Rede Ina Korter: Aktuelle Stunde (FDP) Ergebnisoffen auf die lange Bank - Wie hält es Rot-Grün mit dem Abitur?

- es gilt das gesprochene Wort - 

 

 

Anrede,

mit einem Federstrich hat vor 10 Jahren die damalige schwarz-gelbe Koalition das 13. Schuljahr an den  Gymnasien einkassiert.

Die Folge:

Die Schülerinnen und Schüler gingen nach der Grundschule in weitgehend unvorbereitete Gymnasien  mit  einem völlig neuen, achtjährigen Bildungsgang zum Abitur,

ohne neue Lehrpläne, ohne die nötigen Schulbücher und ohne die nötigen Mensen und Ganztagskonzepte für den notwendigen Nachmittagsunterricht.

Mit der überstürzten Einführung des Turbo-Abiturs haben Sie genau das Desaster angerichtet, das jetzt einhellig von allen Fachleuten und Verbänden beklagt wird.

Danach aber haben Sie sich 10 Jahre lang  taub gestellt.

Immer wieder haben wir das G 8-Desaster thematisiert,

haben auf die fatalen pädagogischen und gesundheitlichen Folgen hingewiesen, aber Sie wollten nichts davon wissen, Sie haben lieber hämische Kommentare abgegeben.

Auch als Sie gemerkt haben, dass immer mehr Eltern dem Turbo-Gymnasium ausweichen  und ihr Kind lieber auf eine Gesamtschule schicken, haben Sie nicht etwa Ihren Fehler korrigiert.

Nein - Sie haben die perfide Idee entwickelt, den Eltern diesen Ausweg zu versperren und in Niedersachsen als einzigem Bundesland auch den Gesamtschulen das Turbo-Abi aufzuzwingen.

Wir haben Ihren Fehler mit der rot-grünen Mehrheit hier im Juni sofort korrigiert, da haben Sie dagegen gestimmt!!

Da ging Ihnen noch alles zu schnell.

Jetzt auf einmal stellen Sie sich  hin und beklagen, dass die Abschaffung des Turbo-Abis an den Gymnasien Ihnen  nicht schnell genug geht. Was wollen Sie denn nun eigentlich?

Sie verhöhnen das Dialogforum der Kultusministerin zu G 8 /G 9  als „Kaffeerunde“ und beleidigen alle Verbände, die mit ihren Experten daran arbeiten, konkrete Entlastungen zu entwickeln.

Von einem ergebnisoffenen Dialog haben Sie scheint´s noch nie gehört.

Aber woher auch: Als Ihr Kultusminister Althusmann zu einem Bildungsgipfel eingeladen hat, da durften die Verbände ja nur noch die Entscheidung der Landesregierung für die Oberschulen zur Kenntnis nehmen.

Von Dialog konnte da keine Rede sein, deshalb kennen Sie so etwas auch nicht.

Anrede von CDU und FDP,
sagen Sie es doch einfach: Sie haben Angst, dass die Attraktivität der Gymnasien leiden könnte, wenn das Turbo-Abi dort  nicht ganz schnell korrigiert wird.
Dabei haben Sie allein den Gymnasien dieses Problem eingebrockt, aber zur Korrektur dieses Fehlers haben Sie nichts getan.

Dabei hatten Sie doch genügend Gelegenheit.

Im Sommer 2011, als wir GRÜNEN einen Gesetzentwurf vorgelegt haben, der allen Eigenverantwortlichen  Schulen, nicht nur den Gesamtschulen sondern genauso den Gymnasien, die Entscheidung über G 8 oder G 9 gemeinsam mit dem Schulträger einräumen sollte, so  wie es auch andere Bundesländer machen.

Was haben Sie da den Mund so voll genommen,  Herr Försterling.

Aus dem Plenarprotokoll vom Juni 2011 will ich Sie gern zitieren, damit Sie sich erinnern:

„Wir lehnen diesen Gesetzentwurf ab, weil wir grundsätzlich die Einführung des Abiturs nach 12 Jahren für richtig halten, sowohl an den Gymnasien als auch an den Integrierten Gesamtschulen.“

Aber was schert Sie Ihr Geschwätz von gestern?

 

Anrede,

wir werden uns von Ihnen nicht drängen lassen.

Wir wollen und wir werden den übermäßigen Druck, den Sie mit dem Turbo-Abi ins Gymnasium hineingebracht haben, wieder abbauen.

Dafür sind für mich aber durchaus verschiedene Wege denkbar.
Ich kann mir eine Flexibilisierung der Oberstufe ebenso gut vorstellen wie ein generelles G 9 mit der Möglichkeit des individuellen Überspringens von Klassen.

Aber es geht nicht so schlicht, wie Sie es gern hätten, lediglich zurück zum alten G 9 und wer im Turbo nicht mitkommt, darf noch ein Zusatzschuljahr einlegen.

Wir wollen, dass eine Korrektur mit großem Fachverstand vorbereitet und sorgfältig umgesetzt wird und dabei auch neue Möglichkeiten  diskutiert  werden.

Wir wollen prüfen, ob es wirklich notwendig und sinnvoll ist, die hohe Zahl der Prüfungsfächer im Abitur sowie die Zahl der vorgeschriebenen Klausuren – die Schwarz-Gelb angehoben hatte – beizubehalten.

Kurzfristig umsetzbare Entlastungsmöglichkeiten würde ich  sehr begrüßen.

Ihre Hauruck-Forderungen machen wir jedoch nicht mit!

 

Zurück zum Pressearchiv