Pressemeldung Nr. 129 vom

Grüne fragen nach Kehrtwende bei Glyphosat-Einsatz :Christian Meyer: Land schreddert Rettungsinseln für Bienen

Während Minister Lies mehr Flower Power bei Bienenweiden fordert, schreddert Agrarministerin Otte-Kinast die von Steuergeldern geförderten Überlebensräume für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Diese Flächen jetzt abzumähen ist umweltpolitisch absolut verantwortungslos.

Darum geht’s

In der Beantwortung einer Großen Anfrage der Grünen Landtagsfraktion äußert die Landesregierung große Besorgnis über das Insektensterben. Gleichzeitig lässt das Agrarministerium die für Bienen und andere Bestäuber angelegten ökologischen Vorrangflächen der Landwirte abmähen und schreddern.

Das sagen die Grünen

Christian Meyer, naturschutzpolitischer Sprecher

„Das Insektensterben in Niedersachsen ist dramatisch. Statt die vom Aussterben bedrohten Bienen, Hummeln und Schmetterlinge besser zu erfassen und zu schützen, zerstören SPD und CDU in diesen Tagen die letzten Rettungsinseln der Insekten: Während Minister Lies mehr Flower Power bei Bienenweiden fordert, schreddert Agrarministerin Otte-Kinast die von Steuergeldern geförderten Überlebensräume für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Diese Flächen jetzt abzumähen ist umweltpolitisch absolut verantwortungslos.“

„Gleichzeitig vollzieht die Landesregierung eine Kehrtwende beim Einsatz des Ultragiftes Glyphosat in Parks, Spielplätzen und Gleisen. Nachdem Rot-Grün 2015 einen Anwendungsstopp in den Kommunen und auf nicht bundeseigenen Gleisen erlassen hat, wird nun wieder bei Schienen und in den Kommunen die Giftspritze zugelassen. Das macht die Lippenbekenntnisse der GroKo zum angeblichen Glyphosat-Ausstieg zur Makulatur“

„Statt Bienen und ihre Lebensräume zu zerstören, müssen unsere wichtigen Bestäuber geschützt werden. Dazu muss die Landesregierung auch die großen Mengen der in Niedersachsen eingesetzter Herbizide und Insektizide in der Landwirtschaft angehen.“

Zum Hintergrund

Mit einer kleinen Anfrage fragen die Grünen nach der Zahl der Glyphosat-Genehmigungen in Kommunen und an Bahnstrecken seit dem Regierungswechsel und Ende des Glyphosat-Moratoriums.

Die Landesregierung bezeichnet das Insektensterben in Niedersachsen als dramatisch und ernst. 1 432 Insektenarten sind in eine Gefährdungskategorie der Roten Listen Niedersachsens eingestuft. Auch bei den insektenfressenden Vogelarten zeigen sich markante Bestandsrückgänge im Zeitraum der letzten 12 Jahre. Nach der aktuellen Roten Liste der in Niedersachsen gefährdeten Brutvögel (2015) sind mehr als die Hälfte der 212 niedersächsischen Brutvogelarten vom Erlöschen bedroht oder gefährdet. Seit 15. Juli 2018 dürfen die mit Umweltsubventionen für Bienen und andere Bestäuber angelegten Brachflächen und Bienenweiden abgemäht und zerstört werden.

Die Grünen fordern eine grundlegende Wende der Agrarförderung. Statt der Industrialisierung der Landwirtschaft und immer weniger Platz für Hecken, Feldraine und Brachen, sollen Naturschutzleistungen der Landwirte mehr honoriert werden. SPD und CDU in Niedersachsen setzen agrarpolitisch jedoch auf ein „Weiter so“. Ohne Bestäuber gehen die Erträge etwa im Obstbau massiv zurück. Wir rauben mit der verfehlten Agrarpolitik nicht nur den Bienen, sondern auch uns Menschen die Nahrungsgrundlage. Wir Grünen wollen daher einen Ausstieg aus allen bienengefährdenden Pestiziden, eine Wende in der Landwirtschaft für mehr Naturschutz und bienenfreundliche Flächen sowie konkrete Förderprogramme für Privatpersonen und Kommunen zu bienenfreundlichen Gärten und Flächen.

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