Rede Ursula Helmhold: Der demographische Wandel braucht eine andere Politik – Geriatrische Versorgung in Niedersachsen ausbauen und stärken

Landtagssitzung am 22.06.2012

Ursula Helmhold, MdL

Anrede,

im September vergangenen Jahres hat meine Fraktion Ihnen einen Entschließungsantrag vorgelegt, der sich mit der Verbesserung der geriatrischen Versorgung in Niedersachsen beschäftigt. Ausgangspunkt waren die steigenden Zahlen älterer Menschen. Ausgehend vom Basisjahr 2008 wird beispielsweise die Zahl der über 80jährigen bis zum Jahr 2030 um 53  Prozent von 408.000 auf 625.000 steigen.

Darauf hat sich auch das Gesundheitssystem einzustellen. Wir wissen, dass eine spezialisierte und auf den alten, kranken Menschen zugeschnittene Krankenhausversorgung geeignet ist dessen Lebensqualität entscheidend zu verbessern, Pflegebedürftigkeit zu vermindern und in vielen Fällen zu verhindern. Der multiprofessionelle Therapieansatz ermöglicht sehr vielen Menschen nach einer stationären medizinischen Behandlung wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückzukehren.

Auch in diesem Fall ist es uns erfreulicherweise nach intensiven Beratungen im Ausschuss und einer umfangreichen Anhörung gelungen das Thema so zu beraten, dass vier Fraktionen heute einen gemeinsamen Antrag verabschieden können und wollen. Wir wollen dass in Niedersachsen bis Mitte nächsten Jahres in Zusammenarbeit mit den zuständigen Akteuren ein weiterführendes Konzept zur sektorenübergreifenden medizinischen Versorgung der älteren Bevölkerung in Niedersachsen entwickelt wird.

Folgende Punkte sind uns dabei wichtig:

Die Geriatrie wird in Forschung und Lehre ausgebaut und durch eigenständige Lehrstühle an den Hochschulen gestärkt. Bislang ist es so, dass nur an der Medizinischen Hochschule Hannover ein klinisch tätiger Geriater in dem Lehrbetrieb eingebunden ist. Wenn aber die Medizinstudenten nicht bereits im Studium die Geriatrie als ein wichtiges eigenständiges medizinisches Fachgebiet erleben, kann kaum erwartet werden, dass sie in ihrem weiteren Berufsleben diesen Schwerpunkt vordringlich für sich entdecken werden. Dasselbe gilt für die Weiterbildungsordnung für Ärzte in der der Schwerpunkt Geriatrie aufgewertet werden soll, ebenso wie in der Aus- und Weiterbildung von Pflegefachkräften.

Wir wollen die Versorgung mit geriatrischen Zentren ausbauen. Ziel ist eine bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit geriatrischer stationärer Akutversorgung und Rehabilitationsleistungen. Einer Erhebung des Bundesverbandes Geriatrie zufolge ist das Angebot stationärer geriatrischer Betten in Niedersachsen bislang nämlich nur halb so groß wie im Bundesdurchschnitt. Insbesondere in ländlichen Gebieten gibt es eine erhebliche Unterversorgung. Wir wollen die geriatrischen Zentren da entwickeln wo Krankenhäuser aufgrund ihrer Größe Schwerpunktaufgaben wahrnehmen können. Um diese Zentren herum sollen die bestehenden geriatrischen Netzwerke weiter entwickelt werden bzw. wo erforderlich auch neue aufgebaut werden. Diesen Kompetenzzentren kommt eine besondere Bedeutung zu, denn sie sollen Beratungen zu Fragen der Altersmedizin für jede Bürgerin und Bürger aber auch Qualifizierungen anbieten und insgesamt Vernetzungsaufgaben wahrnehmen.

Daneben sollen Konzepte zur strukturierten ambulanten und mobilen geriatrischen Rehabilitation mit dem Ziel der Vereinbarung eines Rahmenversorgungsvertrages erarbeitet und umgesetzt werden.

Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit, die zu diesem gemeinsamen Antrag geführt hat.

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