Rede Anja Piel: Aktuelle Stunde (GRÜNE) zur Luftverschmutzung in Städten

<iframe frameborder="0" height="360" width="640" src="https://www.youtube.com/embed/VAfe84GXXlw?rel=0"></iframe>

 

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Anrede,

die Weltgesundheitsorganisation hat 2015 weltweit Daten zur Luftverschmutzung in Städten gesammelt. Die Stadt mit der schmutzigsten Luft ist Delhi, gefolgt von anderen Städten in Asien. Hannover kommt, wie die meisten westlichen Städte, erst in der zweiten Hälfte der Aufstellung vor, und landet auf Platz 884. Und in den anderen niedersächsischen Städten ist die Luft noch besser.

Anrede,

da denkt man doch: Platz 884 – das reicht dicke. Ich glaube aber nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollten. Stellen Sie sich mal vor, ich rede mit jungen Eltern, die mit ihren Kindern an einer der vielbefahrenden Straßen wohnen, sagen wir, in der Göttinger Straße hier in Hannover. Es wäre wahrscheinlich eine Familie mit niedrigem Einkommen, sonst würde sie woanders wohnen. 

In einem Eigenheim am Stadtrand, in einer Spielstraße mit weniger Durchfahrtsverkehr, ruhiger, sicherer, sauberer. Und jetzt stellen Sie sich vor, ich sage denen: „Der Ausstoß von Stickoxiden bei Dieselfahrzeugen übersteigt zwar seit Jahren den zulässigen Wert um das Siebenfache. Aber sie können sich freuen: In Indien ist die Lage noch viel schlimmer.“ Fühlen sich diese Menschen dann ernst genommen? Nein, das tun sie nicht.

Anrede,

die Luft in den niedersächsischen Städten ist tatsächlich nicht die schlechteste. Aber sie ist eben nicht für alle gleich gut.  Sie ist für die am schlechtesten, die sich nicht aussuchen können, wo sie wohnen. Das ist ungerecht! Und das müssen wir ändern! Es wird uns nicht gelingen, allein mit verkehrspolitischen Mitteln für Gerechtigkeit zu sorgen. Aber wir können etwas dafür tun, dass die Situation besser wird. Und dafür würden schon kleine Schritte helfen, die von niemandem großen Verzicht erfordern.

Zum Beispiel:

•          Mehr Tempo-30-Zonen in den Städten.

•          Mehr Förderung des Radverkehrs und des Öffentlichen Nahverkehrs.

•          Strengere Regeln für die Zufahrt von dreckigen Autos in Innenstädte.

•          In der Zukunft strengere Auflagen bei Neuzulassungen von Dieseln und Benzinern.

Klingt krass, oder? Der Aufschrei folgt spätestens in der nächsten Aktuellen Stunde: Die Grünen verbieten und sie bevormunden die Menschen.

Aber ehrlich gesagt: Wo Sie diese Vorwürfe hernehmen, verstehe ich nicht. Dafür eignen sich die Vorschläge, die jetzt diskutiert werden, einfach nicht. Und vor allem: Dafür geht es um zu viel.

Machen Sie sich das mal klar: Wir fahren im 21. Jahrhundert immer noch Autos mit fossilen Verbrennungsmotoren, die massenweise Stickoxide und Feinstaub produzieren. Diese Stoffe machen nachweislich krank. Junge wie alte Menschen, aber meistens die ärmeren. Auf der anderen Seite gibt es die Technik für Autos, die viel weniger Dreck ausstoßen bereits. Und diese Technik entwickelt sich immer schneller. Das ist ein Missverhältnis, und das müssen wir anpacken!

Anrede,

klar ist es eine Einschränkung von Freiheit, wenn man nicht mit jeder Dreckschleuder in die Innenstadt fahren darf. Aber sie ist minimal. In einer gesunden Umgebung zu leben und aufzuwachsen – das ist dagegen für alle ein großer Zugewinn an Freiheit. Es geht nicht um Bevormundung. Es geht darum, Freiheitsrechte miteinander in Einklang zu bringen.

Anrede,

immer mehr Menschen wollen saubere Mobilität. Spätestens seit wir einen Kat unterm Auto haben, wissen wir, dass es nicht egal ist, was aus dem Auspuff kommt. Nicht nur die Menschen, auch die Industrie braucht unsere Unterstützung. Dass die Autobauer es aus eigener Kraft nicht schaffen, auf saubere Autos zu setzen, wissen wir doch alle. Warum sonst wurde bei den Abgaswerten jahrelang auf Methoden gesetzt, die den wahren Ausstoß verschleiern?

Anrede,

dicke Luft. Darum ging es auch im SPIEGEL der vergangenen Woche. Die Autorin geht der Frage nach, ob die Feinstaubbelastung in Stuttgart, möglicherweise auch in Hannover, eine Ursache für den Abstieg der Vereine war. Spätestens jetzt sind wir uns doch einig: saubere Luft wird uns nicht nur beim Wiederaufstieg helfen, sondern auch beim heutigen Pokalspiel gegen Düsseldorf!

Zurück zum Pressearchiv