Rede Gabriele Heinen-Kljajic: Masterplan für kulturelle Bildung in Niedersachsen erforderlich

Anrede,

Kulturelle Bildung führt Menschen an Kunst und Kultur heran, soll Begeisterung für die verschiedensten kulturellen Aktivitäten wecken und zum Machen und Mitmachen anregen. Übergeordnetes Ziel kultureller Bildung ist dabei die Stärkung der Orientierungsfähigkeit. Oder um Oliver Scheytt, den Präsidenten der Kulturpolitischen Gesellschaft zu zitieren: "Wir sollten die kulturelle Bildung forcieren, damit jeder Einzelne so medien- und kulturkompetent wird, dass er im Meer der Medienüberflutung, der kulturellen Vielfalt und Angebote nicht ziellos herumgetrieben wird oder havariert, sondern vor Anker gehen oder auch sicheren Boden unter den Füßen bekommen kann."

Der vorliegende Antrag der SPD geht im Ansatz daher in die richtige Richtung, aber er geht aus Grüner Sicht nicht weit genug.

  • Das eigentliche Problem ist nicht das Fehlen eines Masterplans, der im Zweifelsfall ohnehin in der Schublade landet, sondern das Problem liegt doch darin, dass die, die kulturelle Bildung anbieten angesichts der Kürzung der Landeszuschüsse ihre Angebote reduzieren müssen. Von daher ist es erst mal nur konsequent, wenn die SPD jetzt angekündigt hat, den Masterplan zumindest in ihrem Haushaltsantrag finanziell zu unterfüttern.
  • Zweitens finde ich den vorliegenden Antrag unzureichend, weil er unter kultureller Bildung nur Bildung von Jugendlichen versteht. Es gibt keinen Grund, warum ausgerechnet bei der Kultur das Konzept des Lebens Langen Lernens nicht umgesetzt werden soll. Der Antrag müsste also korrekterweise eigentlich den Titel kulturelle Jugendbildung haben.
  • Drittens geht der Antrag von einem sehr klassischen Bildungsangebot aus. Kulturelle Bildung kann aber nach Grünem Verständnis nicht eingegrenzt werden, auf Kunst und Musikunterricht in den Schulen, oder Kurse in Musik- oder Kunstschulen, so wichtig diese Angebote sind und so sehr wir kritisieren, dass CDU und FDP in diesen Bereichen drastische Kürzungen umgesetzt haben, statt diese Bereiche zu stärken. Kulturelle Bildung muss auch die Menschen erreichen, die in ihrer Schullaufbahn nicht zu den Gewinnern des Systems zählen und für die der Besuch etwa einer Musikschule jenseits ihres Vorstellungshorizonts und erst recht ihres finanziellen Horizonts liegt.

Kulturelle Bildung jenseits klassischer Bildungsangebote hat wie kaum ein anderer Bildungsbereich die Möglichkeit, über geeignete Angebote auch bildungsferne Schichten zu erreichen, denken sie etwa an Musik, die unabhängig vom Milieu zu jeder Kultur gehört oder denken Sie an Projekte der Soziokultur. Deshalb haben wir in unserem Antrag zum Thema Kreativpotenzial bereits ein vernünftig finanziertes Modellprojekt vorgeschlagen, um genau die Menschen zu erreichen, die von klassischen Angeboten kultureller Bildung nicht angesprochen werden. Hier liegt aus unserer Sicht der größere Handlungsbedarf. Von daher sind wir gespannt auf die Diskussionen im Ausschuss.

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