Rede Enno Hagenah: Kein neuer Feldversuch mit Gigalinern in Niedersachsen

Landtagssitzung am 27.05.2011

Enno Hagenah, MdL

Anrede,

auf Niedersachsens Straßen soll auf Drängen von Verkehrsminister Bode erneut ein unsinniger Feldversuch für Riesenlastwagen durchgeführt werden, um die große Skepsis gegen Gigaliner auf unseren Straßen mit der Macht des Faktischen aufzuweichen. Wenn tatsächlich, wie von Herrn Ramsauer geplant, dafür bundesweit bis zu 400 Groß-LKW zugelassen werden, wird wegen der damit verbundenen Vorleistung der Unternehmen eine generelle Genehmigung im Anschluss durch die Hintertür erzwungen.

Dabei liegen so viele überzeugende Gegenargumente von den unterschiedlichsten Seiten auf der Hand, dass der Landtag dem bisher uneinsichtigen Minister einfach in den Arm fallen muss, um den Spuk per Beschluss zu beenden. Verkehrswissenschaftler und die Bundesanstalt für Straßenwesen warnen vor Monstertrucks wegen des erhöhten Fahrwegverschleißes, erhöhter Unfallgefahren durch die Überlänge und Gefährdungen für die Tragfähigkeit von Brücken und das Rückhaltevermögen von Leitplanken bei Unfällen. Probleme entstehen auch auf Park- und Rastplätzen, engen Fahrspuren, Kreuzungen, Kreisverkehren und Eisenbahnübergängen.

Die von Minister Bode wiederholt vorgebrachten vermeintlichen Umweltschutzargumente erweisen sich wie die Gewichtsbeschränkung auf 40 Tonnen als bewusste Irreführung der Öffentlichkeit.

Eine Studie der Beratungsfirma TIM Consult warnte schon vor 5 Jahren vor einer Rückverlagerung von Schwerlastverkehr von der Schiene auf die Straße. Durch die Kosteneinsparungen bei Personal, Maut und Kraftstoff beim Einsatz von Gigalinern würden im Markt über 50 Prozent des bisherigen kombinierten Verkehres bei der Bahn weg brechen.

Das bestätigt inzwischen eine noch umfassendere internationale Studie des Fraunhofer Institutes für Systemforschung. Danach berührt die Einführung der Megatrucks Marktsegmente, die bislang aufgrund des Ladevolumens vorwiegend mit der Bahn transportiert wurden. Bei hochwertigen Produkten und Containertransporten würden zwischen 10 und 30 Prozent der bisherigen Bahngütertransporte auf die Straße verlagert. Bei einzelnen Relationen des kombinierten Verkehrs werde der Einbruch des Aufkommens für die Schiene sogar bis 85 Prozent betragen, resümieren die renommierten Forscher.

Diese Ergebnisse treten nicht sofort ein, sondern wären Folge der vollen Marktdurchdringung der Monstertrucks innerhalb von fünf bis zehn Jahren. Mithin nicht in einem kleinen oder größeren Modellversuch zu testen.

Minister Bode versucht hier im Grundsatz mit der gleichen Masche die Öffentlichkeit im Interesse der großen Straßentransportunternehmen hinters Licht zu führen wie sein FDP-Ministerkollege im Umweltressort es für die Auto Lobby im Kampf gegen die Umweltzone machte. Der ist mit seinem Unsinn einer Grüne Welle für Autos zu Lasten des ÖPNV  zum Glück ja bereits letztendlich vor Gericht gescheitert.

Auch der von Herrn Bode versprochene vermeintliche ökologische Gewinn durch weniger LKW für gleich viel Ladung konterkariert sich selbst durch eine dadurch ausgelöste Marktverschiebung mit noch mehr LKW Transporten bei weniger Güterverkehr auf der Schiene.

Herr Bode, dieser Feldversuch muss wegen erwiesener Sinnlosigkeit und Gefährdung des allgemeinen Straßenverkehres eingestellt werden. Jede Fortführung verhindert letztlich notwendige Investitionen in wichtige Projekte des kombinierten Verkehres und erhöht gegen alle Vernunft den Druck aus Industrie und Ausland auf eine Zulassung der Monster Trucks.

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