Rede Ina Korter: Bildungsbericht zur Lage an den Schulen in Niedersachsen

 

Anrede,

früher wurden die Verkünder schlechter Botschaften einfach umgebracht. So martialisch geht es bei uns glücklicherweise nicht mehr zu, aber die Mechanismen von damals sind nach wie vor die Gleichen: Nicht die schlechte Nachricht ist das Problem, sondern derjenige, der sie verkündet.

Herr Busemann, sie verfahren offensichtlich gern nach dieser Devise.

Anstatt die eklatanten Defizite Ihrer Politik endlich zur Kenntnis zu nehmen, anstatt zur Kenntnis zu nehmen, wie viel Unterricht ausfällt und wie viele Jugendliche unsere Schulen ohne Abschluss verlassen, und nach Lösungen zu suchen, beschimpfen Sie lieber den PISA-Koordinator Andreas Schleicher. Wer als Schulleiterin oder Schulleiter eine mangelnde Unterrichtsversorgung kritisiert, bekommt von Ihnen zu hören, selbst daran Schuld zu sein und muss sich rechtfertigen.

Den Eltern und Schülern, die beispielsweise im Raum Braunschweig die tatsächliche Unterrichtsversorgung ermittelt haben und dabei lediglich auf ca. 90% gekommen sind, werfen Sie vor, sie rechneten falsch. Nein, Herr Busemann,  die Eltern rechnen nicht falsch. Sie beschreiben nur das, was sie erleben. Sie dagegen wenden Ihre Statistiktricks an und reden solange von 100iger Unterrichtsversorgung, bis sie es selbst glauben.

Meine Damen und Herren von CDU und FDP,

Vor der letzten Landtagswahl haben Sie eine 100%ige Unterrichtsversorgung garantiert und wollten diese sogar ins Gesetz schreiben. Sie haben schon ihre Gründe, warum Sie das nicht gemacht haben, Herr Kultusminister. Längst wären Sie nämlich der größte Gesetzesbrecher dieses Landes. Zu Beginn des neuen Schuljahres ist die Unterrichtsversorgung schlechter denn je. Lassen Sie mich einige Beispiele aus der Region Hannover nennen:

Helene-Lange-Schule 98,1%, Tellkampfschule 97%, Käthe-Kollwitz-Schule 96% Schillerschule unter 95%, Gymnasium Uetze 92% ... Ich könnte diese Liste noch erheblich verlängern. Wohlgemerkt: Das sind alles Zahlen nach der offiziellen Statistik. In vielen Klassen fällt  mehr  als 15% des Unterrichts aus.

Meine Damen und Herren von CDU/ FDP,

bei dieser miserablen Bilanz Ihres Kultusministers wundert es mich natürlich nicht, dass Sie unsere Forderung nach einem umfassenden Bildungsbericht ablehnen. Sie werden gute Gründe haben, warum Sie Transparenz scheuen, wie der Teufel das Weihwasser. Dann käme nämlich das ganze Desaster Ihrer Schulpolitik ungeschminkt an die Öffentlichkeit. Dann würde endlich klar, wie viel Unterricht tatsächlich ausfällt. Und dabei sind immer die Schülerinnen und Schüler die Leidtragenden. Sie müssen die zentralen Abschlussarbeiten schreiben, obwohl ein Großteil des nötigen Unterrichts überhaupt nicht erteilt wurde.

Anrede,

zu Recht legen wir alle sehr viel Wert auf Evaluation, auf Qualitätsmanagement und  Eigenverantwortlichkeit. Der Einzige, der sich einer öffentlichen Qualitätskontrolle durch einen Bildungsbericht vor dem Parlament mit flotten Sprüchen, gemogelten Statistiken und vernebelnden Durchschnittswerten entziehen will, ist der Kultusminister.

Herr Busemann, stellen Sie sich dem Minister – TÜV!

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