Rede Elke Twesten: Frauen bewegen Geschichte! Deshalb: Kerncurricula anpassen!

Anrede, Herr Präsident/Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Über 50 historisch bedeutsame Persönlichkeiten im Lehrplan Geschichte für das Gymnasium,

im Kerncurriculum für die Klassen 5-10,

und nur acht davon sind Frauen!

Nur acht Frauen bekommen das Prädikat "besonders wertvoll"?

Soll sich hier wieder der Eindruck verfestigen, Geschichte sei ausschließlich von Männern gemacht?

Sollen Frauen in ihren jeweiligen Rollen in der Geschichte ausgeblendet werden?

Anrede,

wie oft aber waren gerade Frauen im historischen Kontext die Aktiven, z.B. Queen Victoria im britischen Empire, 

Kaiserin Maria Theresia in der Habsburger Dynastie,

die Pazifistin Bertha von Suttner,

Clara Zetkin, die für das Frauenwahlrecht kämpfte,

Anita Augsburg, Juristin und ebenfalls Frauenrechtlerin,

oder auch Marion Gräfin Dönhoff als Zeit-Zeugin.

Anrede,

wie ist denn wohl die im Artikel 3 des Grundgesetzes verankerte Gleichberechtigung von Frauen und Männern in unser Grundgesetz gekommen?

Auch das geht auf das Engagement von vier mutigen Frauen zurück.

Anrede,

wir wollen mit unserem Antrag nicht vorgeben, welche Frauen genau

im Geschichtscurriculum auftauchen sollen.

Wir wollen, dass deutlich mehr Frauen in unterschiedlichen Funktionen und Rollen im Geschichtsunterricht thematisiert werden.

Es geht uns nicht darum, aufzuzeigen, dass Frauen nur Herrscherinnen sein konnten.

Im Unterricht muss auch deutlich werden, dass Frauen als Bäuerinnen, Mütter, Nonnen und "weise Frauen" ihren großen Anteil an gesellschaftlichen Entwicklungen geleistet haben.

Nicht über alle gibt es ausreichend erforschte Quellen. Wir wissen aber doch wohl genug über:

  • ”¢Â Â Â Â Â Â Â  die Suffragetten, die in den USA und Großbritannien für das Frauenwahlrecht gekämpft haben.
  • ”¢Â Â Â Â Â Â Â  Olympe de Gouges, die bereits während der Französischen Revolution für Gleichberechtigung kämpfte.
  • ”¢Â Â Â Â Â Â Â  die sogenannten "Mütter des Grundgesetzes Helene Weber,

Helene Wessel, Friederike Nadig und Elisabeth Selbert

um es im Unterricht zu thematisieren!

Anrede

Es kann nicht die Lösung sein, dass sich der Geschichtsunterricht mit dem Thema Geschlechterperspektive abstrakt auseinandersetzt.

Geschichtsunterricht ist auch identitätsstiftend!

Identität entwickelt sich in der Auseinandersetzung mit handelnden Personen.

Eine Berücksichtigung in der Geschichte wirksamer Frauenpersönlichkeiten im Kerncurriculum ist deshalb unverzichtbar.

Deshalb plädiere ich dafür, nicht der Ausschussempfehlung auf Ablehnung zu folgen, sondern unserem Antrag zuzustimmen.  

Anrede 

Noch kurz zum gestern vorgelegten Änderungsantrag der SPD:

Offensichtlich hatte die SPD Probleme damit, dass sie das Thema vernachlässigt hat.

Bei ihrem Antrag meine Damen und Herren von der SPD ist uns aufgefallen, dass er mehr als konfus ist und auf die Entpersonalisierung von Geschichtsunterricht abzielt. Das versuchen sie mit einem längeren Fachtext zu begründen, dessen Herkunft sie nicht kenntlich gemacht haben.

Ich dachte,  über die Entpersonalisierung seien wir hinaus. Ein Krieg bricht zum Beispiel nicht aus, er wird von Menschen gemacht.

Und wenn Sie schon in ihrer Begründung weitgehend von Prof. Michele Barricelli von der Uni Hannover abschreiben, dann machen Sie das als Zitat kenntlich und schreiben Sie bei diesem Thema wenigstens von einer Frau ab!

Zurück zum Pressearchiv