Pressemeldung Nr. 63 vom

Moorschutz = Artenschutz + Klimaschutz:Grüne: Moorschutz über Landesgesellschaft massiv stärken - Klimaschädliche Emissionen aus Mooren bis 2030 halbieren

Doch die niedersächsischen Moore sind überwiegend in einem schlechten Zustand. Das ergab jetzt eine Große Landtagsanfrage der Grünen, die in dieser Woche im Plenum beraten wird.

Forest swamp close-up view© Fotolia.com/Aleksey Stemmer

Darum geht’s

Niedersachsen ist das Moorland Nr. 1, hier liegen rund 38 Prozent der bundesweiten Moorflächen; die Hochmoore liegen zu 73 Prozent in Niedersachsen. Intakte, naturnahe Moore sind echte Multitalente der Natur. Sie sind Hotspots der Artenvielfalt und wirken als natürliche Klimapuffer, da sie große Mengen CO2 speichern.

Doch die niedersächsischen Moore sind überwiegend in einem schlechten Zustand. Das ergab jetzt eine Große Landtagsanfrage der Grünen, die in dieser Woche im Plenum beraten wird. Die bisherige Entwässerung und Bewirtschaftung der Moore führen dazu, dass sich die Torfkörper zersetzen und kontinuierlich CO2 freigeben. Die Emissionen aus Mooren und Moorböden machen in Niedersachsen 11 Prozent der landesweiten Klimaemissionen aus. Ein Rückgang konnte bislang nicht erreicht werden.

Mit einem Landtagsantrag fordern die Grünen von der SPD/CDU-Regierung nun einen ambitionierteren Moorschutz und einen Ausstiegsplan für die Verwendung von Torf im Gartenbau.

Das sagen die Grünen

Julia Hamburg, Fraktionsvorsitzende

„Das Moormanagement von SPD und CDU genügt bei Weitem nicht; nicht einmal, um das bundesweite Ziel der bisherigen Bundesregierung einer Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Wir fordern daher, im Landesklimagesetz konkrete und ambitionierte Ziele für den Moorschutz zu verankern. Zudem muss die Landesregierung Farbe bekennen, welchen Beitrag das Moorland Niedersachsen leisten wird, um die Klimaziele der Bund-Länder-Vereinbarung Moorschutz zu erreichen.

Beim Moorschutz brauchen wir den großen Wurf. Daher wollen wir den Moorschutz über eine Landesgesellschaft massiv stärken, die Betreuung aller landeseigenen Moorflächen bündeln und eine zentrale Anlaufstelle für alle praktischen Fragen des nachhaltigen Moormanagements schaffen. So beschleunigen wir die Renaturierung von Mooren und bringen die torferhaltende Bewirtschaftung aus der Nische in die Fläche.“

Christian Meyer, Fraktionsvize und naturschutzpolitischer Sprecher

„Der Torfabbau geht in Niedersachsen ungebremst weiter und befeuert damit den Klimawandel und das Artensterben. Wir wollen deshalb mit einer Landesgesellschaft in den nächsten Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro investieren und dabei vor allem EU- und Bundesmittel nutzen. Wir fordern einen Ausstiegsplan für die Verwendung von Torf – und einen Genehmigungsstopp für alle neuen Torfabbauprojekte, die derzeit noch in der Pipeline sind. So ist es auch in der Bund-Länder-Vereinbarung vorgesehen. Das Land muss hier mit gutem Beispiel vorangehen und bei Auftragsvergaben und Landesbetrieben künftig ausschließlich auf torffreie Erden setzen. So entstehen für klimaschonende Landwirtschaft, Torfersatzstoffe und niedersächsische Toormoosbetriebe gesicherte Absatzmärkte. Außerdem wollen wir das Label ‚Torffrei aus Niedersachsen‘ für mehr Transparenz beim Einkaufen schaffen, denn selbst Bio-Blumenerde kann klimaschädlichen Torff enthalten.“

Hintergrund

Niedersachsen hat im Oktober 2021 eine Bund-Ländervereinbarung zum Moorschutz unterschrieben. Das erklärte Ziel ist eine Minderung moorbedingter Emissionen um jährlich 5 Mio. Tonnen pro Jahr bis 2030, das entspricht in Summe knapp der Hälfte der niedersächsischen Moor-Emissionen. Die Große Koalition verweigert bislang jedoch jede Festlegung, welchen Anteil das Land zum Erreichen dieses Ziels leisten wird. In der Bund-Länder-Vereinbarung ist auch vereinbart, keine weiteren Genehmigungen für den Torfabbau mehr zu erteilen.

Für Maßnahmen wie die Wiedervernässung von Moorböden stellt die Bundesregierung bis 2025 rund 330 Millionen Euro bereit. Weitere Mittel etwa für klimaschonende Landwirtschaft und ökologische Flurbereinigung stehen aus EU-Programmen bereit. Mehr als eine halbe Milliarde Euro könnte daher in den nächsten Jahren in den Moorschutz in Niedersachsen investiert werden.

Das Moormanagement des Landes ist behördlich zersplittert: Die Staatliche Moorverwaltung ist angesiedelt beim Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) Weser-Ems in Oldenburg, die Domänenverwaltung dagegen beim ArL Braunschweig. Die Landesforsten bewirtschaften Moorwälder, ebenso betreibt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) Wiedervernässungsprojekte.

Die Bewirtschaftung von wiedervernässten Moorböden (Paludikultur) ist klimafreundlich möglich, erfolgt bislang in Niedersachsen aber nur in Pilot- und Demonstrationsprojekten. Ein Weg ist zum Beispiel die Haltung von Wasserbüffeln auf wiedervernässtem Grünland. Oder der Anbau von Schilfrohr auf Nassstandorten zur Nutzung als Dachreet oder Dämmmaterial. Auch der Anbau von Torfmoosen als nachhaltige Alternative für den Gartenbau ist möglich. Doch klimafreundliche Paludikulturen werden in Niedersachsen bislang nur auf 0,006% der bewirtschafteten Flächen angebaut.

Die Vorranggebiete Torfabbau wurden von Rot-Grün mit dem LROP 2017 von 21.350 ha auf 3370 ha um mehr als 80 % reduziert. Doch die Verwendung des klimaschädlichen Torfs für die Anzucht von Blumen und Bäumen geht im Gartenbau unvermindert weiter. Allein 2020 wurden in Niedersachsen 7 Mio. m3 Torf abgebaut, fast 90 Prozent der deutschen Produktion. Aktuell liegen 12 neue Anträge für Moorabbauflächen in Niedersachsen vor. Der abgebaute Weißtorf wird überwiegend in Erden für Hobbygärtner und den Landschaftsbau eingesetzt. Durch die Verwendung von Torf werden jährlich in Deutschland 1,7 Mio. Tonnen CO2 emittiert.

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