Rede Enno Hagenah: Demografie gestalten – Chancen der Seniorenwirtschaft in Niedersachsen nutzen

Anrede,

während sich die Kundenwünsche und das Nachfragepotential im Zuge des demografischen Wandels bereits enorm ausdifferenziert haben, fehlt es vielfach noch an der entsprechenden Umstellung des Angebotes bei Waren und Dienstleistungen. Der Handlungsbedarf und die möglichen Vorteile für den Wirtschaftsstandort in diesem stark wachsenden Segment liegen klar auf der Hand. Daher haben sich auch die - bei der Einbringung unseres Antrages noch recht skeptischen - Fraktionen von CDU und FDP unseren Forderungen so sehr angenähert, dass es heute zu der gemeinsamen Beschlussfassung kommen kann.

Natürlich erst, nachdem das Sozialministerium endlich auch aktiv geworden ist, so ist halt die Kleiderordnung bei Schwarz-Gelb in  Niedersachsen.

Frau Ross-Luttmann hat sich jetzt für die Landesregierung der von IG Metall und Grünen vor mehr als einem Jahr begonnenen Arbeit  für eine Landesinitiative Seniorenwirtschaft angeschlossen. Vorher waren schon die Kammern, die Verbraucherzentrale und viele andere Interessierte hinzugekommen. Das Engagement der Wolfsburg AG zur Übernahme der Organisationsarbeit hat auch sehr geholfen.

Zu kritisieren bleibt aber, dass die Arbeit der Landesinitiative bisher noch nicht vom Wirtschaftsministerium und auch nicht vom Landwirtschaftsministerium unterstützt wird. Der demografische Wandel und seine wirtschaftlichen Folgen gehen schließlich alle Ressorts an. Vielleicht macht da ja unser heutiger gemeinsamer Beschluss den nötigen Druck.

Defizite bei der angemessenen Reaktion auf die demografischen Veränderungen sind jedoch nicht nur in Politik und Verwaltung festzustellen. Ein kleiner aber dramatischer Einblick, wie viel auch große Unternehmen hier noch lernen müssen wurde vor einigen Tagen an einem Problemfall aus Hannover deutlich.

Ich will das hier kurz vorstellen. Ein über 80jähriger Mann verlor durch einen Brandschaden seinen ganzen Besitz und sein kleines Haus. Man sollte glauben, dass die vorhandene Neuwertversicherung bei der Allianz seinen Schaden, wie sonst üblich, zügig ausgeglichen hätte. Aber der alte Herr befand sich bald in einem schier unlösbaren Dilemma. Die Versicherung wollte den Neuwert nur anweisen, wenn er mit einer genehmigten Planung den Bau bereits begonnen hatte. Um diese Aufträge tätigen zu können sollte er seiner Hausbank aber die Finanzierung für  den gesamten Neubauwert nachweisen. Das konnte er wiederum nicht, denn die Versicherung wollte ja erst zahlen, wenn mit den Bauarbeiten begonnen wäre. Eine skandalöse Falle tat sich so für ihn auf.

Der Mann war offenbar schlicht zu alt für die Risikobewertung der agierenden Sachbearbeiter bei Bank und Versicherung.

Nicht durch die heute hier zur Abstimmung stehende Landesinitiative wurde dem Mann geholfen, sondern durch eine detaillierte Presseveröffentlichung mit erheblicher Resonanz. Sein Glück.

Wir wollen, dass zukünftig solche und ähnliche Fälle der Altersdiskriminierung verhindert werden. Dafür und für eine den Bedürfnissen der stark anwachsenden älteren Generation angepasste Veränderung bei Produkten und Dienstleistungen vereinbaren wir heute ein gemeinsames Engagement in der niedersächsischen Initiative Seniorenwirtschaft.

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