Rede Miriam Staudte: Aktuelle Stunde (Grüne) - Alarmierende Gesundheitsgefahren - Pflanzenkiller Glyphosat muss jetzt verboten werden!

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Anrede,

Umwelt-  und Naturschützer/Innen beschäftigen sich schon seit Jahrzehnten mit dem Einsatz des umstrittenen Totalherbizids Glyphosat. Ein Pflanzenvernichtungsmittel, das unter dem Markennamen RoundUp zu Weltberühmtheit gelangt ist und das schon seit langem im Verdacht steht, Missbildungen bei Embryonen, Krebs und womöglich auch Botulismus –diese ungeklärte Lähmungserkrankung bei Rindern –  zu verursachen. Vielleicht hat auch der ein oder andere diese furchtbaren Berichte über missgebildetet Ferkel gesehen, die mit offenen Schädeln und Verwachsungen zur Welt kommen und nach kurzer Zeit verenden. Ich kann Ihnen sagen, diese Bilder sind nicht Jedermanns Sache. Vermutete Ursache: Glyphosat-Reste im Futtermittel der Sauen.

Nun liegt eine aktuelle Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO vor, die erstmals offiziell bilanziert: Glyphosat ist für den Menschen „wahrscheinlich krebserregend“. Dazu muss man erklären: „Wahrscheinlich krebserregend“ ist die zweithöchste Gefahrenstufe der WHO.

Der jahrelange Streit um Glyphosat kommt in diesem Jahr zu seinem Höhepunkt, denn 2015 steht die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat durch die EU um weitere zehn Jahre an- oder eben auch nicht. Wir fordern von der Bundesregierung, sich bei der EU für ein generelles Verbot von Glyphosat einzusetzen. Dafür wurde jahrzehntelang gestritten und dieses Verbot ist überfällig!

220.000 Unterschriften wurden am 8. Mai 2015 in Osnabrück von 80 Campact-Aktivisten den Verbraucherschutzministern aller Bundesländer übergeben - heute, vier Tage später, sind es schon über 25.000 mehr. Christian Meyer als Vorsitzender der Verbraucherschutz-ministerkonferenz (VSMK) nahm die Protestschreiben entgegen und die VSMK hat glücklicherweise auch einen Beschluss zum Glyphosat gefasst.

15 Verbraucherschutzministerinnen und – minister bzw. -senatoren (alle außer Sachsen) fordern von der Bundesregierung, die Abgabe an Privatpersonen zu verbieten. Acht Bundesländer haben darüber hinaus die Einschränkung des landwirtschaftlichen Einsatzes verlangt: Glyphosat wird nämlich auch kurz vor der Ernte eingesetzt, um die Reifung zu beschleunigen - soviel zur guten fachlichen Praxis - und dann wundern sich alle, dass man Glyphosat bei fast allen Menschen im Urin feststellen kann.

Bislang ist die Debatte um dieses Thema über den Kreis der interessierten Expertinnen und Experten kaum hinausgekommen, aber jetzt im Jahr der Entscheidung kommt die Gegenbewegung ins Rollen. Und zwar auch außerhalb der üblichen Verdächtigen.

Es sind nicht nur die Campact-AktivistInnen:

Die REWE-Group hat gestern in einer Pressemitteilung verlautbart, dass sie in all ihren Geschäften, im Online-Handel und in ihren 350 Toom-Baumärkten Glyphosat-Produkte aus dem Angebot nehmen wird. Seit gestern sind keine Nachbestellungen mehr möglich, dafür hat die Unternehmensführung von REWE ein dickes Lob verdient.

Wir können nur hoffen, dass andere diesem guten Beispiel folgen, denn dass Privatpersonen weiterhin völlig freien Zugang zu diesem Pflanzengift haben, ist ein unhaltbarer Zustand. Bei Amazon kann jeder Kunde ohne jede Sachkenntnis und Information das Herbizid frei Haus geliefert bekommen. Und wenn Sie sich mal umhören: Ich kenne genug Leute, die gar nicht wussten, was sie sich da bestellt haben.

Es geht nämlich nicht nur um die Landwirtschaft, Landwirte müssen wenigstens einen Sachkundenachweis vorweisen, nein, jeder Hans und Franz kann sich RoundUp im praktischen 1-Liter-Gebinde bestellen und seine Gehwegplatten freispritzen - egal ob das nun erlaubt ist oder nicht.

Der Einsatz am Gartenzwerg ist bislang ungehindert möglich. Deutschland kommt in diesem Jahr eine bedeutende Rolle zu: Wir sind nämlich der Berichterstatter-Mitgliedsstaat, der eine Empfehlung an die EU abgeben wird. So wie es bisher läuft, kann es nicht weitergehen: Die Abgabe muss eingeschränkt werden, und am konsequentesten ist ein Verbot.

Wir sind dankbar, dass unsere Minister Christian Meyer und Stefan Wenzel hier bereits aktiv geworden sind. Wir Grüne unterstützen diesen Weg gegen Glyphosat in unserer Umwelt. Die Bundesregierung muss sich für die Aussetzung der Zulassung einsetzen. Es bestehen Zweifel an der Ungiftigkeit, also muss Glyphosat vom Markt verschwinden.

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