Tanja Meyer: Rede zur Situation in den Kinderkliniken (Akt. Stunde CDU)

Rede TOP 2a: „Hilfe für unsere Kleinsten – Kinderkliniken unterstützen, Pflegepersonal wertschätzen“ (Aktuelle Stunde CDU)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,

derzeit wird medial aufgenommen, dass unsere Kinderklinken am Limit arbeiten. Das ist ein Zustand der allerdings nicht neu ist, sondern schon seit Jahren die Praxis in den Klinken wiederspiegelt. Eine Praxis, die aus einer Politik resultiert, die auf reine Ökonomisierung im Gesundheitswesen ausgerichtet ist.

Als Mutter von zwei Kindern, die schon viele Stunden und Nächte in der Notaufnahme verbracht hat, kann ich Ihnen sagen, dass diese Situation auch mich besonders emotional trifft. Und genau deswegen finde ich es wichtig, ganz genau hinzugucken: Was wird schon gemacht, damit sich was ändert? Was müssen wir kurzfristig tun, um akut in der Situation zu entlasten und was muss langfristig passieren, damit das System stabilisiert wird und nicht „unsere Kleinsten“ (übrigens Neugeborene bis 18jährige) Leidtragende eines Systems werden, was schon lange hätte reformiert werden müssen!

Die Herausforderungen sind – und das wissen Sie - sehr vielschichtig.

Zum einen haben wir da die Frage nach der Anzahl der freien Intensivbetten, worüber vielfach medial berichtet wurde. Diese sind – nach unserem Wissensstand heute – ausreichend vorhanden. Auch in den Kinderkliniken. Was aber fehlt und warum es nicht zu einer vollständigen Belegung dieser Betten kommen kann, ist, dass uns neben Mediziner*innen, vor allem das Pflegepersonal dafür fehlt.

Dieses strukturelle Problem müssen wir und werden wir auch endlich angehen. 

Derzeit liegt die Verweildauer der Pflegekräfte im Beruf nur bei 7-8 Jahren. Das zeigt, dass es nicht nur um die Ausbildung der Fachkräfte geht, sondern im Wesentlichen auch um die Attraktivität des Arbeitsplatzes. Eine angemessene Bezahlung ist ein Teil davon, aber besonders sind es auch die Arbeitszeiten, die Unvereinbarkeit mit Familien, gerade in der Pädiatrie besonders hohe psychischen Belastungen. Hinzu kommt eine hohe Arbeitsbelastung. Und wie überall in der Pflege ist der bürokratische Anteil der Tätigkeit mit bis zu 40% der Arbeitszeit viel zu hoch!

Es muss also unser Ziel sein, und zwar mit absoluter Priorität, langfristig dieses System zu reformieren und zu stabilisieren.

Allerdings müssen wir auch kurzfristig handeln. Es ist eine akute Notlage in den Kinderklinken, die wir entschärfen müssen. Deswegen sind die kurzfristigen Mittel wichtig und richtig:

  • Die Solidarische Unterstützung der Pflegkräfte.
  • Ein Rettungsdienst der mit großem Einsatz unterstützt.
  • Die Anerkennung der Pflegekräfte, die herausragendes leisten, ist nicht hoch genug zu bewerten! Gerade deshalb brauchen sie Perspektive, dass sich etwas ändern wird.

Aber mittelfristig – liebe Kolleg*innen - brauchen wir mehr!

Wir müssen diese, wie alle medizinischen Fachberufe, attraktiver machen, von der Ausbildung an. Das fängt schon bei der grundsätzlichen Schulgeldfreiheit bzw. Vergütung an.

Und nach der Ausbildung müssen die Menschen dann aber auch im Beruf bleiben wollen oder gerne dahin zurückkommen. Arbeitszeitmodelle, angemessene Bezahlung und Bürokratieabbau habe ich hier schon angesprochen.

Zudem haben wir auch heute schon viele hochmotivierte Menschen, die in der Pflege oder als Mediziner*innen arbeiten könnten, aber auf Grund formaler Hürden nicht dürfen. Wir müssen ganz dringend die Anerkennung ausländischer Abschlüsse verbessern.

Aber wir müssen auch an die Infrastruktur ran:

Wir müssen die Digitalisierung nutzen und Klinken und Fachmediziner*innen besser vernetzen.

Und natürlich gehört auch eine angemessene bauliche Ausstattung der Klinken dazu. Ich bin froh, dass gerade durch den Nachtragshaushalt ein erster Schritt gemacht wurde, damit Klinken ihre Bauprojekte nicht stoppen müssen trotz erhöhter Kosten.

Vieles davon wird auf Landesebene umgesetzt. Und das packen wir an, das liegt uns am Herzen.

Zudem machen wir Druck auf die Bundesebene, dass die dort versprochenen Mittel fließen und Reformen auch umgesetzt werden. Aber da bin ichzuversichtlich. Denn die jetzige Bundesregierung hat – als erste übrigens - in den Koalitionsvertrag eine auskömmliche Finanzierung der Kinderklinken festgeschrieben.

Gerade in Kinderkliniken arbeiten Menschen mit besonders hoher intrinsischer Motivation. Geben wir Ihnen die Bedingungen, die sie für Ihre Arbeit brauchen. Damit unserer Kinder immer bestens versorgt werden können.

Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Unterstützung dabei!

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