Rede Ina Korter: Mehrsprachigkeit –Ein Gewinn für Niedersachsen

Landtagssitzung am 06.12.2012

Ina Korter, MdL

Anrede,

„Der Kampf um  die Migranten“ so ähnlich titelte vor kurzem eine große Zeitung.

Dieser Titel fiel mir sofort ein, als ich den Antrag von CDU und FDP zur Mehrsprachigkeit las.

Offensichtlich haben Sie kurz vor der Landtagswahl das Wählerpotenzial der MigrantenInnen entdeckt und möchten da noch schnell mit einem leider recht nebulösen Antrag punkten.
Die gleichen Fraktionen, die jahrelang den herkunftssprachlichen Unterricht an den Schulen in Niedersachsen abgebaut haben und immer betonten, die Kinder müssten erst mal deutsch lernen, das allein sei wichtig, wollen jetzt plötzlich den herkunftssprachlichen Unterricht ausweiten.

Unsere Haushaltsanträge dazu haben Sie in den letzten Jahren in schöner Regelmäßigkeit abgelehnt.

Das bleibt in Ihrem Antrag aber schon fast die einzige konkrete Forderung, zudem anfangs auf einige wenige Schulformen beschränkt, dann haben Sie im Ausschuss sinnvollerweise an dieser Stelle noch nachgebessert.

Ansonsten ist offensichtlich der einzige Zweck dieses Antrags, sich selbst  und Ihre Landesregierung zu loben.
Sie werden nicht erwarten, dass wir das mitmachen.

Mit unserem Änderungsantrag haben wir Grünen deshalb deutlich gemacht, was wir seit Jahren gegen Ihren Widerstand einfordern:

  • Ein ganzheitliches Sprachförderkonzept vom Kindergarten, über die Grundschule bis zur Sekundarstufe in allen Schulformen,
  • die Stärkung der interkulturellen Kompetenz der Lehrkräfte, indem Deutsch als Zweitsprache in der Lehrerausbildung verankert wird,
  • im Ausland erworbene Berufsabschlüsse schneller und leichter anerkennen und die Professionen gerade in pädagogischen Berufen auch einsetzen
  • den herkunftssprachlichen Unterricht an allen Schulformen bedarfsgerecht ausbauen
  • die Herkunftssprachen als Potenzial nutzen und in ein erweitertes  Fremdsprachenangebot  an den Schulen aufnehmen
  • und Austauschprogramme auch mit den Herkunftsländern der Schülerinnen und Schüler unserer großen Zuwanderergruppen entwickeln.

Anrede, es gibt momentan nach Kenntnis des Kultusministeriums keine Schule in Niedersachsen, an der man sein Abitur im Fach Türkisch machen kann, obwohl es einheitliche Prüfungsanforderungen dafür gibt. 

Das ist nur ein Beispiel für den großen Handlungsbedarf in diesem Bereich.

Da bieten wir den Schülerinnen und Schülern viel zu wenige Möglichkeiten, das, was sie schon können und mitbringen, auch zu nutzen und so auszubauen, dass eine weiter für Ausbildung und Beruf nutzbare Qualifikation daraus wird.

Meine Damen und Herren von CDU und FDP, wer die Schätze der Vielfalt, die Potenziale in unserer Gesellschaft  wirklich nutzen will, muss mehr tun als in Ihrem Antrag steht.

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