Swantje Schendel: Rede zur Verunglimpfung von Aufklärung durch die AfD
Rede TOP 35: Unsere Kinder schützen – nein zur frühkindlichen Sexualisierung (Antr. AfD)
- Es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,
bei der Vorbereitung dieser Rede habe ich mich gefragt, welche wissenschaftlichen Quellen ich heranziehen kann, um diesem Antrag zu begegnen. Denn in ihrem Antrag lehnt die AfD ja bereits die Arbeit der Weltgesundheitsorganisation oder der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ab.
Daher fragte ich mich, ob Sie immerhin an den Expert*innenmeinungen der Enquetekommission Kinderschutz aus der letzten Legislatur interessiert sind? Ich kann zumindest feststellen – die Empfehlungen zur Sexualpädagogik als Beitrag zum Kinderschutz haben Sie in Ihrem Antrag nicht nur völlig ignoriert, Sie fordern darin sogar genau das Gegenteil.
Während Sie nämlich bewusst Angst und Vorurteile schüren, beschäftigt sich die Sexualpädagogik tatsächlich damit, wie Kinder gestärkt werden können und ihnen ein positiver Umgang mit dem eigenen Körper und vor allem das Recht am eigenen Körper vermittelt werden kann.
Wenn wir Kinderschutz ernst nehmen und präventiv agieren wollen, müssen Kinder und Jugendliche in dem Wissen um ihre Rechte und Grenzen gestärkt werden, müssen sie über ihre Empfindungen sprechen können und sich im Zweifel auch Hilfe organisieren können. Eine Tabuisierung des Themas trägt dagegen zu einer höheren Gefährdung von Kindern und Jugendlichen bei.
Wissen ist der wichtigste Schritt im Schutz vor Gewalt!
Der Bericht der Enquetekommission Kinderschutz betont deshalb auch, dass die altersspezifische vorurteilsfreie Allgemeinbildung von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf den Umgang mit Sexualität sowie die Vermittlung von Kinderrechten notwendige Maßnahmen zum Kinderschutz sind.
Expert*innen sprechen sich deutlich für sexuelle Bildung von Kindern und Jugendlichen und ihren Bezugs- und Betreuungspersonen als eine Maßnahme des Kinderschutzes aus.
Ihre pauschale Abwehr dieses Themas als Ganzes und die Verunglimpfung von Sexualpädagogik als "Frühsexualisierung" leisten dagegen keinen Beitrag zur Debatte und erst recht keinen zum Schutz von Kindern
Es ist unsäglich, auf einem solchen Niveau über dieses ernste Thema diskutieren zu müssen.