Rede Gabriele Heinen-Kljajic: Kulturelle Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen sichern: Zugangshürden zu Museen abschaffen

Anrede,

die soziale Schieflage der Chancen im Bildungssystem spiegelt sich eins zu eins im Kulturbereich wider. Folgerichtig fordert die Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" einen Abbau der Zugangsbarrieren durch eintrittsfreie Angebote für Jugendliche bis 16 Jahre. Der Enquete-Bericht sagt aber auch, dass freier Eintritt alleine nicht reicht, um Hürden abzubauen. Er fordert deshalb vor allem speziell entwickelte Vermittlungsangebote, um Besucher aus so genannten "museumsfernen", Schichten aktiv anzusprechen, die nicht nur die Kinder, sondern auch deren Ansprechpartner, also Eltern, Großeltern, Geschwister usw. einbeziehen. Und hier greift der Antrag der SPD einfach zu kurz.

Die generelle Abschaffung des Eintrittsgeldes für Kinder und Jugendliche mag zwar einen Anstieg der Besucherzahlen zur Folge haben, aber die Praxis lehrt, das liegt im Wesentlichen daran, dass diejenigen, die ohnehin ins Museum gehen, dann einfach nur häufiger kommen. Eine sozial gerechte Teilhabe erreichen Sie aber damit noch lange nicht. An der Stelle, liebe KollegInnen von der SPD, verfehlt Ihr Antrag das selbst gesteckte Ziel. Einen niedrigschwelligen Museumseintritt erreicht man nur, wenn man durch zielgruppenspezifische Angebote Anreize setzt, die auch die Familien ansprechen, für die ein Museumsbesuch alles andere als alltäglich ist. Das können spezielle Programme sein. Das kann zielgruppengerechte Öffentlichkeitsarbeit sein. Das können konzertierte Aktionen regional ansässiger Museen sein, die an festgelegten Tagen Familienprogramme auflegen. Wichtig war uns nur, mit unserem Antrag den Fokus nicht auf pauschale Eintrittsbefreiung zu legen, sondern lieber eingeschränkte Tage eintrittsfrei für Kinder und Jugendliche zu halten und diese dann aber auch mit klugen Konzepten zu bewerben. Die Erstattung der Einnahmeausfälle hätte für die Museen einen Anreiz geschaffen, möglichst viele Kinder zu erreichen. Voraussetzung hierzu wäre allerdings die Einrichtung eines Kennzahlensystems zur Besucherdatenerfassung gewesen. Aber selbst die haben Sie abgelehnt.

Ihr Antrag, liebe Kollegen von CDU und FDP, hat bedauerlicherweise keinen der genannten Punkte aufgegriffen. Stattdessen beschließen wir jetzt die nichtssagende Phrase, die Landesregierung möge die Museumspädagogik unterstützen und in Zielvereinbarungen absichern. Der Beschlusstext wird in seiner semantischen Schlichtheit im Begründungstext aber noch mal getoppt. Sich darauf zu berufen, es sei wissenschaftlich nicht belegt, dass Eintrittsgelder einkommensschwache Familien vom Museumsbesuch abhalten, ist vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es zu dieser Frage mangels Datenerhebung gar keine Untersuchungen gibt, als Begründung ziemlich billig. Es wird geradezu absurd wenn Sie konstatieren: "Der Eintritt stellt keinen Hinderungsgrund dar". Wir empfehlen an dieser Stelle beim Fehlen wissenschaftlicher Expertisen einfach mal den gesunden Menschenverstand einzuschalten.

Anrede,

der passende Beschlusstext zu diesem Antrag müsste korrekterweise lauten: Der Landtag stellt fest, CDU und FDP ist zu dem Thema nichts eingefallen.

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