Rede Belit Onay: Antrag (alle Fraktionen) - Olympia-Bewerbung Hamburgs

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- Es gilt das gesprochene Wort - 

Sehr geehrter Herr Präsident,

sehr geehrte Damen und Herren, 

wir Grüne stehen positiv zum olympischen Gedanken: in einer Zeit sich zuspitzender internationaler Krisen und Konflikte ist die olympische Idee mit ihren Botschaften der Völkerverständigung und des friedlichen Wettstreits wichtiger denn je.

Dieser olympischen Idee steht allerdings die Realität der Vergangenheit gegenüber: Gigantismus, Natur- und Stadtzerstörungen und eine ausufernde Verschuldung der ausrichtenden Städte!

Wir Grüne können uns für eine Olympiabewerbung begeistern, die mit ihrem Konzept aus diesen vergangenen Fehlentwicklungen die notwendigen Konsequenzen zieht!

Olympische Spiele bedeuten nicht Beton und Asphalt. Wir sind für die Planung von umwelt- und stadtverträglichen, innovativen und nachhaltigen Spielen.

Wir Grüne haben eine klare Vorstellung davon, welche Bedingungen für eine Olympiabewerbung (Hamburgs) erfüllt sein müssen. Nur wenn diese Bedingungen überwiegend erfüllt werden, können wir uns eine Bewerbung begrüßen/zustimmen.

Daher freut es mich, dass der gemeinsame Antrag sich hier ganz klar positioniert zu Nachhaltigkeit, Transparenz, ökologische Verträglichkeit und Zukunftsfähigkeit im Sinne einer sinnvollen Nachnutzung zum Tragen kommt.

Denn Olympische und Paralympische Spiele, die solchen Standards entsprechen, bieten viele Chancen: sie können die integrative Kraft des Sports für unsere Gesellschaft stärken.

Den Chancen stehen aber auch Risiken gegenüber, die wir nicht vernachlässigen dürfen.

An erster Stelle steht eine breite Unterstützung durch die Menschen der Stadt. Diese müssen sich klar für die Olympischen Spiele aussprechen und über einen transparenten Beteiligungsprozess eingebunden werden.

Daher ist die von der hamburgischen Bürgerschaft im Mai letzten Jahres beauftragte Studie elementar, damit die Bürgerinnen und Bürger überhaupt wissen, worüber Sie entscheiden, auch über welche Summen sie entscheiden.

Und – das muss an dieser Stelle auch offen gesagt und nicht weggelächelt werden – da schafft es kein Vertrauen, wenn der Hamburger Senat eine belastbare Studie für den vergangenen Herbst verspricht, aber bis jetzt nicht vorgelegt hat.

Es geht um nicht mehr oder weniger als um eine kalkulierbare und solide Finanzierung. Die Spiele dürfen nicht zu einer finanziellen Belastung für die Stadt und das Umland werden. Hamburg braucht keine x-fache Elbphilharmonie!

Es muss eine faire und akzeptable Kostenteilung zwischen allen Beteiligten geben. Angesichts der großen finanziellen Gewinne, die das IOC im Rahmen von Olympischen und Paralympischen Spielen erwirtschaftet, muss es im Interesse des Landes Hamburgs und Niedersachsens liegen, das IOC an den voraussichtlich notwendigen Ausgaben für Sportstätten und Infrastrukturmaßnahmen zu beteiligen und die bisher praktizierte Steuerbefreiung einzustellen. 

Die bisherigen ‚Host-City-Verträge‘[1] zwischen dem IOC und den Ausrichterstädten, die zu einseitigen Risiken für Städte und Chancen auf das IOC verlagert haben, sind für moderne Spiele nicht tragbar. Wir setzen daher auf eine Reform des IOC und seiner Vergabe-Bedingungen, damit diese transparenter und demokratischer werden.

Bau und Nutzung aller Gebäude und Sportstätten müssen nachhaltig sein. Das bedeutet, Stadien, Hallen und Wettkampfstätten von Anfang an so zu planen, dass sie sich nach den Spielen für eine Nachnutzung umweltverträglich und mit geringen Aufwand umbauen oder zurückbauen lassen. So könnte beispielsweise aus dem olympischen Dorf dauerhaft bezahlbarer Wohnraum werden, der in Hamburg dringend benötigt wird.

Bei allen Verkehrsplanungen im Vorfeld von Olympia müssen umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel, Radverkehr und Fußverkehr den Vorrang haben. Ein Autofreies Olympia zusammen mit umweltgerechtem Bau und Umbau von Gebäuden und Sportstätten würde neue Maßstäbe für die Olympischen Spiele setzen.

Daher sagen wir: Ja zu den Chancen einer Bewerbung unter Offenlegung der Risiken und Kosten. Vielen Dank.

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