Sina Beckmann: Rede zur Meyer-Werft (Aktuelle Stunde SPD)

Rede Sina Beckmann© Plenar TV

Rede TOP 14b: Neustart für die Meyer-Werft – Beschäftigung und Know-how in der Region sichern, Spitzentechnologie und zivilen Schiffbau in Deutschland erhalten (Akt. Std. SPD)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen,

die Meyer Werft gibt es seit über 220 Jahren. 1795 mit Holzseglern gestartet, ist sie heute eine der modernsten und größten Werften weltweit, Wirtschaftsfaktor im nördlichen Emsland, Arbeitsgeberin für tausende Menschen. Vielen ist sie bekannt durch die gut 55 Kreuzfahrtschiffe, die mit viel Ingenieurskunst für die Weltmeere gebaut wurden.

Der Kreuzfahrt-Tourismus boomt, die Auftragsbücher der Werft sind gut gefüllt. Die Meyer Werft kann Kreuzfahrtschiffe und hat sich durch hohe Qualitäts-Standards und technologische Innovationen weltweit einen guten Namen gemacht. Aber, und das möchte ich nicht unerwähnt lassen, bei der ökologischen Nachhaltigkeit gibt es noch einigen Nachholbedarf, genauso wie bei den betrieblichen Strukturen. Und doch bin ich stolz darauf, ein solches Traditionsunternehmen in Niedersachsen zu wissen!

Wir müssen heute über die ernste finanzielle Lage des Unternehmens sprechen. Obwohl neue Aufträge vorliegen und obwohl das Land Niedersachsen bereits im letzten Jahr mit einer Bürgerschaft unterstützt hat, fehlt es der Meyer Werft an Liquidität.

Das, meine Damen und Herren, hat mehrere Gründe. Durch die Corona-Pandemie gab es Engpässe der Lieferanten und Zahlungsengpässe der Auftraggeber durch den nicht stattfindenden Tourismus. Die geplanten Einnahmen kamen nicht, denn der Großteil des Geldes fließt immer erst zur Fertigstellung eines Schiffes.

Unsere Landesbürgschaft im letzten Jahr reicht jetzt nicht mehr, die Meyer Werft braucht weitere Unterstützung. Es geht um gut 3.300 direkte Jobs und um über 10.000 Arbeitsplätze in den Zulieferbetrieben. Es geht auch um Innovationen ‚Made in Niedersachsen‘ und um die Wirtschaftskraft einer gesamten Region.

Dabei steht die Meyer Werft schon länger nicht mehr nur auf einem Bein. Außer dem Bau von Kreuzfahrtschiffen hat man sich deutlich breiter aufgestellt. Mit dem Bau von Konverter-Plattformen für die Offshore-Windkraft - unerlässlich für die Energiewende! Oder mit Meyer-Refit, die bestehenden Kreuzfahrtschiffe modernisieren, um Effizienz und Nachhaltigkeit erhöhen. Und mit dem ALFRED Maritime IT-Startup, dass durch KI die Energieerzeugung und -nutzung auf den Schiffen optimiert.

All das sind positive Entwicklungen und wir schätzen das vielschichtige Engagement.

Und unser Landes-Engagement hängt aber nicht zuletzt auch davon ab, dass die Meyer Werft zukunftsfähig ist. Es ist gut, dass der jetzige Fokus zunächst auf externen, privaten Investoren liegt. Allerdings steht auch weitere Landes-Initiativen im Raum. Für uns als Fraktion von Bündnis90/ Die Grünen ist klar, dass dieses Engagement in der Größenordnung nur funktionieren kann, wenn der Sitz der Meyer Werft in Niedersachsen, genauer in Papenburg ist.

Um gemeinsam stark zu handeln, braucht es auch einen Aufsichtsrat, in den sich die Landesregierung und auch Arbeitnehmervertretungen einbringen können. Wir brauchen starke, gefestigte Strukturen, wie sie für so eine Unternehmensgröße angemessen sind. Und ja, es geht auch um Kontrolle, denn mögliche Hilfen kommen durch öffentliche Gelder, damit müssen wir verantwortungsvoll umgehen!

Und es stellen sich natürlich auch Fragen an die Meyer Werft. Zum Beispiel zur Nachhaltigkeit - der Kreuzfahrt-Tourismus gilt jetzt ja nicht als Vorreiter beim Klimaschutz. Da frage ich: „Wohin geht die Reise da konkret? Wie wird die Meyer Werft klimafreundlicher? Und wie wird der Masterplan Ems umgesetzt, in dem Natur und Wirtschaft den gleichen Rand haben? Welchen Wert haben Arbeitsplätze und wie wird zukünftig mit Werksverträgen umgegangen? All dies müssen wir bei einer möglichen Beteiligung gemeinsam besprechen.

Heute trage ich einen Blazer aus der Blaudruckerei in Jever. Er symbolisiert nicht nur regionale Handwerkskunst und Tradition, sondern auch die Verbundenheit zu meiner Heimat. Genauso wie die Blaudruckerei ein Beispiel für erfolgreiches regionales Handwerk ist, ist die Meyer-Werft aus Papenburg ein starkes Beispiel für Spitzentechnologie und Innovationen im maritimen Bereich. Das soll so bleiben!

Wir stehen an Ihrer Seite, liebe Belegschaft. Wir wollen weiterhin gute und hochwertige Arbeitsplätze im Emsland sichern und eine nachhaltige grüne Industriepolitik, ökologisch und ökonomisch, unterstützen. Deshalb prüfen wir jetzt sorgfältig und mit allen Beteiligten gute Lösungen. Dabei hat der Bund für uns auch eine entscheidende Rolle - nicht zuletzt, weil die Werften-Strukturen in Deutschland eine große Bedeutung für Deutschland haben. Aus einem Dreiklang kann ein Quartett werden: das finanzielle Engagement der Familie Meyer, das Einwerben eines privaten Investors sowie die Unterstützung vom Land und dem maßgeblichen Beitrag vom Bund als Tademlösung können hier Maßstäbe für die Zukunft setzen und eine gesamte Region nachhaltig aufstellen. Und genau daran arbeiten wir!

Vielen Dank.

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