Rede Ina Korter: Eigenverantwortliche Entscheidung der Eltern erhalten

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Anrede,
in einer bildungspolitischen Rolle rückwärts hat die schwarzgelbe Koalition die Schulstruktur in unserem Lande umgekrempelt: Noch früher als bisher werden die Kinder jetzt auf verschiedene Schulformen sortiert. Noch früher wird über Bildungschancen entschieden.
CDU und FDP wollten das so.
Uneinig sind sie sich aber darüber, wie weit Eltern überhaupt noch an dieser Entscheidung beteiligt werden sollen. Ausgerechnet die FDP will die Eltern am liebsten entmündigen.
Spätestens seit IGLU wissen wir, dass die Übergangsempfehlungen der Schulen nicht zwingend mit der Begabung der Kinder, aber sehr viel mit ihrer sozialen Herkunft zu tun haben.
Es ist deshalb nur berechtigt, wenn immer mehr Eltern den Übergangsempfehlungen nicht mehr blind folgen wollen.
Anrede,
Sie wissen genau: mit jedem neuen internationalen Vergleichstest wird das Scheitern des selektiven Schulsystems offenkundiger.
Aber der Kultusminister –der selbst gerade die Schulstruktur umgekrempelt hat – warnt vor einer Strukturdebatte.
Ausgerechnet mit dem Argument des Elternwillens wehrt er sich gegen eine Schule, in der die Bildungschancen aller Kinder offen gehalten werden.
In einer Pressemitteilung vom 6. Dezember 2004 behauptet der Minister: "Der Marsch in die Einheitsschule ist ein (”¦) Anschlag auf den Elternwillen."
Abgesehen davon, Herr Minister, dass ich ein solch militaristisches Vokabular im Bereich der Schulpolitik für völlig unangemessen halte, zeigt Ihre Erklärung, dass Sie gar nicht begriffen haben, worum es eigentlich geht.
Es geht schließlich nicht darum, ob Eltern nach der 4. Klasse zwischen verschiedenen Schulformen wählen dürfen wie zwischen ALDI und Lidl.
Sondern es geht darum, ob der Staat das Recht hat, Kinder gegen den Willen ihrer Eltern auszusortieren in Schulformen, die für die Kinder nur noch Bildungssackgassen sind.
Dagegen setzen sich Eltern für ihr eigenes Kind zur Wehr. Und immer mehr Eltern lehnen das auch grundsätzlich ab.
Ihre CDU-ParteikollegInnen in Schleswig-Holstein haben ja bereits jetzt den gleichen Reinfall erlitten wie zuvor schon in Nordrhein-Westfalen. Auch in Schleswig-Holstein hat die CDU die Wählerinnen und Wähler in einer Internet-Umfrage aufgefordert, sich zwischen einer gemeinsamen Schule und der selektiven Schule zu entscheiden. Und, obwohl die CDU in demagogischer Absicht – so wie Sie hier – diffamierend von Einheitsschule spricht, war das Abstimmungsergebnis ganz anders, als Sie es wollten:
Mehr als 70 % votierten nämlich für die Gemeinschaftsschule. Daraufhin haben die nördlichen CDU-Wahlkämpfer dieses Voting ganz schnell wieder von ihrer Internetseite verschwinden lassen.
Meine Damen und Herren von CDU und FDP sehen Sie endlich ein, dass Ihre frühe Sortierung der falsche Weg und von den Eltern nicht gewollt ist!
Lassen Sie den Eltern in Niedersachsen die Chance, die schulpolitischen Fehlentscheidungen Ihrer Regierung wenigstens ansatzweise korrigieren zu können.

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