Rede Susanne Menge: Antrag FDP - Die Einführung von Öko-Linern (Lang-Lkw) ermöglichen und nicht verhindern!

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Frau Präsidentin/Sehr geehrter Herr Präsident,

sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

„Sprache gibt nicht das Denken wieder, sondern das Denken vollzieht sich in der Sprache.“, so Humboldt.

Wie wird aus Denken Sprache, wie verhalten sich Denken und Sprache zueinander und inwiefern bildet Denken „die“ Wirklichkeit ab?

Die Wirklichkeit eines Entsorgungsparks zum Beispiel, in dem tatsächlich radioaktiver oder hochgiftiger Müll gelagert wird. Oder die Wirklichkeit der Personalfreistellungen, die Entlassung bedeuten. Oder die Wirklichkeit eines Minuswachstums, das Rezession ist.

Mit Euphemismen verhüllt man bewusst Sachverhalte, um Empörung zu verhindern und um die Realität zu verschleiern.

Was ist die Wirklichkeit eines Ökoliners? Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch von bis zu 30 Prozent, die Reduktion der CO2-Emissionen um mehrere hundert Tonnen, trägt der Gigaliner zur dringend notwendigen Effizienzsteigerungen im gesamten Güterverkehr bei? Wird das Verkehrsaufkommen tatsächlich reduziert, weil zwei Gigaliner drei Standard-Lkw ersetzten? Und wird aufgrund der Achslast die Straßeninfrastruktur weniger belastet als mit herkömmliche LKW?

Ja, sagt der Bundesverband der Spediteure und Logistiker und sagt die IHK.

Aber warum gibt es dann Widerstand?

Weil sich die Wirklichkeit eines 25,5, Meter langen und 44 Tonnen schweren Megatrucks, Gigaliners oder Monstertrucks anders aussieht.

Während der Testphase musste man feststellen, dass 25 Bahnübergänge für Gigaliner in vier Bundesländern aus Sicherheitsgründen gar nicht passierbar sind.

Rückwärtsfahren, Rangiermanöver und das Einfahren in Kreisverkehre und Kreuzungen haben Staus und erhebliche Schäden am Straßenrandbereich oder an Rad- und Fußwegen verursacht.

Der ADAC befürchte massive Sicherheitseinbußen auf Landstraßen. Er begründet dies damit, dass Pkw-Fahrer mehr Zeit benötigten, um die überlangen Lkw zu überholen. Interessant seien vor allem die Ergebnisse, wie viel Zeit so ein Riesen-Laster benötige, bis er Ampelanlagen geräumt habe.

Wer gefährdet hier eigentlich mit seinen verkehrspolitisch fragwürdigen Forderungen unsere Infrastruktur? Doch wohl eindeutig Sie von CDU und FDP, die durch ihre Lobbybrille schauen und die Gesamtheit der Problematik negieren.

Wir wollen mehr Sicherheit. Bereits heute ist an jedem fünften Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang ein Lkw beteiligt. Aufgrund ihres hohen Gewichts haben Gigaliner längere Bremswege, Unfälle würden weitaus größere Schäden nach sich ziehen.

Wir wollen die Voraussetzungen stark verbessern, immer mehr Güter auf die Schiene zu verlagern. Das Transportaufkommen auf der Straße und die Fahrtenhäufigkeit werden durch Gigaliner deutlich zunehmen und bisherige Schienentransporte könnten auf Gigaliner verlagert werden. Ergo erhöhen sich das Verkehrsaufkommen und damit der CO2-Ausstoß.

Zum Vergleich: CO2-Emissionen von Lkw im Güterverkehr sind mehr als 4,5 Mal so hoch wie ein entsprechender Transport per Zug.

Herr Ramsauer hat gegen die Ablehnung durch den Bundesrat mit nur sechs Bundesländern und mit Einschränkungen Hamburgs den Feldversuch durchgesetzt. Statt der geplanten 400 Fahrzeuge sind tatsächlich nur - und zum Glück - 28 unterwegs, was die wissenschaftliche Auswertung äußerst fragwürdig erscheinen lässt.

Abschließend ein gelungener Schlusskommentar des VCD: „Straßen, Brücken, Tunnel, Leitplanken, Parkplätze, Bahnübergänge ? unsere Verkehrsinfrastruktur ist weder für 60-Tonner noch für eine Lkw-Länge von 25,25 Meter ausgelegt. Die Infrastrukturkosten, die allein beim Ausbau von Brücken für Lkw über 40 Tonnen entstehen, schätzt das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) auf bis zu acht Milliarden Euro. Hinzu kommen enorme Kosten für Reparaturen die im gesamten Straßennetz anfallen würden, falls Gigaliner den Verschleiß beschleunigen. Bereits ein einziger 40-Tonnen Lkw belastet den Straßenbelag so stark wie 60.000 Pkw! Aufgrund ihrer Größe können Gigaliner viele Ziele innerhalb von Städten zudem gar nicht anfahren. Es müssten extra Umladepunkte für den Zubringerverkehre mit Standard-Lkw eingeführt werden.“

All das wollen wir nicht und können auch all diejenigen nicht wollen, die eine Mobilitätswende voranbringen und die einen vernünftigen Umgang mit unserer Infrastruktur anmahnen.

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