Anfrage der Grünen im Landtag zeigt. Die Landesregierung sieht anders als die EU, andere Staaten und Bundesländer „derzeit keinen infektiologischen Zusatznutzen“. Die Landesregierung behauptet fälschlicherweise, unter einer Corona-Inzidenz von 100 funktioniere das Verfahren nicht. In Kläranlagen in Frankfurt am Main werden laut einer Studie der TU Darmstadt bereits ab einer Inzidenz von unter 10 Spuren des Corona-Virus im Abwasser nachgewiesen. Im bayerischen Meitlingen zeigte die Untersuchung der Abwässer einer Schule bereits eine einzelne Infektion. Die Grünen-Fraktion hatte schon im Januar die Landesregierung aufgefordert, Abwasseruntersuchungen voranzutreiben, um die britische Corona-Mutation frühzeitig zu erkennen. Angesichts aktuell neuer Corona-Varianten, etwas aus Indien, dringen die Grünen erneut darauf, die Blockade gegen Abwasseruntersuchungen umgehend zu beenden.

Das sagen die Grünen

Meta Janssen-Kucz, gesundheitspolitische Sprecherin:

„Die Landesregierung verschenkt ein wertvolles Instrument in der Pandemiebekämpfung. Ein Frühwarnsystem zur Erkennung lokaler Corona-Ausbrüche kann ein entscheidender Faktor im Kampf gegen die Pandemie sein. Das Gesundheitsministerium und der Krisenstab des Landes ignorieren leider die ersten erfolgreichen Abwasseruntersuchungen im Ausland, aber auch inzwischen in Deutschland. Niedersachsen muss hier endlich aktiv werden und mit vorangehen, damit wir frühzeitig Corona-Gefahren erkennen und nicht ständig hinter den Pandemiewellen hinterherlaufen. Die Landesregierung übergeht die dringende und eindeutige Empfehlung der EU-Kommission zur Untersuchung von Abwässern. Es ist beschämend, dass die Landesregierung sich für nicht zuständig erklärt und die vorhandenen Forschungsergebnisse nicht zur Kenntnis nimmt, teilweise sogar falsche Informationen über die Genauigkeit der Abwasseruntersuchung breitet. Die bisherigen Praxisbeispiele zeigen sehr deutlich, dass Corona-Viren sehr genau auch für kleine Quartiere oder das Umfeld einer Schule nachgewiesen werden können. Wir fordern eine unverzügliche Umsetzung der Abwasseruntersuchung an allen großen Kläranlagen, vor allem der Abwässer von Schulen und Kindertagesstätten zur Gefahrenabwehr für neue Corona-Variationen. Die schnelle Ausbreitung der britischen Variante B.1.1.7 sollte der Landesregierung eine Lehre sein. Mit Abwasseruntersuchungen können 10-14 Tage früher als bisher Corona-Gefahren entdeckt und gezielt lokal Maßnahmen dagegen eingeleitet werden. Das Land Niedersachsen muss für den Schutz vor Ansteckung und schwerer Erkrankung jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen.“

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