Rede Christian Meyer: Kormoran-Bestandmanagement auf wissenschaftlicher Grundlage einführen (Antrag CDU/FDP)

Anrede,

wenn Sie Ihren Antrag schon mit "Bestandsmanagement auf wissenschaftlicher Grundlage" überschreiben, dann sollten Sie die wissenschaftliche Grundlage zumindest zur Kenntnis nehmen.

Sie schreiben, dass der Kormoran seit den 80er Jahren zugenommen hat. Da haben Sie die letzten 10 Jahre schlichtweg verschlafen:

Seit etwa 10 Jahren hat sich der Bestand stabilisiert. Die Regulierung funktioniert ganz von selbst. Das ist übrigens das Einmaleins der Ökologie und das sollten Sie endlich mal zur Kenntnis nehmen. Ökologie-Grundkurs meine Damen und Herren und da palavern Sie von wissenschaftlicher Grundlage.

Die von Ihnen geforderte bundes- und sogar europaweite Einführung der Bejagung nach niedersächsischem Vorbild ist nicht nur überflüssig, sie ist auch die glatte Aufforderung zum Rechtsbruch.

Wir regen uns in Deutschland völlig zu Recht darüber auf, dass in Italien und andernorts Zugvögel gefangen und getötet werden. Viele der nach den Jagdzeiten der Kormoranverordnung in Niedersachsen geschossenen Kormorane sind Durchzieher und Überwinterer. Das sind Zugvögel. Was unterscheidet eigentlich der Zugvogelmord in Italien von dem in Niedersachsen? Ich sage Ihnen, es gibt keinen grundsätzlichen Unterschied. Hier wie dort will man gegen jede wissenschaftliche Erkenntnis einer bestimmten Lobby einen Gefallen tun.

In Niedersachsen sind Kormoranabschüsse bis Ende März erlaubt. Mehr als dreiviertel des Brutbestandes brütet bereits Ende März. Das hat doch nichts mit der von Ihnen und der Jägerschaft immer so hoch gehaltenen Waidgerechtheit zu tun. Das ist schlicht tierschutzwidrig und fällt eindeutig hinter die Jagdzeitenverordnung zurück, die eine Bejagung während der Reproduktionszeit verbietet.

Völlig daneben sind auch Ihre Einlassungen zum Schutz der heimischen Fischfauna, die Sie durch den Kormoran bedroht sehen.

Wer ist denn dafür verantwortlich, dass sich bei der Verbesserung der Qualität unserer Gewässer trotz gegenteiliger Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie nichts bewegt? Wer tut denn nichts gegen die Versalzung der Weser, die den Fischbestand um 90 Prozent hat einbrechen lassen? Das sind doch wohl Sie.

Wer ist denn verantwortlich, dass unsere Bäche, Flüsse, Teiche und Seen völlig überdüngt sind. Das sind doch wohl Sie mit ihrer völlig verfehlten industriellen Agrarpolitik.

Nur reich strukturierte und saubere Gewässer sind der Garant für eine artenreiche Fischfauna. In Gülleseen wie dem Dümmer können nur ganz wenige Fischarten leben – ob mit oder ohne Kormoran. Auch das sind seit Jahrzehnten wissenschaftliche Tatsachen, die Sie endlich mal zur Kenntnis nehmen sollten.

Daher lehnen wir den Antrag ab.

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