Rede Susanne Menge: Fahrradland Niedersachsen stärken

- Es gilt das gesprochene Wort -

 Anrede,

“Radfahren ist ein großer Teil der Zukunft. Es muss so sein. Es läuft etwas falsch in einer Gesellschaft, die mit dem Auto zum Training ins Fitnessstudio fährt.” (Bill Nye, US-amerikanischer Wissenschaftler und Fernsehmoderator)

„Für alle, die das Rad bewegt“ – unter diesem Motto fand am vergangenen Wochenende die Bike-Konferenz in Hannover statt.

Wissen Sie, was „Copenhagenize Europe“ bedeutet? Es hat viel zu tun mit positiven Botschaften, damit, Lebensqualität in die Städte zu holen – oder besser zurückzuholen, es hat zu tun mit Ideen für eine andere, neue Infrastruktur, mit der demokratischen Stadt, in der Räume geteilt und kommunikativer gestaltet werden, es hat zu tun mit praktischem Fahrraddesign, es reizen  ökonomische Entwicklungsperspektiven, Radfahren ist gesund und bringt Spaß. Wenn die Bedingungen stimmen.

Dass Radfahren die Umwelt schützt, wird übrigens bei Befragungen erst an fünfter Stelle genannt. Schnelle Erreichbarkeit des Ziels, kostengünstiges Transportmittel, Fitness und eine positive Stimmung rangieren auf den vorderen Plätzen. Also, liebe Kolleginnen und Kollegen – lassen Sie uns vom  europäischen Ausland lernen und diesem Antrag weitere Initiativen folgen.

Die Zeiten könnten besser nicht sein: Das Auto ist nicht mehr das Statussymbol, immer weniger junge Menschen erwerben überhaupt noch einen Führerschein, StadtplanerInnen denken Städte neu, Lebensqualität ist das Thema.

Wien, Kopenhagen, aber auch Paris und London ziehen kräftig an, was die Weiterentwicklung der fahrradfreundlichen Stadt betrifft. So werden in diesen Städten inzwischen 25 – 28 Euro pro Kopf für die Fahrradinfrastruktur ausgegeben, während es in deutschen Städten im Durchschnitt 2 Euro pro Kopf sind.

Unser Antrag gibt die Richtung vor. Wir wollen Bewegung bringen in die Fortschreibung unseres Radwegekonzepts, sind überzeugt davon, dass mit dem Wandel unserer Mobilität auch die  Straßenverkehrsordnung geändert werden muss, schaffen Anreize für fahrradfreundliche Kommunen und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen, die sich in einer Woche als Verein konstituiert und sicherlich eine starke Schubkraft entwickeln wird für Innovation.

Meine Damen und Herren,

“Zu lange hat sich Verkehrspolitik und Stadtplanung dem fließenden Autoverkehr verschrieben. Das hat tiefe Spuren in den Kommunen hinterlassen, die nun korrigiert werden. Dem Fuß- und Radverkehr wird zu Recht heute mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Eine neue Mobilitätspolitik muss den Umweltverbund (ÖPNV – Rad- und Fußverkehr) stärken. Da schafft mehr Lebensqualität, schützt Klima und die Umwelt und hält gesund. Fuß- und Radverkehr ist übrigens für die Kommunen eine vergleichsweise preiswerte Verkehrsform.” (Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg, *1952)

Ziel ist es, dass wir unseren begrenzten Raum, vor allem in den Städten, optimal nutzen, womit sich  ganz neue Chancen für mehr Lebensqualität in den Städten eröffnen. Stellen Sie sich einfach mal vor, dass all das, was wir als autofahrende Nation an Infrastruktur voraussetzen, für RadfahrerInnen gilt: breite Wege, Radschnellwege, Servicestationen, Park- bzw. Abstellflächen mit Pumpstation, ausreichende Aufstellflächen an Kreuzungen und vieles mehr.

AutofahrerInnen würden es nicht akzeptieren, ihr Auto so zu parken, dass unweigerlich der Lack zerkratzt wird, man kaum aussteigen kann, oder sie würden wie wild hupen, wenn ein Lieferfahrrad sich einfach auf die Straße stellte. An Baustellen würden sie die Krise kriegen, wenn maximal eine schmale Schotterpiste in Gehwegbreite vorhanden wäre, um Sie an der Baustelle vorbeizuführen, oder wenn gar keine Umwegung vorhanden wäre und sie Ihr Auto durch die Baustelle schieben müssten. Dies ist aber ein Stück Fahrradrealität.

Während der letzten Diskussion zu diesem Antrag wurde doch tatsächlich wieder einmal darauf hingewiesen, dass wir bitte mit diesem Antrag das Auto nicht vergessen dürften, denn das sei wichtig und so weiter.

Bislang allerdings haben wir bei keinem Antrag zum Autobahnbau oder zu Umgehungsstraßen das Fahrradfahren und den Radwegebau hervorgehoben. Darüber ließe sich reden.

Dies ist ein Antrag zum Fahrradland Niedersachsen. Es ist ein Antrag zur Weiterentwicklung einer wunderbaren Fortbewegungsart mit neuen Chancen für eine veränderbare Infrastruktur und eine bessere Lebensqualität.

Ich hoffe auf Zustimmung und danke Ihnen fürs Zuhören.

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