Rede Hans-Joachim Janßen: Antrag (FDP) zum Bibermanagement

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

der Biber war in Niedersachsen ausgerottet. Er wurde intensiv bejagt, viele seiner Lebensräume wurden zerstört. Nun ist er zurück und nach über 200 Jahren wieder heimisch in der Elbtalaue, im Aller-Leine Bereich, an der Hase, der Ems und dem Drömling.

Bislang verursacht der Biber dort auch keine größeren Probleme. Die Zusammenarbeit der unteren Naturschutzbehörden mit den jeweils zuständigen Unterhaltungsverbänden und Flächennutzern funktioniert. Kleine Schäden werden schnell und unbürokratisch gelöst. Mit gemeinsamen Ortsbegehungen und Beratungen werden Schadensfälle gelöst. Im Konfliktfall können zügig Ausnahmegenehmigungen für die Beseitigung von Biberbauten erteilt werden.

Dieser kooperative Ansatz war bislang sehr erfolgreich – auch dank der Unterstützung von Naturschutzverbänden und der Biosphärenreservats-Verwaltung Elbtalaue. Für diesen Einsatz möchte ich mich an dieser Stelle bei allen beteiligten Akteuren ganz herzlich Einsatz bedanken. Der Umgang mit dem Biber ist vor Ort in guten Händen. Wir sehen daher überhaupt keinen Anlass, in diese etablierten, regionalen Strukturen reinzugrätschen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP,

ich bin doch verwundert, dass Sie als Liberale so eine Vollkasko-Mentalität vertreten. Jedes Wildtier besendern? Jeden angeknabberten Ast entschädigen? Vielleicht tun Sie sich da mal mit dem Abgeordneten Miesner zusammen, der noch ganz anderen Umweltrisiken auf der Spur ist und in einer kleinen Anfrage wissen will: „Was unternimmt die Landesregierung für die Sicherheit unserer Einwohner im Hinblick auf Gefahren durch Bäume?“ Und was den Wolf angeht, taumeln die Kollegen von CDU und FDP ja ohnehin von einem Erregungszustand zum nächsten. Erst konnte der Munsteraner Wolf nicht schnell genug entnommen werden. Dann der Vorwurf, das Land hätte sich früher um die verletzte Munsteraner Wölfin kümmern wollen.

Anrede,

ich plädiere dafür, zu einem gelasseneren Umgang mit der Natur zurückzufinden. Ziel der naturschutzfachlichen Bemühungen in Niedersachsen ist es, der Natur wieder mehr Raum zu geben. Es geht nicht um ein Mikromangement jedes einzelnen Wildtiers. Es ist ein Erfolg für den Naturschutz, wenn sich seltene Wildtiere wieder bei uns ansiedeln. Dabei wird es auch immer wieder zu Begegnungen zwischen Mensch und Tier kommen.Sofern keine erheblichen Schäden entstehen oder eine Gefahr für die Sicherheit zu befürchten ist, sind unnötige Eingriffe und Störungen zu vermeiden. So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Der Biber ist zurück – doch der Abwärtstrend bei der Artenvielfalt ist ungebremst. Wir wollen keine ausgeräumten Landschaften, in denen kein Vogel sing und keine Hummel brummt. (Lieber Kollege Miesner, Sie mögen das für verrückt halten – aber ich freue mich sogar über das Rauschen der Blätter im Wind). Deshalb brauchen wir mehr Raum für Natur – begleitet von einem niedrigschwelligen und umsichtiges Management, wie es bislang beim Biber der Fall ist.

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