Rede Ina Korter: Verbraucherschutz fängt bei Verbraucherbildung an – Verantwortung der Schulen verstärkt ausbauen

Anrede,

kein Zweifel - Verbraucherbildung ist wichtig und nötig, deshalb haben wir auch mit SPD und Grünen im Koalitionsvertrag festgehalten:

„Verbraucherbildung muss in das Schulleben integriert werden. Die rot-grüne Koalition will erreichen, dass Ernährungs- und Verbraucherbildung im Rahmen der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung auch in der Schule verstärkt wird. Dort sollen elementare Kenntnisse in Ernährung, Medienkompetenz und Finanzen vermittelt werden.“

Verbraucherbildung unterstützt die Entwicklung der SchülerInnen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern.

Aber, meine Damen und Herren von der CDU, sie findet auch bereits in zahlreichen Fächern in der Schule statt.

Anrede, seit September 2013 liegen neue Empfehlungen der KMK vor – aus meiner Sicht überwiegend gute -, die über die Forderungen  im CDU-Antrag hinausgehen, der sich sehr stark auf den finanzwirtschaftlichen Bereich beschränkt.

Die Verbraucherbildung wird in den Empfehlungen der KMK in den Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung gestellt.

Sie soll Kompetenzen für eine bewusste und differenzierte Urteilsbildung bei Konsum- Entscheidungen vermitteln, Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich der Alltagskompetenzen,  aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufgreifen und vor allem: sie soll in allen Jahrgangsstufen im Sinne eines kontinuierlichen Kompetenzerwerbs stattfinden.

Verbraucherbildung soll handlungsorientiert sein, partizipativ angelegt, sie soll über Verbraucherrechte und –pflichten informieren, Mechanismen des Marktes, aber auch Einflussmöglichkeiten von Konsumentinnen und Konsumenten darlegen und – das halte ich für sehr wichtig - frei von wirtschaftlichen Interessen sein.

Deshalb ist für mich schwer nachvollziehbar, weshalb die KMK sich darauf geeinigt hat, auch Interessensverbände oder Unternehmen im Rahmen der Verbraucherbildung in die Schulen zu holen.

Wenn im Unterricht über Finanzen, Marktgeschehen und Verbraucherrechte gesprochen wird soll, über Ernährung und Gesundheit, Medien und Information oder über nachhaltigen Konsum, ist es da nötig, ist es akzeptabel, dass  z. B. Versicherungsgesellschaften über private Absicherung und Altersvorsorge oder Banken über Geldanlagen und Finanzprodukte informieren?

Können dazu nicht besser unabhängige Verbraucherberatungen oder Schuldnerberatungen usw. mit den Schulen kooperieren, da sie frei von wirtschaftlichen Eigeninteressen sind?

Und grundsätzlich sollte diskutiert werden, ob wir über den integrierten Ansatz für eine Verbraucherbildung als Bestandteil verschiedener Fächer hinaus nicht auch das  Fach Hauswirtschaft weiter entwickeln müssen, auch um für mehr Wertschätzung zu sorgen.

Im Übrigen gibt es aktuell an Hauptschulen, Realschulen und Oberschulen das Fach Hauswirtschaft, an den Gesamtschulen das Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik, an den Gymnasien jedoch das Fach Politik/Wirtschaft.

Eine merkwürdige Trennung. Brauchen Gymnasiasten eine andere Verbraucherbildung, oder weniger Verbraucherbildung?

Ich denke, wir sollten uns genau ansehen, was in welchen Schulformen und in welchen Fächern stattfindet und prüfen, ob darauf aufbauend und unter Einbeziehung des Großteils der KMK Empfehlungen die Formulierung neuer Ziele für ein Gesamtkonzept notwendig ist.

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