Rede Enno Hagenah:Auslaufen der geförderten Altersteilzeit verhindern – Beschäftigungsbrücke für jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten

Anrede,

die hier aufgemachte schlichte Gleichung der SPD, die Alten aufs Abstellgleis Altersteilzeit zu schieben und damit die Jungen von der Straße in die Betriebe zu holen, geht leider nicht auf.

Das Risiko der Mitnahme ist dabei viel zu groß: Die Bundesagentur zahlte in den vergangenen Jahren jährlich bis zu 1,4 Mrd. Euro. für diesen Bereich. Damit wurde Altersteilzeit bei dreimal so vielen Älteren gefördert, wie junge Menschen dafür neu eingestellt wurden.

Den größten Teil der Wiederbesetzungen im Jahr 2008 stellten übernommene Azubis (61 Prozent). Die Firmen beanspruchten also Fördermittel für ArbeitnehmerInnen, die schon im Betrieb waren und in der Regel ohnehin weiter beschäftigt worden wären.

Fast scheint es, dass in der SPD alles Wissen über den demografischen Wandel und über den Fachkräftemangel nach der Bundestagswahl kollektiv verdrängt wird.

Zur Erinnerung: Schon heute fehlen uns Fachkräfte. Junge und gut ausgebildete Jugendliche bekommen schon heute in vielen Regionen problemlos einen Arbeitsplatz. In Zukunft werden sich Betriebe um sie reißen. Die brauchen keine staatliche Ausstiegsförderung für Ältere.

Was wir aber brauchen, sind Programme für Jugendliche, die nicht gut ausgebildet sind, die vielleicht noch nicht einmal einen Schulabschluss haben. Hier wären die 1,4 Milliarden Euro jährlich sinnvoller investiert, als in der Frühverrentung.

Für uns Grüne widerspricht die Altersteilzeit der Wertschätzung älterer Arbeitnehmer. Erwerbsarbeit ist mehr als Geld verdienen. Wer eine Arbeit hat, ist gesellschaftlich integriert. Das gilt auch für Beschäftigte über 50 Jahre! Die Altersteilzeit aber verdrängt die Älteren aus den Betrieben. Wir hingegen wollen eine Kultur der Altersarbeit und eine bessere Teilhabe an Arbeit von Älteren. Wir sind in Deutschland auf einem guten Weg: Laut Bundesagentur ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten über 55 Jahren deutlich gestiegen.

Klar ist dabei für uns auch: Nicht jeder Arbeitnehmer kann in jedem Job bis 67 Jahren arbeiten.

Hier brauchen wir Regelungen. Aber keine, die alle über einen Kamm schert. Sondern spezielle Regelungen für die jeweiligen Branchen. Der Dachdecker muss die Möglichkeit haben, früher vom Dach zu steigen als der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Universität sein Fachinstitut verlässt. Und das ohne Rentensenkung durch die Hintertür.

Deswegen wollen wir die Teilrente ab dem 60. Lebensjahr. Bis zur Regelaltersgrenze arbeiten ältere Beschäftigte danach mit weniger Stunden und gleichzeitig bauen sich mit der verbleibenden Arbeitszeit Rentenanwartschaften auf.

Daneben setzen wir uns dafür ein, dass die abschlagsfreie Erwerbsminderungsrente wieder mit 63 Jahren möglich wird.

Und natürlich haben die Tarifpartner weiter die Möglichkeit, Altersteilzeitregelungen für ihre Branchen auf der Grundlage von Tarifverträgen umzusetzen. Zwar ohne die Förderung durch die Bundesagentur, aber mithilfe der Steuer- und Beitragsfreiheit der Aufstockungsbeiträge.

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