Statement:Imke Byl: Es braucht mehr Tempo für den Moorschutz

In den Moorschutz muss endlich Tempo kommen: Selbst für das GroKo-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 muss die jährliche Wiedervernässung von Moorböden mehr als verzwanzigfacht werden. Den unglaublich großen Handlungsdruck und die besondere Verantwortung Niedersachsens als moorreichstes Bundesland erkennen alle Anzuhörenden an.

Zur heutigen (14. März 2022) Anhörung im Umweltausschuss zum grünen Antrag „Moorschutz = Artenschutz + Klimaschutz“ erklärt Imke Byl, umwelt- und klimapolitische Sprecherin:

In den Moorschutz muss endlich Tempo kommen: Selbst für das GroKo-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 muss die jährliche Wiedervernässung von Moorböden mehr als verzwanzigfacht werden. Den unglaublich großen Handlungsdruck und die besondere Verantwortung Niedersachsens als moorreichstes Bundesland erkennen grundsätzlich alle Anzuhörenden an – von der Landwirtschaftskammer über das Greifwald Moor Centrum bis zum Landvolk. Doch insbesondere die Landesregierung stellt sich bislang quer, wenn es ums Handeln geht.

Unter SPD und CDU ist in den letzten vier Jahren leider nichts passiert: Weder ambitionierten Moorschutz, noch einen Ausstiegsplan für die Verwendung von Torf etwa im Gartenbau hat die Landesregierung vorangebracht. Deshalb fordern wir eine Landesgesellschaft für Moorschutz, die Stärkung der Paludikultur als torferhaltende Alternative für Landwirt*innen und einen sofortigen Genehmigungsstopp für den Torfabbau. Die Nutzung von Torf in Hobbygarten, Topfpflanzen und gewerblichem Gartenbau wollen wir durch Torfersatzstoffe wie Kompost, Holzfasern oder Rindenhumus senken. All das sind konkrete Maßnahmen, die für mehr Klima- und Naturschutz sorgen. Auch die Förderung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf Moorstandorten kann dabei helfen, wie es von der Ampelkoalition geplant ist.

Hintergrund:

Niedersachsen ist das Moorland Nr. 1, hier liegen rund 38 Prozent der bundesweiten Moorflächen; die Hochmoore liegen zu 73 Prozent in Niedersachsen. Intakte, naturnahe Moore sind echte Multitalente der Natur. Sie sind Hotspots der Artenvielfalt und wirken als natürliche Klimapuffer, da sie große Mengen CO2 speichern.

Die Große Koalition hat sich mit Unterzeichnung der Bund-Länder-Vereinbarung im vergangenen Herbst zu mehr Moorschutz verpflichtet. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, keine neuen Anträge zum Torfabbau mehr zu genehmigen. Doch bislang hat die Landesregierung weder konkrete Klimaschutzziele für die Moore noch den Genehmigungsstopp für die Torfindustrie umgesetzt.

Die landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden verursacht über 11 % der niedersächsischen Klimaemissionen, da die Entwässerung und Nutzung dazu führt, dass der Torf aufgezehrt und der gebundene Kohlenstoff freigesetzt wird. Nasskulturen (Paludikultur) sind eine klimafreundliche Alternative für die Bewirtschaftung von Moorböden. Paludikulturen wie Torfmoos, Rohrkolben oder Schilf, deren Biomasse fossile Rohstoffe ersetzen können, werden bislang jedoch nur auf 0,006% der bewirtschafteten Moorflächen angebaut.

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