Rede Ina Korter - Aktuelle Stunde SPD: Niedersachsens Gymnasien stärken - für ein modernes Abitur und mehr Chancengleichheit

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, mit welcher Freude ich heute zu dieser Aktuellen Stunde spreche!

„Schule darf nicht krank machen“ - so haben wir schon 2008 einen kritisch-konstruktiven Antrag der Grünen Landtagsfraktion zum Turbo-Abi überschrieben.

Jetzt, im März 2014, sind wir mit der Weichenstellung für ein modernes Abitur nach 13 Jahren endlich diesem Ziel einen großen Schritt nähergekommen und darüber bin ich sehr froh.

Die CDU/FDP- Landesregierung hat mit der Einführung des G 8 den Druck auf die Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien in unverantwortlicher Weise erhöht.

Sie hat die Schulzeit bis zum Abitur auf 12 Jahre komprimiert und damit das Lernen immer mehr verdichtet.

Sie hat durch Veränderungen in der Oberstufe die Prüfungsanforderungen drastisch erhöht und so dafür gesorgt, dass Schülerinnen und Schüler vor allem für die Tests paukten, statt mit ausreichender Zeit selbständig und nachhaltig zu lernen.

CDU und FDP haben gemeint, dass mehr Druck in der Schule zu besseren Ergebnissen führt. Jetzt sind Sie damit auf der ganzen Linie gescheitert.

Dabei wissen wir doch, dass Angst und das Gefühl zu großer Belastung eher lähmen als anspornen.

Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche mit Freude lernen und mit der nötigen Zeit, eigene Lösungswege zu entdecken statt nur vorgegebene nachzuvollziehen.

Wir setzen deshalb auf individuelle Förderung und wir geben den Schülerinnen und Schülern wieder mehr Zeit zum Lernen.

Wir reduzieren die Pflichtstunden pro Woche in den Klassen 5 bis 10 auf maximal 30 Stunden. Damit entlasten wir die Schülerinnen und Schüler gerade in der Phase der Pubertät. 

So gewinnen sie Zeit, um eigenen Interessen nachzugehen – sowohl innerhalb der Schule mit zusätzlichen Wahlangeboten als auch außerhalb der Schule bei Sport, Musik, Theater oder in der Jugendarbeit.

Wir geben den Gymnasien pro Schuljahrgang zwei zusätzliche Lehrerwochenstunden für mehr individuelle Förderung.

Damit sollen insbesondere Schülerinnen und Schüler unterstützt werden, die gerade in den unteren Jahrgängen Gefahr laufen, nach dem Wechsel auf das Gymnasium nicht auf Anhieb das Klassenziel zu erreichen.

Der Verweis auf eine andere Schulform soll vermieden werden.

Und auch in der Oberstufe reduzieren wir die hohen Pflichtwochenstundenzahlen und die Zahl der Klausuren. Damit schaffen wir auch hier unnötigen Stress ab und setzen stattdessen auf mehr Qualität.

Mit den fünfstündigen Kursen auf erhöhtem Anforderungsniveau gibt es wieder Zeit für vertiefendes Lernen.

Zugleich soll die Studien- und Berufsorientierung auch im Gymnasium endlich intensiviert werden.

Leistungsstarken Schülerinnen und Schülern wollen wir die Möglichkeit bieten, das Abitur nach 12 Jahren abzulegen.

Sie werden vor allem dabei unterstützt, das 11. Schuljahr zu überspringen. So bleibt das G 8 als Option.

Was wir aber ablehnen, das ist die Einrichtung von Turbozügen im Sekundarbereich I. Damit würden wir den sehr jungen Schülerinnen und Schülern doch wieder genau das abverlangen, wovon wir gerade wegkommen wollen: die völlig überzogene Wochenstundentafel gerade in den Jahren der Pubertät.

Die geringe Akzeptanz in anderen Bundesländern für diesen Weg hat gezeigt, dass dies von den Eltern nicht gewollt ist.

Meine Damen und Herren, das Turbo-Abitur mit fast-food-Lernen ist gescheitert.

Wir brauchen keine unkritischen Lernroboter, die möglichst viele Fakten reproduzieren können, wir brauchen selbstständig denkende und verantwortlich handelnde junge Menschen, die sich mit Interesse in ihre starken Bereiche hineinfuchsen, ihre Schwächen erkennen und angehen und die wieder Zeit haben, sich für ihr Umfeld zu interessieren.

Dafür haben wir in Niedersachsen gemeinsam mit den Fraktionen von Grünen und SPD und der rot-grünen  Landesregierung die Weichen gestellt.

Wir wollen ein neues, nachhaltiges G 9.

Darin haben uns all die Experten aus dem Dialogforum bestärkt, denen an dieser Stelle unser großer Dank gilt.

Niedersachsen setzt mit dieser Entscheidung ein Signal für das gesamte Land.

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