Rede Ursula Helmhold: Aufklärungsoffensive vor und während der Fußball-WM 2006 ? Rote Karte für Zwangsprostitution und Menschenhandel

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Anrede,
im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist mit einer steigenden Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen an den Austragungsorten zu rechnen.
Zahlreiche Prostituierte werden aus diesem Grunde aus dem Ausland nach Deutschland einreisen, wobei viele von ihnen mit Gewalt zu dieser Arbeit gezwungen werden. Denn Zwangsprostitution und Menschenhandel sind ein lukratives Geschäft. Die "Ware Frau" bringt dem international organisierten Verbrechen Milliardengewinne, die höher sind als die aus illegalem Drogen- und Waffenhandel.
Zahlreiche Frauenverbände nehmen deshalb die Weltmeisterschaft zum Anlass, um auf das Schicksal der betroffenen Frauen hinzuweisen.
Der Deutsche Frauenrat hatte bereits im September 2005 an den Deutschen Fußball-Bund appelliert, sich gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution auszusprechen. Bislang hat der DFB es jedoch abgelehnt, sich mit dem Problem zu beschäftigen. Herr Mayer-Vorfelder erklärte für den DFB, man wolle sich mit dem "leidigen Thema" nicht befassen. Die Spieler der Nationalelf sind jedoch für viele Männer und Jugendliche Idole und Vorbilder, deshalb könnten sie mit einem eindeutigen Bekenntnis gegen Zwangsprostitution sehr glaubwürdig vermitteln, dass sie persönlich Menschenhandel und Zwangsprostitution die rote Karte zeigen, weil es in der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung steht, betroffenen Frauen aus dieser menschenrechtswidrigen Zwangslage herauszuhelfen
Fraueninitiativen, Bundes- und Länderfrauenräte, so der Landesfrauenrat Niedersachsen in einer einstimmig verabschiedeten Resolution am 5. November 2005, fordern deshalb eine Aufklärungsoffensive gegen die Zwangsprostitution und den Menschenhandel vor und während der Fußball-WM 2006, die dem organisierten Verbrechen entgegentritt, Freier sensibilisiert und Opfern hilft, sich um Unterstützung an einschlägige Fraueneinrichtungen oder auch an die Polizei zu wenden.
Der Landesfrauenrat Niedersachsen führt die Kampagne "Gegen Zwangsprostitution - Freier haben Verantwortung" durch, die am 2. Februar in Wolfsburg startet.
Es geht hierbei nicht um eine Kampagne gegen Prostitution. Es geht auch nicht um eine Kampagne gegen den Fußball oder seine Fans.
Vielmehr soll anlässlich des großen Ereignisses auf die begleitenden eklatanten Menschenrechtsverletzungen aufmerksam gemacht werden. Freiern ist oft nicht bewusst, welche Ausmaße die Zwangsprostitution inzwischen erreicht hat. Aber wir meinen, dass Freier aufmerksam sein sollen. Sie sollen Verantwortung für die geschundenen Frauen übernehmen und auf Anzeichen von Zwangsprostitution achten. Sie können darauf achten, ob die Frauen verletzt oder eingeschüchtert sind, ob sie sich überhaupt verständigen können, oder ob sie das Geld für ihre Leistung nicht selbst erhalten. In einem solchen Fall sollte ein Freier- durchaus auch anonym - eine Fachberatungsstelle, zum Beispiel Kobra, informieren.
Zur Zeit wird unter der Federführung von Kobra, gemeinsam mit der Landeshauptstadt und dem Landeskriminalamt und finanziert vom Landespräventionsrat, ein Aufklärungsspot erstellt, der auf den Großleinwänden in Niedersachsen gezeigt werden soll.
Es wäre schön, wenn der Ministerpräsident sich dafür einsetzen würde, dass dieser Spot auch in den Stadien gezeigt werden könnte. Vielleicht kann ja Herr Wulff den Präsidenten des DFB von der Bedeutung des "leidigen Themas" überzeugen.
Schließlich hat das Land dem DFB ja auch einiges an Mitteln zur Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung gestellt.
Anrede,
der Handel mit Frauen zum Zweck der Ausbeutung insbesondere in der Prostitution ist ein besonders menschenverachtendes und abscheuliches Verbrechen.
Es gilt, jede Möglichkeit zur Aufklärung und Verhinderung sowie zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu nutzen und zu unterstützen, um den Machenschaften der organisierten Kriminalität in diesem Bereich den Nährboden zu entziehen.
Auch wenn Sie sich unserem Antrag nicht anschließen konnten, begrüßen wir doch Ihre Bereitschaft zu einer gemeinsamen Initiative. Die Begründung unseres Antrags, die Sie nicht unterstützen wollten, habe ich im Wesentlichen vorgetragen.
Damit die Landesregierung möglichst schnell handeln kann, beantrage ich die sofortige Abstimmung des gemeinsamen Antrags.
Jede Frau, die aus den Fängen des organisierten Verbrechens befreit werden kann, ist alle Anstrengungen wert.

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