Rede Ursula Helmhold: Hospiz- und Palliativversorgung: Sterbekultur zukunftsorientiert weiterentwickeln

Landtagssitzung am 28.09.2012

Ursula Helmhold, MdL

Anrede,

„Schwerstkranken und sterbenden Menschen ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod zu ermöglichen und ihnen beim Sterben zur Seite zu stehen, ist eine wichtige und verantwortliche Aufgabe. Eine qualitätsgesicherte und flächendeckende hospiz- und palliativmedizinische Versorgung ist deshalb von entscheidender Bedeutung.“

Ich denke, über diese Zielsetzung sind wir uns alle einig. Es ist richtig, Niedersachsen ist durch die damalige Initiative Frau von der Leyens und das auf dem damals erarbeiteten Gutachten basierende Handlungskonzept zum Aufbau der Palliativstützpunkte unter den Ländern zum Vorreiter bei der palliativmedizinischen Versorgung geworden.

Es bestehen aber noch Lücken, zum Beispiel in der Wesermarsch, in Diepholz, in Verden und Helmstedt, die dringend geschlossen werden müssen.

Und wir haben dringenden Handlungsbedarf in den Bereichen Qualitätssicherung in Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe, bei der palliativmedizinischen und psychosozialen Betreuung für Menschen mit Behinderungen und Pflegebedürftige. Hier mangelt es an ausreichend qualifiziertem Personal für die Sterbebegleitung und die palliativmedizinische Behandlung.  

Das verschärft sich bei den in Niedersachsen herrschenden Rahmenbedingungen in der Pflege: noch immer gehören die Pflegesätze in den niedersächsischen Heimen zu den niedrigsten in den westdeutschen Bundesländern, in vielen Einrichtungen werden Dumpinglöhne gezahlt, sind MitarbeiterInnen tätig, die wenig Ausbildung mitbringen. Dies sind schlechte Rahmenbedingungen für Sterbebegleitung und palliativmedizinischen Versorgung.

Wir Grüne sind nicht der Meinung, dass es der Einrichtung einer zentralen Geschäftsstelle bedarf, die die Palliativ- und Hospizarbeit landesweit organisiert. Hier scheint die Landesregierung einen Posten schaffen zu wollen, der keineswegs von allen gewollt wird. Das hat auch die Anhörung ergeben.

Viel sinnvoller wäre es, die niedersächsische Hospizstiftung besser zu unterstützen, damit diese ihre segensreiche Arbeit in Zusammenarbeit mit der LAG Hospiz im Bereich der Fort- und Weiterbildung, der Beratung und des Erfahrungsaustausches besser fortführen kann. Hier mangelt es bisher an einem eindeutigen Willen der Landesregierung.

Um der Bedeutung der Krankenhäuser in diesem Zusammenhang gerecht zu werden, sollte die palliativmedizinische Versorgung im Krankenhausplan gesondert abgebildet werden.

Wir brauchen Zugänge für Menschen mit Migrationshintergrund und eine bessere Verzahnung vom ambulanten und stationären Sektor.

Und nicht zuletzt: Wir brauchen das Engagement der vielen Ehrenamtlichen. In über 120 Hospizvereinen engagieren sich etwa 13500 Menschen. Sie sind das Rückgrat der Versorgung und haben unendlich viel dazu beigetragen, Menschen ein würdiges Lebensende  zu ermöglichen und das Thema in die öffentliche Aufmerksamkeit zu holen.

Und während Sie in Ihrem Antrag fast eine Seite lang quasi jedes einzelne Palliativbett in Niedersachsen aufzählen, scheinen Ihnen die Menschen nicht ein einziges Wort wert zu sein.

Das haben wir nachgeholt und deshalb sollten auch Sie unserem Änderungsantrag zustimmen.

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