Swantje Schendel: Rede zur Bekämpfung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit

Rede Swantje Schendel© Plenar TV

TOP 37 – Antrag (SPD/GRÜNE): Für ein menschenwürdiges Leben - Strategien zur Bekämpfung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Niedersachsen

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Stellen Sie sich vor, Sie verlieren morgen Ihre Wohnung. Was tun Sie? Wo schlafen Sie? Wen rufen Sie an? Für über 33.000 Menschen in Niedersachsen ist das keine Theorie. Sie standen schon vor dieser Frage. Und haben darauf keine ausreichenden Antworten gefunden.

Deshalb sagen wir heute und hier: Niemand soll durch unser soziales Netz fallen.

Wohnungslosigkeit ist kein Randthema. Wohnungslose – das sind keinesfalls nur suchtkranke Menschen oder „Kriminelle“, wie die CDU es in ihren Beiträgen und Anfragen suggeriert. Es betrifft Menschen mitten in unserer Gesellschaft: den Rentner, der die Miete nicht mehr zahlen kann. Die Mutter, die mit ihrem Kind vor Gewalt flieht. Junge Erwachsene ohne Ankerpunkt. Auch über 10.000 Kinder und Jugendliche sind betroffen.

Was diese Menschen nicht brauchen: Stigmatisierung. Wer Wohnungslosigkeit vor allem mit „Drogenszene“, Kriminalität und Ordnungsrecht verknüpft, der schafft keine Lösungen. Der schafft Misstrauen. Der schafft Stigma. Der grenzt aus und erschwert den Weg raus aus der Wohnungslosigkeit.

Liebe Kolleg*innen, die Wahrheit ist: Die meisten Betroffenen sind nicht suchtkrank oder straffällig. Es sind oft Schicksalsschläge, Jobverlust, Krankheit oder Trennung, die zur Wohnungslosigkeit führen. Nicht der „Kontrollverlust“, sondern fehlender Wohnraum ist das Problem.

Statt in Sicherheitslogik zu denken, die ja dann oft zu Repression oder ordnungspolitischen Maßnahmen führen, brauchen wir niedrigschwellige Unterstützung, Wohnraumvermittlung, Housing First. Genau das gehen wir mit unserem Antrag an.

Und ich will es mal so formulieren: Wer den öffentlichen Raum schützen will, muss sozialen Halt schaffen – und eben nicht Grenzen ziehen. Ich würde mir wünschen, dass wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, statt auf Zuschreibungen zurückzugreifen. Von Ihnen kam im Ausschuss nicht ein konstruktiver Vorschlag zur Ergänzung unseres Antrags. Ganz ehrlich: eine bessere Oppositionsarbeit ist machbar. Stimmen Sie hier doch wenigstens zu. 

 

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