Rede Ina Korter: Inklusion zum Erfolg machen – Ausstattung der Inklusiven Schulen mit sonderpädagogischer Kompetenz sicherstellen

Landtagssitzung am 27.09.2012

Ina Korter, MdL

Anrede,

wir Grünen setzen uns schon lange dafür ein, dass die  Inklusion an den Schulen  gelingt.

Doch so, wie die Landesregierung agiert, fürchte ich, dass  die Inklusive Schule scheitert, weil sie vom Kultusminister schlechter ausgestattet wird als die Förderschule.

Und sie droht zu scheitern, weil wir in Niedersachsen viel zu wenig qualifizierte Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen haben, denn das Land hat seit Jahren zu wenige Fachkräfte ausgebildet.
Jetzt rächt sich diese mangelnde Vorsorge.

Und dass die Inklusive Schule kommt, das wussten Sie doch schon länger, Herr Althusmann.

Die UN-Konvention gibt es ja nicht erst seit gestern!

Aber wenn man auch noch nahezu alle Förderschulen parallel aufrecht erhalten will, dann reichen die jetzt schon knappen Fachkräfte für Sonderpädagogik kaum, um beides, Förderschulen und Inklusive Schulen, gut auszustatten.

Nach den Plänen der Landesregierung wird diese knappe Personalsituation dazu führen, dass Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf  in einer Inklusiven Schule weniger fachliche Förderung bekommen als wenn sie eine Förderschule besuchen würden.

Das geht aus unserer Sicht nicht, Herr Althusmann.

Das Mindeste muss doch sein, dass Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf in beiden Systemen, der Inklusiven Schule und der Förderschule gleich viel fachliche Förderung erhalten!

Das müssen Eltern für ihre Kinder doch erwarten können!

Und auch deshalb ist die von Ihnen gewollte Parallelstruktur mit dem Aufrechterhalten aller Förderschulen neben der allgemeinen Schule eine falsche Entscheidung.

In Sorge um das Gelingen der Inklusion haben wir sofort nach Verabschiedung Ihres Gesetzes ein Konzept vorgelegt, wie die Inklusive Schule unterstützt werden muss.

Dazu muss sofort sichergestellt werden, dass ein Kind mit Förderbedarf in einer Inklusiven Schule genauso viel qualifizierte Unterstützung bekommt wie wenn es eine  Sondereinrichtung besuchen würde. Die vorhandenen Ressourcen müssen dafür gerechter verteilt werden.

Darüber hinaus sieht unser Antrag vor, die Studienplatzkapazitäten für Sonderpädagogik umgehend auszubauen.

Dafür muss der  Kultusminister einen fundierten Bedarfsplan  zur vollständigen Umsetzung der Inklusion vorlegen und nicht nur mutmaßliche Hochrechnungen, die davon ausgehen, dass schon nicht so viele die Inklusive Schule anwählen werden.

Selbst nach Ihrem Gesetz, Herr Althusmann, müssen alle Schulen ab 2018 inklusiv arbeiten können. Woher sollen dann die nötigen Fachkräfte kommen, wenn Sie jetzt nicht anfangen sie auszubilden?

Weil die grundständige Ausbildung aber mehrere Jahre in Anspruch nimmt, fordern wir, dass umgehend an den sonderpädagogischen Instituten der Universitäten berufsbegleitende Aufbaustudiengänge für Lehrkräfte aus anderen Schulformen eingerichtet werden.

Diese Studiengänge sollen ein zertifiziertes voll anerkanntes  Studium der Sonderpädagogik mit den entsprechenden Förderschwerpunkten und Kenntnissen der inklusiven Didaktik innerhalb von 2 Jahren ermöglichen.

So käme sehr schnell, von der ersten Veranstaltung an das Know how an die Schulen und so könnte die Motivation aus den Schulen heraus enorm gesteigert werden.

In der Ausschussberatung wurde deutlich, dass man im Kultusministerium unseren Vorschlägen sehr aufgeschlossen gegenüber steht.

Um sie auch rasch umsetzen zu können, wäre ein Beschluss des Haushaltsgesetzgebers ein wichtiges Signal.

Allein, CDU und FDP war die eigene Eitelkeit wichtiger.

So haben Sie, Herr von Danwitz und Herr Försterling, mit Ihren Fraktionen zu verantworten, wenn heute die große Chance verpasst wird,  dass der Landtag einstimmig zeigt, dass ihm  die Inklusive Schule, bei aller unterschiedlichen Einschätzung des Gesetzes, ein gemeinsames wichtiges Anliegen ist und sein  Votum dafür  gibt, die Gelingensbedingungen zu verbessern.

Schade, ich bedauere das wirklich.

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