Tanja Meyer: Rede zu den Gefahren der Humanen Pappilomviren (Fragestunde SPD)
Rede TOP 15a: Gefahren der Humanen Pappilomviren: Welche Maßnahmen unternimmt die Landesregierung zur Bekämpfung? (Fragestunde SPD)
- Es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleg*innen,
gut, dass wir über die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) sprechen! In meinem direkten Umfeld sind drei Frauen – alle waren jeweils etwa so alt wie ich –an den Folgen von Gebärmutterhalskrebs gestorben. Alle Krankheitsverläufe waren erschütternd.
Nina – eine von ihnen - bekam die Diagnose Gebärmutterhalskrebs im Sommer vor wenigen Jahren und es war klar, sie wird maximal noch ein halbes Jahr leben.
Nina hatte schon länger undefinierbare Schmerzen im Unterleib. Als die Schmerzen immer stärker wurden, ging sie auch mal wieder zu ihrer Gynäkologin. Sie war schon länger nicht da gewesen, weil es war ja auch irgendwie nichts und sie hatte auch immer anderes zu tun. Sie war lebenslustig, hatte drei Söhne und einen erfüllenden Beruf, in den sie sich engagiert eingebracht hat.
Nach dem Termin bei der Gynäkologin war nichts mehr wie vorher. Sie starb nach 6 Monaten.
Auch nach ein paar Jahren ist das immer noch unvorstellbar für mich und für viele Menschen, die sie gekannt haben.
Liebe Abgeordnete,
wir leben in einer Zeit und einem Land, in dem Forschung und Versorgung einen Stand haben, der uns die bestmögliche Prävention vor Krebsarten dieser Art bietet. Das ist wirklich ein Segen.
Fast alle Menschen - unabhängig vom Geschlecht - infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV.
Folgen können Genitalwarzen sein, dem folgen oft psychische Belastungen und sowohl Mädchen als auch Jungen können im Laufe ihres Lebens an HPV-bedingten Krebsarten, wie beispielsweise Gebärmutterhals- und Scheidenkrebs, Peniskrebs, Analkrebs und Krebs im Mund-Rachen-Bereich erkranken.
Es wird geschätzt, dass derzeit etwa 1 von 20 neuen Krebsdiagnosen weltweit auf HPV, zurückzuführen ist. Oder um die Dimension deutlich zu machen: In Deutschland sterben jedes Jahr fast dreimal so viele Menschen an HPV-bedingtem Krebs wie in Folge eines Verkehrsunfalls. Stellen Sie sich dafür jedes Mal eine Schlagzeile in der Zeitung oder in den NDR-News vor.
Die Anzahl der Verkehrstoten ist durch diverse Schutzmaßnahmen zum Glück deutlich gesunken. Das ist auch für die Anzahl der Toten in Folge einer HPV-Infektion oder auch für die Erkrankten an HPV möglich, denn es gibt eine vorbeugende Schutzimpfung. Diese wird durch die Ständige Impfkommission (STIKO) empfohlen, für alle Kinder. Denn auch wenn Mädchen oder Frauen häufiger von den krassen Folgen betroffen sind, übertragen zum einen Jungen oder Männer den Erreger und können auch selber erkranken.
Je früher geimpft wird, desto größer ist der Nutzen. Die Impfung sollte aber unbedingt vor dem ersten Geschlechtsverkehr durchgeführt werden.
Andere europäische Ländern, die schon länger impfen, haben einen großen Erfolg der Impfung in der Prävention gezeigt. Und wir wissen, je höher die Impfquote, desto breiter die Wirkung.
Leider ist die Impfquote in Deutschland von Anfang an nicht sehr hoch gewesen und in den Zeiten von Corona noch weiter abgesunken. Niedersachsen schneidet dabei besonders schlecht ab. Hier sind nur 55 % der Mädchen und gerade mal 17 % der Jungen gegen HPV geimpft. Darüber hinaus werden viele begonnene Impfserien nicht abgeschlossen.
Jede verhinderte Infektion zählt! Wissen kann im Fall von HPV viel Leid verhindern.
Deswegen ist jede Kampagne, wie die Aktionswoche "T(w)o be safe", die die Informationen verbessert, nur begrüßenswert.
Ich hoffe sehr, dass mehr junge Menschen, sich daraufhin gegen HPV impfen lassen.
Ich wäre froh um die Impfung gewesen.
Ninas Angehörige wären sehr dankbar, sie hätte die Möglichkeit gehabt.
Vielen Dank.