Rede Meta Janssen-Kucz: Aktuelle Stunde (SPD) zur Organspendebereitschaft

- Es gilt das gesprochene Wort -

In 2017 hatten wir bundesweit die niedrigsten Organspenden seit zwanzig Jahren. Das sind dramatische Zahlen. Und dahinter stehen mehr als 10.000 Betroffene. Das ist bitter für die Betroffenen und ihre Angehörigen und Freunde. Sie alle warten auf ein Spende Organ.

Ich gehöre zu den persönlich betroffenen Angehörigen, die viele viele Monate auf ein Spenderorgan gewartet und gehofft haben. Monate in denen das Lebenslicht meiner Tochter Tine immer spärlicher leuchtete und sie immer weniger am Leben teilnehmen konnte. Und es war eine Erlösung als die Nachricht von Europlant im Februar 2003 gekommen ist, dass es ein passendes Spenderorgan gibt.

Das Erlebte treibt mich bis heute um. Lassen Sie uns alles dafür tun, das mehr Betroffene  "geschenkte Lebenszeit bekommen.

Wir haben in Niedersachsen seit Jahren für die Organspende geworben. Mit Plakataktionen an Bushaltestellen, Postkarten in Gastronomiebetrieben mit Organspendeausweisen und unsere Krankenhäuser und Hausärztinnen haben fast alle in ihren Räumlichkeiten Plakate ausgehängt.

Dennoch ist nicht nur bundesweit, sondern auch in Niedersachsen die Organspendebereitschaft weiter zurückgegangen. Und das obwohl zwischen 2012 und 2014 die Zahl der Menschen mit einem Organspendeausweis von 22 % auf 35 % deutlich angestiegen ist. Also mittlerweile jeder Dritte einen Organspendeausweis im Portemonnaie hat.

Es liegt also nicht allein an den Organspendeausweisen. Es liegt auch daran, dass wir hier in Niedersachsen bis heute kein Ausführungsgesetz zum Transplantationsgesetz haben.

Darin sollte unter anderem festgeschrieben werden, welche Qualifikation die Transplantationsbeauftragten vorweisen müssen und in welchem Umfang sie für diese Aufgabe freigestellt werden sollen. Auch sollte es auf Bundesebene ein Melderegister für transplantierbare Organe geben. Doch auf Landes- und Bundesebene ruht der See.

In diesem stark emotional besetzten medizinisch-ethischen Themenfeld ist es mehr als wichtig für  Transparenz zu sorgen. Hier geht es um Vertrauen, um viel verloren gegangenes Vertrauen.

Nur wenn deutlich gemacht wird, wann und wo wie viele Organe entnommen bzw. transplantiert werden, können wir das Vertrauen der Menschen in den Organspendeprozess fördern.

Dazu braucht es die  fachlich qualifizierten Transplantationsbeauftragten mit ausreichend Zeit für die betroffenen Menschen.

Im Mai 2017 wurde endlich der Entwurf zum Ausführungsgesetz zum Transplantationsgesetz durch die Landesregierung in den Nds. Landtag eingebracht. Aber durch die vorgezogene Neuwahl des Landtages fiel der Gesetzentwurf der Diskontinuität zum Opfer.

Um den Abwärtstrend in Niedersachsen etwas entgegen zu setzen müssen wir jetzt zeitnah das Ausführungsgesetz zum Transplantationsgesetz auf den Weg bringen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es nur in Bayern, gegen den Bundestrend, eine Steigerung der Organspenden um 18 % im Jahr 2017 gegeben hat. Dort gibt es klare und verbindliche Regelungen, die nach dem Transplantationsskandal 2012 sehr konsequent mit vollständiger Freistellung für Transplantationsbeauftragte umgesetzt wurden. In diesem Fall sollten wir uns Bayern als Vorbild nehmen!

Die DSO, die Deutsche Stiftung Organtransplantation, fordert seit Jahren die Rolle der Transplantationsbeauftrgten zu stärken, die an mehr als 1.250 Kliniken in Deutschland arbeiten.

Aus meiner Sicht ist es zu kurz gedacht, die Schuld am aktuellen Organmangel in Deutschland vor allem auf die Menschen zu schieben, die keinen Organspende Ausweis haben. Das zentrale Problem aus meiner Sicht ist, dass wir alle, ebenso wie Angehörige und Ärzte gerne das Thema meiden, denn dann müssen wir uns mit unserer Endlichkeit/mit dem Tod auseinandersetzen.

Und es scheint viel Unwissen zu herrschen, daran ändert auch die im Jahr 2012 im Bundestag reformierte Organspenderegelung kaum etwas und auch das verschicken der Organspendeausweise durch die Krankenkassen trägt nicht dazu bei Ängste, die größtenteils durch Unwissen und Vertrauensverlust entstanden sind, abzubauen.

Vertrauen zu verlieren ist einfach, Vertrauen zurück zu gewinnen ist sehr schwer.

In diesem Sinne lassen Sie uns gemeinsam das Vertrauen in diesem medizinisch-ethischen und hoch emotional besetzen Bereich der Organtransplantation zurückgewinnen.

Lassen Sie uns gemeinsam das eine tun, nämlich weiterhin für mehr Organspendenbereitschaft werben und das andere nicht lassen, nämlich endlich ein umfassendes Nds. Ausführungsgesetz zum Transplantationsgesetz mit verbindlichen Regelungen konsequent umsetzen.

 

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