Rede Meta Janssen-Kucz: Frühkindliche Bildung in niedersächsischen Kindertageseinrichtungen ausbauen und sicherstellen

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Anrede
Herr Busemann, Sie haben den Dienstag vor dem Plenum genutzt und uns 56 Seiten Papier auf den Tisch gelegt, betitelt als "Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich", damit Sie bei der Ablehnung des von der SPD eingebrachten Antrags zur frühkindlichen Bildung nicht mit ganz leeren Händen dastehen. Ansonsten wäre es auch noch peinlicher für die Regierungsfraktionen geworden, den SPD-Antrag in Bausch und Bogen abzulehnen.
In der Ausschussberatung verwiesen die Mehrheitsfraktionen immer wieder nur auf den in Arbeit befindlichen Orientierungsplan und wollten keine inhaltlichen, geschweige denn, weitergehenden Diskussionen.
Wofür ist eigentlich ein Fachausschuss da, wenn die Mehrheitsfraktionen nur auf den Fachminister verweisen können und sich heute hier hinstellen und ein Loblied singen, ohne sich selbst einzubringen?
Anrede,
schauen wir uns den Orientierungsplan einmal genauer an: Dort sind gute und richtige Grundsätze für die pädagogische Arbeit in den Kitas festgehalten worden. Dafür gab es ja auch eine gute Zuarbeit von den Fachleuten der Verbände.
Für die Praxis in den Kindertagesstätten bleiben diese Grundsätze jedoch vollkommen unverbindlich, letztendlich hängt es weiterhin von den Trägern und von den Fachkräften in den einzelnen Kitas ab, ob der Orientierungsplan auch umgesetzt wird oder nicht.
Papier ist geduldig. Wenn es keine verbindlichen Bildungsstandards gibt, deren Umsetzung auch evaluiert wird, und vor allem wenn es keine Unterstützung für die Kitas gibt, die richtigen Bildungsgrundsätze auch zu verwirklichen, dann wird Ihr schöner Orientierungsplan in den Schubladen verschwinden.
Wo bleibt die fachliche Unterstützung der Träger, wo bleiben verbindliche Fortbildungsmaßnahmen, die weitere Qualifizierung von Erzieherinnen und Erziehern, wo sind die Kooperationsmodelle zur Zusammenarbeit von Kita und Grundschule? Soll das alles dem Zufall überlassen werden?
Wir Grüne haben ein anderes Verständnis von Bildungsstandards und von gleichen Bildungschancen!
Wenn diese Landesregierung den Bildungsauftrag wirklich ernst nehmen würde, würde sie dafür sorgen, dass es einen verbindlichen Bildungs- und Erziehungsplan für den Elementarbereich gibt. Es kann doch nicht angehen, dass es vom Träger und seinem Engagement in Sachen frühkindlicher Bildung abhängt, welche Chancen ein Kind in der Schule und später im Leben hat.
Mit diesem vorgelegten Orientierungsplan ist den Kindern, Eltern und Erzieherinnen nicht wirklich geholfen. Einmal mehr haben sich die Kommunen durchgesetzt, die natürlich keine Verbindlichkeit wollen, weil sie dann konkret handeln müssen.
Anrede
Wir finden es bedauerlich, dass es in Sachen frühkindliche Bildung nicht möglich ist, einen gemeinsamen Weg zu beschreiten. Mit der Vorlage des Orientierungsplans hat das Land noch lange nicht seine Hausaufgaben gemacht.
Die CDU hat vor der Wahl viel versprochen, aber sie hat davon wenig gehalten. Wo bleibt der frühestmögliche Beginn der Sprachförderung, wo bleibt das kostenfreie Bildungsjahr, wo bleibt die Anhebung der ErzieherInnenausbildung auf europäisches Niveau, wo bleibt der Ausbau des integrativen Ansatzes, wie soll die Kooperation zwischen Kita und Grundschule ausgestaltet werden, wer kommt für die Kosten auf?
Anrede
Viele Fragen sind offen. Fragen, denen sich die Mehrheitsfraktionen auch zukünftig werden stellen müssen, auch wenn sie meinen, dass sie mit der Ablehnung des Antrages und der Vorlage des Orientierungsplanes diese Diskussion beenden können.
Wir Grüne wollen gleiche Bildungschancen für alle und Bildung fängt in der Kita an! Nehmen auch Sie den Bildungsauftrag endlich ernst!

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