Rede Georgia Langhans: Zukunft des Lagers Friedland

 

Anrede,

der Name Friedland steht für die Erwartung und Hoffnung auf ein Leben in Freiheit. Das galt für Flüchtlinge und Spätheimkehrer ebenso wie für die Flüchtlinge aus Ungarn 1956 oder in den 70er Jahren für Flüchtlinge aus Chile. Für sie alle war Friedland ein Tor zur Freiheit. Für uns Deutsche bleibt es darüber hinaus ein Symbol gegen das Vergessen,  gegen Krieg und Gewaltherrschaft.

Anrede,

wir sind uns darin einig, dass die historischen Gebäude der Einrichtung als Gedenkstätte gesichert und weiterentwickelt werden müssen. Aber auch das Vorhaben der Landesregierung aus dem Lager Friedland ein Integrationszentrum zu machen, täuscht nicht darüber hinweg dass langfristig über eine Gesamtperspektive dieser Einrichtung nachgedacht werden muss.

Die Zuzugszahlen von Spätaussiedlern gehen deutlich zurück. In den ersten 3 Monaten diesen Jahres trafen lediglich 1500 Spätaussiedler in Friedland ein, das war nur ein Sechstel der Zahl aus dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Fachleute gehen davon aus, dass in wenigen Jahren die Zuwanderung beendet sein  wird. Daher ist es schon heute notwendig gemeinsam mit der Gemeinde Friedland über veränderte Nutzungskonzepte und langfristige Alternativen zu beraten.

Anrede.

das Zuwanderungsgesetz macht keinen Unterschied mehr bei der Integration von Spätaussiedlern und Ausländern alle haben einen Anspruch auf  Integrationskurse. Hinzugekommen ist, dass mitreisende Familienangehörige von Spätaussiedlern nur noch dann in den Aufnahmebescheid mit einbezogen werden, wenn sie bereits vor ihrer Reise über deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Das bedeutet für die Familienangehörigen: wer den Sprachtest nicht besteht, kann nur nach ausländerrechtlichen Bestimmungen also im Wege des Familiennachzugs einreisen. Das galt in der Vergangenheit auch für Schwieger- und Stiefkinder. Trotzdem durften sie nach einer Übereinkunft der Länder, um unnötige Härten zu vermeiden mit dem Familienverband einreisen. Dass diese Regelung auch für Familienangehörige übernommen wird, die den Sprachtest nicht bestanden haben, scheiterte an dem Veto der unionsgeführten Länder, insbesondere  an Ihrem Veto, Herr Schünemann. Jetzt wollen Sie Friedland zu einem Integrationszentrum  in erster Linie für Spätaussiedler machen.
Da stellt sich die Frage, geht es Ihnen bei diesem Vorhaben wirklich um die Menschen oder stehen in der Hauptsache wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund? Denn für die Spätaussiedler die in ihren Heimatländern alle Brücken abgebrochen haben bedeutet das, weitere  Monate von Ihren bereits hier lebenden Familien getrennt zu sein, bedeutet es in einer Einrichtung mit Gemeinschaftsduschen, Gemeinschaftsküchen und Etagenbetten zu leben.

Frühzeitig die Sprache zu lernen und über Geschichte die Kultur ihrer neuen Heimat etwas zu erfahren, ist zu begrüßen. Grundsätzlich kann das aber auch in den Kommunen geschehen. Wenn es denn aber in Friedland stattfinden soll, wenn sie die Menschen dort wirklich so ausdrücklich willkommen heißen wollen, gehört mehr dazu. Es müssen bauliche Veränderungen durchgeführt werden, um für Familien geeignete Räumlichkeiten zu schaffen. Die Zeit des Aufenthaltes muss genutzt werden, um frühzeitig gezielte Fort- und Weiterbildungsangebote zu machen, so dass die entsprechende Berufsausbildung hier anerkannt werden kann. Und nicht zuletzt muss die Mobilität zu den umliegenden Dörfern und Städten ermöglicht werden, um soziale Kontakte entwickeln zu können.

Anrede,

Sie tun in der Öffentlichkeit  immer so, als läge ihnen  das Schicksal von Spätaussiedlern besonders am Herzen. Den Worten müssen auch Taten folgen und hier erwarte ich die Unterstützung des Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler.

Anrede,

Integration ist ein Prozess, der auf gegenseitigem  Verständnis beruht, er ist nicht mit dem Erlernen der Sprache beendet. Zu einer erfolgreichen Integration gehören die alltäglichen Kontakte in der Nachbarschaft, mit Kindergärten, mit der Schule, die Einbindung in Vereine, und nicht zuletzt die Integration in den Arbeitsmarkt. Auch nach erfolgreichem Integrationskurs in Friedland brauchen Spätaussiedler weitere Unterstützung und Beratung. Besonders Jugendliche, die ihre Freunde und Cliquen in Russland zurückgelassen haben brauchen Integrationshilfen. Wir alle kennen die Probleme von jugendlichen Spätaussiedlern sich in die hiesige Gesellschaft zu integrieren.

Anrede,

Wir haben Ihnen einen Änderungsantrag vorgelegt, der deutlich macht unter welchen Voraussetzungen wir uns eine längere Aufenthaltsdauer von Spätaussiedlern im Lager Friedland vorstellen können. Unter diesen Voraussetzungen sind wir bereit, solange die Freiwilligkeit der Teilnahme an den Kursen gewährleistet ist, ausnahmsweise einem verlängerten Aufenthalt in Friedland zuzustimmen.
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