Rede E. Hagenah: Nachtflugregelung des Flughafens Hannover-Langenhagen neu gestalten

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Plenarsitzung am 26.05.2004;

es gibt keinen Flughafen in Deutschland mit so dichter Wohnbebauung vor den Kopfenden der Landebahnen und gleichzeitig einer so uneingeschränkten Nachflugregelung wie der FlughafenHannover Langenhagen. CDU und FDP bügeln die Interessen von rund 40.000 Betroffenen in den An- und Abflugschneisen ohne jede Anhörung oder erkennbare Abwägung der Kompromissmöglichkeiten ab. Aber der von Ihnen angeführte wirtschaftliche Sachzwang stellt sich bei genauerer Betrachtung als hausgemacht und vom Landtag durchaus anders gestaltbar dar.
Langenhagen wird von dieser Landesregierung geradezu in den unwirtschaftlichen Nachtflug gedrängt.
Trotz der wirtschaftlich extrem engen Situation des Flughafens in Langenhagen durch die geringe Auslastung werben CDU und FDP gerade Fördergelder der EU ein, um den bisherigen Forschungsflughafen Braunschweig auf Tourismusflughafengröße "aufzublasen". Der dann im gleichen Publikumssegment aktive Nachbarflughafen wäre eine absurde, geschäftsschädigende Konkurrenz nur eine halbe Fahr-Stunde entfernt.
Die niedersächsische FDP ist so liberal, Herr Rösler, dass sie keine eindeutige Position gegen die hessischen Flughafen-Ausbaupläne in Kassel Calden über die Lippen bringt. Hier muss das Land im Planfeststellungsverfahren ein klares Veto einlegen, im Interesse der Fluglärm-Betroffenen Niedersachsen im Grenzbereich, aber auch im Interesse des Flughafens in Hannover, dem auch von dort eine neue direkte Konkurrenz vor der Haustür erwachsen würde.
Sie sind mit dieser Politik dafür verantwortlich, dass die Geschäftsführung Langenhagen im Verdrängungswettbewerb ihr Heil im Nachtflug sucht.
Diese für die Anwohner und die Steuerzahler insgesamt schädliche Flughafenpolitik lässt sich nur mit mangelnder fachlicher Beratung erklären. Eine Folge der fehlenden internen Aufgabenteilung in der Landesregierung. Dort wo Anteilseignerfunktion, Wirtschaftsförderung, Genehmigung und Überwachung der Flughäfen in einer Hand liegen, sind ideologische Entscheidungen statt neutrale Abwägung die Folge.
Dabei hatten wir Ihnen eine ganze Reihe von konstruktiven Vorschlägen gemacht, um die Anwohner zu entlasten, ohne die Wirtschaftlichkeit des Flughafens im Kerngeschäft einzuschränken. Eine verpasste Chance.
Sie haben nicht erkannt, dass die erfolgreiche Vermarktung eines Flughafens auch von der Akzeptanz seines Umfeldes lebt. Die von uns entworfene Perspektive als Familienflughafen mit optimierter ÖV Anbindung würde eine bessere Tagesauslastung bringen, ohne die derzeitigen Belastungen durch übermäßigen defizitären Nachtflug.
Ich appeliere an Sie die Entscheidung zu korrigieren, im Interesse aller.

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