Rede Hanso Janßen: Nutzung der oberflächennahen Erdwärme voran bringen ? Innovative Technologien zum Klimaschutz stärken die heimische Wirtschaft

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Anrede,
die in der Erde gespeicherte Wärme ist unerschöpflich. Jeden Tag gibt das Gestein unter unseren Füßen das Vierfache der Energie in das Weltall ab, die wir auf der Erde benötigen.
Das können und sollten wir auch in Niedersachsen nutzen. Die Erdwärme steht 365 Tage im Jahr in gleich bleibender Qualität zur Verfügung.
Zur Stromproduktion, meine Damen und Herren, kann Erdwärme nur bei höheren Tempera-turen und damit aus größeren Tiefen genutzt werden. Die entsprechenden Verfahren befin-den sich derzeit noch in der Erprobungsphase.
Wesentlich ausgereifter hingegen ist die Technologie zur Nutzung der oberflächennahen Erdwärme aus Tiefen bis zu 150 Metern zum Beheizen von Wohnräumen, Gewerbebauten und so weiter. Umgekehrt funktioniert es übrigens auch: Diese Technik kann auch zu Küh-lungszwecken eingesetzt werden.
Mit Erdwärme zu heizen, ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen wirtschaftlich. Das hat übrigens auch die Landesregierung auf meine mündliche Anfrage vom letzten November ausdrücklich bestätigt.
Anrede,
die Wärmegewinnung aus der Erde kann in erheblichem Umfang konventionelle Energieträ-ger wie Öl und Gas ersetzen. Damit werden gegenüber konventionellen Anlagen bis zu 60% der Kohlendioxid-Emissionen eingespart.
Stand der Technik zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie ist das Einbringen von Wärmesonden in den Boden in Tiefen bis zu 150m. Verteilung und Tiefe der Sonden, in de-nen eine Flüssigkeit in einem geschlossenen Kreislauf zirkuliert, richten sich dabei nach den jeweiligen standörtlichen Gegebenheiten. Art und Fließgeschwindigkeit des Grundwasserlei-ters sowie die Art des anstehenden Gesteins sind hierbei maßgeblich.
Deshalb, meine Damen und Herren, sind zur optimalen Nutzung der Erdwärme die Daten des jeweiligen Standortes erforderlich. Diese Daten müssen bekannt sein, sonst kann kein Bauherr die Rahmenbedingungen der Erdwärmenutzung an seinem Standort abschätzen und kein Fachmann die Anlage optimal planen.
Niedersachsen ist hier Entwicklungsland. Zwar liegen die Grundlagendaten für große Teile Niedersachsens beim Landesamt für Bodenforschung vor, sie müssen allerdings aufbereitet werden und sie müssen dann insbesondere der Öffentlichkeit zugänglich und allgemein be-kannt gemacht werden.
Nordrhein-Westfalen ist da deutlich weiter. Hier ist landesweit das Erdwärmepotential erfasst und über CD-Rom veröffentlicht. Der geologische Dienst des Landes steht darüber hinaus für Fachberatungen zur Verfügung.
Übrigens, unsere Kolleginnen und Kollegen in Schleswig-Holstein können sich jeden Tag selbst davon überzeugen, dass diese Technik funktioniert. Dort wurde nämlich der Anbau des Landtages mit einer Erdwärmeheizung ausgestattet.
Anrede,
Welches Potential in einer konsequenten Förderung der Erdwärmenutzung steckt, zeigt die Schweiz, wo bereits jeder 4. Neubau mit Erdwärme versorgt wird. In Niedersachsen hinge-gen werden derzeit jährlich nur ca. 200 Neuanlagen installiert. Hier liegt ein großes Potential insbesondere auch im Bereich der Altbausanierung weitgehend brach, weil eben die Technik zu wenig bekannt ist und die erforderlichen Grundlagendaten nicht verfügbar sind.
Wir fordern die Landesregierung daher auf, die vorhandenen Daten zu vervollständigen und so aufzubereiten, dass sie sowohl der breiten Öffentlichkeit als auch der Fachwelt zur Verfü-gung stehen und durch Öffentlichkeitsarbeit die Nutzung der Geothermie für Heiz- und Küh-lungszwecke bekannter zu machen.
Darüber hinaus verfügt die Branche über ein erhebliches Innovationspotential. Ein gutes Bei-spiel für innovative Ansätze ist ein von der Bundesstiftung Umwelt gefördertes Projekt zum Ersatz herkömmlicher Wärmeträger durch CO2, was deutlich umweltverträglicher ist. Das Unternehmen, das diese Technik entwickelt, kommt übrigens aus Niedersachsen.
Das Innovationspotential ist allerdings breit gestreut auf Betreiber, Anlagenbauer, Energiebe-rater und öffentliche Einrichtungen. Diese Innovationspotentiale sind effektiver durch Koordi-nationen der beteiligten Akteure zu erschließen, da der zum Teil interdisziplinäre Ent-wicklungs- und Erprobungsaufwand von Klein- und mittelständischen Unternehmen einzeln kaum geleistet werden kann.
Diese Akteure, gilt es zusammenzuführen.
Meine Damen und Herren,
die verstärkte Nutzung der Geothermie schont nicht nur die Umwelt, sie macht die Nieder-sachsen auch unabhängiger von Importen fossiler Energieträger.
Hinzu kommt: Die Erde schickt für die gelieferte Wärme keine Rechnung. Beim Heizen mit Gas und Öl fließt dagegen über die Hälfte des vom Endverbraucher zu zahlenden Preises in die Förderländer, also ins Ausland.
Die höheren Investitionen in eine Erdwärme-Heizungsanlage kommen dagegen der heimi-schen mittelständischen Wirtschaft, den Anlagen-Herstellern, den Bohrunternehmen und den Heizungsbau-Firmen zugute. Die Wertschöpfung bleibt also im Wesentlichen im eigenen Land. Wenn Niedersachsen sich im Bereich Geothermie stärker engagiert, fördert das eben auch die heimische Wirtschaft.
Anrede,
ich denke die Vorteile liegen auf der Hand. Lassen Sie uns dafür sorgen, dass die Nutzung der Erdwärme auch in Niedersachsen vorankommt.
Die notwendigen geologischen Grundlagendaten liegen im Wesentlichen vor. Die Experten, die diese Daten so aufbereiten können, dass sie auch für Nichtfachleute nutzbar sind, sind beim Landesamt für Bodenforschung vorhanden.
Die kommunalen Umweltämter und Energieberater können mit dafür sorgen, dass diese Technik bekannter wird. Wir müssen ihnen nur das nötige Material an die Hand geben. Über das Internet lassen sich die Informationen kostengünstig allgemein zugänglich machen.
Gehen wir dieses Projekt zum Nutzen der Umwelt und der Wirtschaft an. Ich rechne mit Ihrer Unterstützung.

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