Pippa Schneider: Rede zu KI in der Wissenschaft

Rede Pippa Schneider© Plenar TV

TOP 29: KI in der Wissenschaft: Forschung und Lehre auf die Auswirkungen der technischen Revolution vorbereiten (Antrag SPD/Grüne)

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Momentan gibt es kaum eine wissenschaftliche Ausschreibung, in der nicht der Begriff KI vorkommt. Wenn man die Website des Bundesministeriums für Forschung öffnet, kommt unter dem Reiter Spitzenforschung als allererstes ein Eintrag mit dem Titel: KI, die neue Zukunftstechnologie.
Der Nobelpreis für Physik ging Ende letzten Jahres an zwei Wissenschaftler, die neue Weiterentwicklung in der KI-Grundlagenforschung geschaffen haben.

Wir sehen also: das Thema KI ist momentan in aller Munde. Wie meine Vorrednerin der SPD Fraktion bereits ausgeführt hat, beschäftigt sich sowohl die Praxis als auch die Politik schon intensiv mit dem Thema KI. Hier will ich nur einmal beispielhaft die Initiative Hochschule.digital Niedersachsen nennen, sowie unser KI Papier, in dem wir dezidiert das Thema KI Forschung beleuchten. Und auch unsere Hochschulen beschäftigen sich schon lange mit den Chancen, aber auch den Herausforderungen, die KI für sie bedeutet. Mit dem großen Einfluss, den KI sowohl auf Forschung und Wissenschaft hat, hier die Möglichkeit schafft, neue bahnbrechende Entdeckungen zu machen. Aber auch mit den Auswirkungen von KI auf Lehre und Studium. Denn eines ist ganz gewiss: Lernen und Lehren funktioniert mit KI nicht mehr so, wie vor KI.

Und genau bei diesem Prozess wollen wir unsere Hochschulen begleiten und unterstützen. Wie gestalten wir Prüfungen in einer Zeit, in der Hausarbeiten einfach von der KI geschrieben werden können? Wie prüfen wir Wissen dann ab? Aber auch, wie nutzen wir die neuen Möglichkeiten, die KI bietet beispielsweise für personalisierte Lernpläne, für neue Tools in der Lehre, um so mehr Bildungsgerechtigkeit zu erreichen? Und wie lehren wir Studierenden das Handwerkszeug, das sie brauchen für eine verantwortungsvolle und kritische Nutzung von KI? Kurz: KI nicht verteufeln und auch nicht als Lösung aller Probleme verklären, sondern einen sensiblen Umgang damit lehren.

Und genau um diesen verantwortungsvollen Umgang geht es uns. Wer über KI redet, muss auch über Themen wie diskriminierungsfreie Algorithmen reden, über Datenschutz und neben den technologischen Entwicklungen auch über die ethischen, rechtlichen und sozialen Auswirkungen von KI. Und genau das, liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU Fraktion fehlt mir Ihren Lobpreisungen zu Innovation durch KI viel zu oft.

Diskriminierungsfreie Algorithmen, klingt vielleicht erstmal sperrig. Wo sollen Algorithmen eigentlich diskriminieren und wie funktioniert das?

Das kommt daher, dass wir unsere Vorstellungen von Gesellschaft auf die KI übertragen. Ein Beispiel: KI wird fast ausschließlich mit den Daten von weißen Menschen trainiert. Daraus entsteht dann ein Bias.

Ich will das einmal an einem Beispiel verdeutlichen:

In einem öffentlichen Bad will ein schwarzer Mann einen automatisierten Seifenspender nutzen. Aber als er seine Hand drunter hält, kommt keine Seife. Das Gerät hat schlicht die Hand nicht als solche erkannt. Bei weißer Haut oder sogar einem weißen Papiertuch löst es aus.

Das klingt vielleicht erstmal banal, aber wenn wichtige Entscheidungen mit KI getroffen werden, hat das Auswirkungen. Entscheidungen in Versicherungen, Entscheidungen zur Gesundheitsversorgung von Menschen, Entscheidungen in Bewerbungsprozessen, zur Eignung von Menschen für eine Stelle - dann verändern Algorithmen ganz konkret die Lebensrealität von Menschen.

Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns nicht nur mit den schönen, innovativen Seiten von KI beschäftigen, sondern auch interdisziplinäre Forschung zur Entwicklung alternativer KI Modelle unterstützen, die finanzierbar, stabil und transparent sind und damit ethisch und rechtlich besser einschätzbar und kontrollierbar. Digitale Systeme müssen vertrauenswürdig sein. Dafür braucht es dann aber auch hohe ethische Maßstäbe und Nachhaltigkeitsansprüche. Mit unserem Antrag stellen wir sicher, dass nicht nur bestimmte Geschäftsmodelle von KI profitieren, sondern KI ein echter Gamechanger für mehr Bildungsgerechtigkeit wird.

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