Rede Hans-Joachim Janßen: Antrag - Gänsemonitoring und –management in Niedersachsen

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren,

wenn man die Presseberichterstattung der letzten Wochen liest, jetzt wo die ersten rastenden nordischen Gänse wieder zu uns kommen, könnte man fast glauben, in Ostfriesland und den Küstenregionen steht die Landwirtschaft kurz vor dem Aus, weil die Gänse ihr förmlich die Haare vom Kopf fressen. 4-5 Schnitte beim Grünland sind aber trotzdem auch in Ostfriesland normal. Natürlich kommt es in einzelnen Fällen zu erheblichen Verlusten – da, wo sich die Gänse besonders gerne aufhalten. Aber das zum Untergang der Landwirtschaft in Ostfriesland zu erklären geht dann doch ein bisschen weit. Für diese Schäden wollen wir künftig Vorsorge treffen und deshalb ist in dem Antrag ein Prüfauftrag enthalten, die Rastspitzenentschädigung auch auf Grünland auszudehnen. 

Die Jägerschaft – vertreten übrigens durch die Oppositionskollegen Dammann-Tamke und Ehlen – wollen vor Gericht ziehen, weil die ganze Jägerschaft angeblich enteignet wird. Ein Schelm, wer da einen Interessenkonflikt sehen will. Aber ich bin da völlig unabhängig davon sehr gelassen, weil ich davon überzeugt bin, dass der Umfang des Eingriffs ins Eigentumsrecht durch die Sozialpflichtigkeit nach Artikel 14 GG gedeckt ist.

Aber auch manche Naturschützer wittern Hochverrat an sämtlichen naturschutzpolitischen Zielen, weil die Jagd auf Gänse in Gänseschutzgebieten noch immer nicht vollständig eingestellt wird. Wer das ein bisschen unbedarft liest und nicht weiß, worum es genau geht, kann den Eindruck gewinnen, hier wäre die Revolution ausgebrochen.

In der Realität ist es dann noch nicht einmal ein Revolutiönchen.

Tatsächlich wird die Jagd auf Bless- und Saatgänse künftig wegen der Verwechslungsgefahr mit der vom Aussterben bedrohten Zwerggans verboten und die Jagd auf andere Arten in Gänseschutzgebieten um wenige Wochen verkürzt. Und das ist genau das, was wir tun müssen, um unseren internationalen Verpflichtungen zum Schutz der wandernden Vogelarten gerecht zu werden.

Anrede,

wir müssen doch auch mal die Kirche im Dorf lassen und diesen Appell richte ich bewusst an alle Seiten: An die Jägerschaft, die Landwirte, aber auch an die Naturschutzverbände. Wir hatten auch vor der Änderung der Jagdzeiten bereits Fraßschäden auf manchen Flächen. Die Rastbestände in Niedersachsen sind trotz der ab 2008 geltenden vorherigen Jagdzeitenregelung angestiegen, übrigens vor allem wegen Arealverschiebungen aufgrund des Klimawandels, die Gesamtpopulationen sind seit Mitte der 90er Jahre ziemlich stabil.

Für Landwirte und Jäger kann der Anstieg doch nur bedeuten, dass ihre These, die Jagd könne die Rastbestände der Gänse entscheidend verringern, durch die Realität wiederlegt ist. Genauso sind mit diesem Faktum aber auch jene Naturschützer wiederlegt, die so tun, als sei der Verzicht auf das komplette Bejagungsverbot in Schutzgebieten der Untergang der niedersächsischen Rastvogelbestände.

Anrede,

in Wirklichkeit haben sich da alle Seiten in den letzten Jahren gewaltig ineinander verkeilt und das muss man endlich mal auflösen. Jetzt geht es darum, zu gemeinsam getragenen Lösungen zu kommen. Genau das bringt unser Antrag auf den Weg. Mit einem gemeinsamen Arbeitskreis und mit entsprechenden Untersuchungen da, wo es noch Erkenntnislücken gibt. Das soll dann einfließen in ein künftiges Gänsemanagement und die Ausgestaltung künftiger Förderprogramme.

Wir müssen endlich mal wieder Sachlichkeit in die Diskussion hineinbringen und deshalb appelliere ich an alle Seiten: Machen Sie da mit. Lassen Sie uns gemeinsam zu vernünftigen Lösungen finden. Sich gegenseitig über die Medien zu befehden ist der Sache nicht dienlich.

Vielen Dank!

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