Rede Ralf Briese: Aktuelle Stunde “Nach der Tragödie von Winnenden: Die Gesellschaft braucht weniger Waffen!

Meine Damen und Herren,

es gibt nach einer so grausamen Tragödie – nach einem unfassbaren Verbrechen – keine schnellen oder einfachen Lösungen. Es bleibt immer etwas Unerklärliches und Unverstehbares wenn Menschen wahllos töten. Der Mensch bleibt ein großes und manchmal dunkles Geheimnis und lässt sich in kein einfaches Raster pressen.

Aber, meine Damen und Herren, die Politik ist trotzdem aufgerufen –

ja verpflichtet – nach einem Mord an 15 Menschen über Ursachen, Prävention und Risikominimierung zu diskutieren.

Ich finde, der SPIEGEL von dieser Woche stellt eine wichtige und richtige provokante Frage: Warum braucht diese Gesellschaft derart viele Waffen im Privatbesitz? Warum haben wir über 10 Millionen! – eine unglaublich hohe Zahl – Waffen in privater Hand? Warum muss eine Familie 16 Gewehre und Handfeuerwaffen im Haus haben und dazu mehrere 100 Schuss Munition. Wofür ?

Das hat mit Vernunft, mit Verstand und mit Mäßigung nichts mehr zu tun! Und es gehört doch zur Wahrheit dazu, dass alle Amokläufe in den letzten 10 Jahren in Deutschland – und wir hatten jetzt schon 5 davon! – mit legalen Waffen verübt worden sind. 15 Menschen wurden getötet, viele schwer verletzt, manche traumatisiert für ihr Leben. Das muss doch endlich Konsequenzen haben!

Herr Innenminister: Sie sind in dieser Frage angesprochen! Sie sind ja sonst nicht bange und verlegen nach Verboten und Kontrollen zu rufen, sei es bei PC-Spielen, Alkohol- oder Moscheekontrollen. Gerne betonen Sie das Gewaltmonopol des Staates und das Recht auf Leben und Sicherheit! Warum sind Sie so seltsam stumm, wenn es um das Waffenrecht geht? Warum fordern Sie monatlich PC-Spiele-Verbote, aber blenden aus, dass Menschen mit echten Waffen getötet werden?

Lassen Sie uns endlich zu einer aufgeklärten Kriminal- und Präventionspolitik kommen! Ich biete Ihnen heute an: Die Grünen sind einverstanden mit einem schärferen PC-Spiele-Verbot! Wir setzen mehr Spiele auf den Index und wir versuchen den virtuellen Schund einzudämmen. Aber gleichzeitig müssen wir dann auch die Zahl der Waffen in dieser Gesellschaft deutlich reduzieren. Es ist doch Wahnsinn, dass in diesem Land Waffeninteressen über Lebensinteressen stehen.

In der FAZ von Montag steht der überzeugende Satz: Der Hinweis auf das Nichtverhinderbare ist das bequeme konservative Argument aller Besitzstandwahrer. Die Waffenlobby führt es derzeit besonders frech und frivol im Munde.  

In Schottland hat 1997 ein Mann 16 Menschen getötet und danach war Schluss mit falscher Liberalität und Waffen. Opferverbände und betroffene Familien haben danach Konsequenzen gefordert. Rigoros hat die Regierung dann das Waffenrecht verschärft! Es gab seither in England keinen Amoklauf an Schulen.

Wir können  Leben retten und Schulen sicherer machen, wenn wir endlich diesen kindischen Waffenkult eindämmen. Lassen Sie uns über Werte reden, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, über richtige und falsche Werte in diesem Staat und in dieser Gesellschaft.

Falsche Waffen und echte Waffen sollten wir endlich aus unseren Häusern verbannen
Zurück zum Pressearchiv