Rede Heiner Scholing: Aktuelle Stunde (Grüne) - Bildungsgerechtigkeit

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

Und noch einmal: Es geht im Kern um mehr Bildungsgerechtigkeit. Fast jede Bildungsstudie weist nach, dass es einen signifikant hohen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und höherwertigen Schulabschlüssen gibt. Das ist unerträglich und ist mit den Ansprüchen, die an eine moderne und gerechte Gesellschaft zu stellen sind, nicht vereinbar. Und im Übrigen können wir es uns auch nicht leisten. Gut ausgebildete junge Menschen sind unverzichtbar für die gesellschaftliche Weiterentwicklung. Wenn die Verlautbarungen von CDU und FDP zur Bildungspolitik dieser Landesregierung richtig sind, lassen sich die Leitlinien folgendermaßen skizzieren:

1.         Wir wollen den Leistungsgedanken aus den Schulen Niedersachsens verbannen!

Anders ist es aus ihrer Sicht ja nicht zu interpretieren, dass wir es den Grundschulen ermöglichen wollen, Alternativen zu dem herkömmlichen Benotungssystem zu entwickeln. Und auch die geplante Abschaffung der Schullaufbahnempfehlungen kann nur in diese Schublade gepackt werden.

Kinder ermutigen, Individualisierung und Differenzierung mehr Raum geben, Schulen und Eltern Entscheidungsmöglichkeiten geben – Das geht an der Opposition vorbei.

2.         Rot Grün auf dem Weg zur Einheitsschule

Der Weg in ein Einheitsschulsystem soll geebnet werden, so Herr Seefried. Und Herr Försterling meint gar, dass es zukünftig nicht mehr den einzelnen Schüler geben solle, sondern den Einheitsschüler. Ich hoffe, dass sie trotz dieser düsteren Visionen noch einigermaßen schlafen können.

Und die Interessenvertretungen der Gymnasien reihen sich bedauerlicherweise in diesen Chor ein.

Meine Damen und Herren von der Opposition, diese Befürchtungen sind Unsinn.

Aber anders können sie unsere bildungspolitischen Entscheidungen offensichtlich nicht einordnen.

Die Herabsetzung der Zügigkeit von IGSen auf Vierzügigkeit bzw. im Ausnahmefall Dreizügigkeit, unsere erklärte Absicht, die IGS zur ersetzenden Schulform zu machen und auch unsere Entscheidung, die Unterrichtsverpflichtung von Lehrkräften an Gymnasien um eine Stunde zu erhöhen, können Sie nur unter diesem Aspekt betrachten.

Meine Damen und Herren, die niedersächsischen Gymnasien erfreuen sich einer hohen Beliebtheit. Dessen sind wir uns vollauf bewusst.

3.         Und fast hätte ich es vergessen: Rot-Grün will die Förderschulen abschaffen

Herr Seefried, anscheinend haben Sie schon vergessen, dass Sie das Gesetz zur Einführung der inklusiven Schule auf den Weg gebracht haben. Und auch Sie wollten zunächst einmal die Förderschulen Sprache in ihre Strategien einbeziehen.

Sie wollen uns in eine allzu pauschale Debatte zur Abschaffung von Förderschulen hineinziehen. Das wird nicht gelingen.

Meine Damen und Herren von der Opposition, verabschieden Sie sich bitte von Ihren einfachen Erklärungsmustern. Diese Erklärungsmuster zeigen nur zu deutlich, dass Sie die Schulpolitik instrumentalisieren wollen. Mein Kontakt zu meinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen ist noch gut genug, um sagen zu können, dass Ihr Konzept nicht aufgehen wird. Sie führen hier eine schulpolitische Debatte, die eher in die 80er Jahre gehört.

Sie wollen natürlich immer wieder an der Unzufriedenheit in den Lehrerkollegien andocken, die im Zusammenhang mit unseren Entscheidungen zur Unterrichtsverpflichtung bzw. zum Aussetzen der Altersermäßigung entstanden ist. Seien Sie sicher, dass die KollegInnen zwischen der inhaltlichen Debatte die wir hier führen und unseren Entscheidungen im Rahmen der Haushaltsberatungen 2013 unterscheiden können.

Schülerinnen und Schüler ermutigen, die eigenverantwortliche Schule stärken, Elternwünsche ernst nehmen, gesicherte Rahmenbedingungen für die inklusive Schule erarbeiten, Schulträgern Handlungsspielräume geben:

Wir ordnen nicht an, wir verbieten nicht, wir ermöglichen – das ist der Unterschied!

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