Rede Hans-Joachim Janßen: Antrag (SPD/Grüne) zu Reserveantibiotika

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Anrede,

kommen wir zur Geheimsache Antibiotika. Laut Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt soll die Öffentlichkeit ja nicht erfahren dürfen, wie viel davon in Niedersachsen in der Nutztierhaltung eingesetzt wird.

Ein Unding, meine Damen und Herren. Es geht doch nicht darum öffentlich zu machen, welcher Betrieb wie viel davon einsetzt. Aber die Daten für das Land und die einzelnen Landkreise zu kennen, das ist schon dringend erforderlich. Da kann doch nicht der Bund daher kommen und sagen: alles geheim, selbst wir Abgeordneten kriegen das nicht.

Anrede,

in der Tat meine Damen und Herren, das Thema Antibiotika und die deutlich zunehmenden Multiresistenzen ist brisant, weil es Leib und Leben von zehntausenden von Menschen betrifft. Ich will dabei auch gar nicht bewerten, welchen Anteil die Humanmedizin und welchen Anteil die Veterinärmedizin an der Entstehung der Multiresistenzen hat, weil uns das am Ende nicht wirklich weiter hilft. Die Ursachen sind auf jeden Fall vielfältig.

Fakt ist aber, der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung ist nun mal bundesweit etwa doppelt so hoch wie in der Humanmedizin und wenn wir sagen: wir müssen diese Wirkstoffe deutlich sparsamer und  nur dann einsetzen wenn es absolut notwendig ist, dann haben wir nun mal bei den Nutztieren deutlich mehr Luft nach unten.

Anrede,

der Antibiotikaeinsatz ist zwar um rund 250 Tonnen zurückgegangen seitdem die Mengen für den Veterinärbereich erstmals in der sog. DIMDI-Datenbank erfasst wurden. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Im gleichen Zeitraum ist der Einsatz der sog. Reserveantibiotika in der Tierhaltung deutlich angestiegen. Und das ist ein besonderes Problem, denn dieses Reserveantibiotika heißen deshalb so, weil sie sozusagen der letzte Pfeil im Köcher gegen resistente Bakterien sind, der nur dann eingesetzt werden sollte, wenn nichts anderes mehr geht. Denn machen wir uns nichts vor: Wenn wir auch gegen diese Wirkstoffe Multiresistenzen züchten, dann haben wir ein wirklich großes Problem, dann laufen wir tatsächlich Gefahr, dass die Antibiotika als eine der wichtigsten Medikamente in der Humanmedizin irgendwann wirkungslos werden. Dann können bisher eher harmlose Entzündungen auch zum Tode führen. Das muss auf jeden Fall vermieden werden. 

Anrede,

deshalb sagen wir ganz eindeutig: Diese Reserveantibiotika müssen klar und eindeutig definiert und ausschließlich der Heilung von Menschen vorbehalten bleiben. Und wenn es dagegen Verstöße gibt, dann muss das auch wirksam sanktioniert werden, denn das ist wahrlich kein Kavaliersdelikt. 

Wir schlagen in unserem Antrag eine Dreiteilung der Antibiotika vor. 

Einmal die große Gruppe der „normalen“ Antibiotika, die ganz normal in der Nutztierhaltung eingesetzt werden können, wenn Tiere krank sind – aber auch nur dann. 

Dann die Gruppe der Reserveantibiotika, die nur in der Humanmedizin und eben auch nur als Reserve eingesetzt werden.

Und natürlich müssen wir auch in der Nutztierhaltung noch einen Pfeil im Köcher haben, wenn die normalen Präparate nicht mehr helfen. Und da sagen wir, dass diese Präparate unter strengen Bedingungen in der Tiermedizin eingesetzt werden sollen, die wir in unserem Antrag unter Punkt 2 umrissen haben. 

Anrede,

ich begrüße es sehr, dass sich die Landesregierung dem Thema Antibiotikaeinsatz und Multiresistenzen sehr intensiv annimmt. Sie können das alles nachlesen in der Antwort der Landesregierung vom 1. März diesen Jahres auf eine Anfrage der FDP auf Drucksache 3082.  

Ich hoffe, dass wir hier auch politisch zu einer guten und möglichst einvernehmlichen Lösung kommen. 

Vielen Dank!

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