Rede Ina Korter: Schulpsychologie: Landesregierung muss endlich Konzept vorlegen

Anrede,

in der vergangenen Woche hat in Winnenden das Gedenken an den Amoklauf vom 11.März 2009 stattgefunden.

Vor einem Jahr sind hier durch einen 17 jährigen Schüler 15 Menschen – mit dem Täter selbst sogar 16 – ums Leben gekommen, noch immer ist diese Tat unfassbar.

"Was hier in Winnenden geschehen ist, geht unser ganzes Land an", hat Bundespräsident Köhler dort gesagt.

Außer der Verschärfung des Waffenrechts müsse noch mehr geschehen.

Und dann hat Horst Köhler die Arbeit des Sonderausschusses des Stuttgarter Landtages gelobt, der unter anderem mehr Schulpsychologen gefordert hatte, so berichtet die HAZ am 12.3.2010.

Anrede,

müssen erst Katastrophen passieren, damit endlich die Bedeutung psychologischer Unterstützung für die Schulen verstanden und gehandelt wird?

Haben die Misshandlungen von Schülern durch andere Schüler auch an niedersächsischen Schulen, die auch noch gefilmt und ins Internet gestellt wurden, nicht gereicht?

Wissen wir etwa nichts über zunehmende Essstörungen, Aufmerksamkeitsdefizite, Schulängste oder autoaggressive Handlungen?

Die täglich neuen Nachrichten über den sexuellen Missbrauch an Schülerinnen und Schülern zeigen den dringenden Handlungsbedarf.

Was tut die Landesregierung?

Seit Jahren fordern wir Grünen, dass mehr Schulpsychologen eingestellt werden.

Auf all unsere Anfragen hieß es, die Landesregierung braucht zunächst eine Neuorganisation der Schulaufsicht.

Gleichzeitig wurde die Zahl der Schulpsychologen immer weiter abgebaut, bis zuletzt de facto keine 40 der im Haushalt vorgesehenen 51 Stellen mehr besetzt waren.

Nachdem sich die Kultusministerin jetzt endlich zu einer aus meiner Sicht überhaupt nicht ausreichenden Neukonzeption der Landesschulbehörde entschlossen hat, ist zwar die Schulpsychologie mit Präsenz in den verbliebenen reduzierten Außenstellen geplant, die Zahl der vorgesehenen Stellen entspricht aber nur dem, was ohnehin im Haushaltsplan angesetzt war.

Ca. 50 Stellen für ganz Niedersachsen, das ist viel zu wenig.

Das bedeutet einen Schulpsychologen für 25 000 Schülerinnen und Schüler!!!

Wir belegen damit im Verhältnis Schüler zu Schulpsychologen bundesweit wieder einmal  die Schlussposition.

Vor kurzem hat Professor Dollase in Hannover in einem überzeugenden Vortrag deutlich gemacht, dass wir in Niedersachsen mittelfristig mindestens 250 Schulpsychologen und -psychologinnen brauchen.

Dies entspricht dem Verhältnis von 1: 5 000, so wie es Hamburg inzwischen hat.

Anrede,

zur wirksamen Unterstützung unserer Schulen brauchen wir den Dreiklang aus Schulpsychologie in ausreichender Anzahl, Beratungslehrkräften für alle Schulen und verlässlicher Schulsozialarbeit.

Das eine gegen das andere auszuspielen, zeugt von völliger Unkenntnis.

Beratungslehrkräfte brauchen die qualifizierte Schulpsychologie im Hintergrund,

Beratungslehrkräfte sind trotz ihrer aufwändigen 2jährigen Fortbildung kein kostengünstiger Psychologenersatz.

Mit der Reduzierung der für Beratung zur Verfügung stehenden Stunden von 5 auf 3 hat die Landesregierung vor Jahren einen Riesenfehler gemacht, der unbedingt korrigiert werden muss.

Anrede,

die Grünen-Fraktion hatte zum Haushalt 2010 die Aufstockung der Schulpsychologie auf 90 Stellen beantragt.

Dem wollten die Mehrheitsfraktionen nicht folgen.

Der SPD-Antrag fordert eine Aufstockung um 60 neue Stellen.

Das wäre ein richtiger Schritt.

Wir werden dem Antrag deshalb zustimmen.

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