Rede Ursula Helmhold: Medien- und Informationskompetenz als Kulturtechnik in Niedersachsen verankern und ausbauen

Landtagssitzung am 21.06.2012

Ursula Helmhold, MdL

Anrede,

gegenüber der im September 2011 veröffentlichten Entwurfsfassung des Landeskonzepts "Medienkompetenz in Niedersachsen" ist das jetzt vorliegende Landeskonzept in verschiedenen Punkten verbessert worden. Ursächlich dafür waren sicherlich die von vielen Seiten geäußerte Kritik und auch der vorliegende Antrag der SPD. Das nun vorliegende Landeskonzept geht in vielen Punkten in die richtige Richtung. Jedoch der übergroße Teil des Konzepts beschreibt vor allem den Ist-Zustand, "Meilensteine zum Ziel", wie es im Titel heißt, werden kaum gesetzt. Welche Schritte zur Umsetzung getan werden sollen und vor allen Dingen bis wann konkret bleibt an vielen Stellen im Unklaren. Und natürlich kann man auch zu diesem Werk sagen, dass Papier einigermaßen geduldig ist. Im Konkreten wird es dann schon schwieriger, so den Aussagen zu den erforderlichen curricularen Vorgaben.

Aber noch entscheidender wäre die Medienkompetenz der Lehrkräfte.

Bisher sind Lehrerfortbildungen im Medienbereich noch nicht verbindlich, möglicherweise ist dies auch eine Ursache für die leider zu beobachtende Zurückhaltung. Insgesamt sind die Ausführungen zur Medienbildung in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften nicht sehr aussagekräftig. Dabei liegt hier eine Schlüsselstelle für die Entwicklung von Medienkompetenz im gesamten Schulbereich. Mediale Analphabeten sind kaum in der Lage Schülerinnen und Schülern diese Kompetenz zu vermitteln.

Eine bedeutende Rolle in der Vermittlung von Medienkompetenz nimmt in Niedersachsen die Landesmedienanstalt ein, für deren Einsatz ich mich hier einmal bedanken möchte.

Unter anderem unterhält sie im Land 6 Multimediamobile, deren Mitarbeiter ihr profundes Wissen sehr gern mit Lehrkräften an Schulen teilen würden. Leider ist die Nachfrage nicht so hoch, wie die Defizite an den Schulen es vermuten lassen. Hier würde ich mir mehr Unterstützung seitens des Kultusministeriums wünschen.

Angesichts der zentralen Rolle, die die niedersächsischen Bürgersender seit vielen Jahren bei der Vermittlung von Medienkompetenz in Niedersachsen einnehmen, ist es schade, dass die Bürgersender lediglich in der dem Konzept anliegenden Projektliste Erwähnung gefunden haben.

Dem Thema Medienkompetenz in der Erzieherausbildung widmen die sogenannten "Meilensteine" eine knappe Seite. Wobei man hier im Gegensatz zu den Bereichen Schule, beruflicher Bildung oder Aus- und Fortbildung von Lehrkräften offenbar nirgendwo hin will, denn Zielvorgaben suchen wir vergebens. Dabei wäre dies bitter nötig, denn eine empirische Studie zur Medienkompetenz von Erzieherinnen und Erziehern in Kindergärten, die die Landesmedienanstalt dankenswerterweise in Auftrag gegeben hat, zeigt das Erzieherinnen und Erzieher das Thema mehr oder weniger meiden, was damit zusammenhängen mag, dass die Befragten selbst angeben, dass sie ihre Medienkompetenz sehr schwach ausgeprägt finden. Die Landesregierung scheint diese Studie bis dato nicht zur Kenntnis genommen zu haben.

Nicht eine einzige Zielvorgabe des Konzepts wurde mit einem Zeithorizont hinterlegt. Das ist schade und uns wie vieles andere in diesem Konzept zu wenig. Herzlichen Dank.

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