Rede Gabriele Heinen-Kljajic: Senioren und Kultur

Landtagssitzung am 18.07.2012

Gabriele Heinen-Kljajic, MdL

Anrede,

die schriftliche Anhörung hat die Bedenken bestätigt, die wir Grünebereits bei der Einbringung dieses Antrags vorgetragen haben. Die Absicht, ältere Menschen mit Kulturangeboten zu erreichen, ist zwar nicht falsch, aber Ihr Ansatz, liebe KollegInnen von CDU und FDP, ist es sehr wohl.

Es geht nicht darum, spezielle Angebote für ältere Menschen zu machen, sondern es geht darum, allen Menschen unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Status

kulturelle Teilhabe zu ermöglichen. Nur so wird es auch in Zukunft genügend Menschen geben, die Kultureinrichtungen besuchen und sich für Kultur begeistern. Es muss gelingen, schon Kinder als neue Besucher für Kultureinrichtungen zu gewinnen, in der Hoffnung, dass sie ein Leben lang der Kultur verbunden bleiben.

Wer mehr Senioren als Teilnehmer kultureller Angebote haben will, muss damit in Vorschule und Schule beginnen.

Und es geht auch nicht um eine Zwangsbeglückung mit Angeboten der sog. Hochkultur. Professor Kirchberg von der Leuphana hat in der Anhörung zu Recht darauf hingewiesen, dass Ihr Antrag aus der Perspektive des gebildeten Bürgertums geschrieben ist. Damit grenzen Sie von vornherein das Gros der Bevölkerung aus. Nur mit transkulturellen Projekten oder Angeboten außerhalb der ausgetretenen Pfade des klassischen Kulturbetriebs, erreichen Sie auch die Menschen leichter,

die zwar vielleicht noch nie im Theater waren, aber deshalb bei Leibe nicht kulturlos sind.

Liebe Kolleginnen von CDU und FDP,

Sie haben zwar nach der Anhörung erkannt, dass ihr Ursprungsantrag wenig taugte, aber leider bleibt auch Ihr Änderungsantrag weit hinter den vielen konkreten Vorschlägen der einzelnen Stellungnahmen zurück. Ich will nur einige Beispiele nennen:

Statt die Empfehlung aufzugreifen, erst mal eine Datenerhebung vorzunehmen, da es in Niedersachsen kaum Informationen zur Kulturnachfrage älterer Menschen  unterschiedlicher sozialer Schichten gibt, fordern Sie die Evaluation der bestehenden  Angebote. Um neue Programme zu planen wäre es aber sinnvoll, vorab zu wissen,

welche besucht und welche nicht besucht wurden. Auch die Möglichkeit altersgerechter Angebote im Rahmen des Kulturentwicklungs-Konzeptes aufzugreifen, blenden Sie komplett aus.

Eine wichtige Anregung, die sich in vielen Stellungnahmen wieder findet, war der Hinweis, Angebote für Senioren nicht als solche zu benennen. Viele Menschen empfinden das zu Recht als Altersdiskriminierung. Wer sich im Restaurant über den "Seniorenteller" ärgert oder irritiert zur Kenntnis nehmen muss, dass im Harz die "Seniorenweltmeisterschaft im Orientierungslauf" ausgetragen wird, den können Sie mit einem Kulturprogramm für Senioren jagen. Aber auch diesen Rat, haben Sie leider nicht beherzigt.

Deshalb ist der Antrag schon in der Problemstellung falsch angelegt und strömt den Geist von Kaffeekränzchen mit Kulturprogramm aus. Das ist nicht die Kulturentwicklung, wie wir Grüne sie uns für Niedersachsen wünschen und deshalb lehnen wir den Antrag ab.

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