Pascal Leddin: Rede zum Agrarstrukturgesetz

Rede Pascal Leddin© Plenar TV

TOP 8/9 Rede zum Agrarstrukturgesetz

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Landwirtschaft braucht Land. Dieser Satz klingt simpel – aber er bringt die größte Herausforderung unserer Zeit auf den Punkt. In Niedersachsen wird Boden immer knapper und immer teurer. Und was früher von bäuerlichen Familien bewirtschaftet wurde, landet heute immer häufiger bei Investoren, die mit Landwirtschaft rein nichts zu tun haben.

Das hat Folgen. Junge Landwirtinnen und Landwirte haben kaum noch die Chance, Flächen zu pachten oder gar zu kaufen. Familienbetriebe geben auf, weil sie mit den Preisen einfach nicht mehr mithalten können. Und wenn wir so weitermachen, dann bleibt die Landwirtschaft am Ende in der Hand von einigen wenigen Großbetrieben und anonymen Fonds und nicht mehr bei den Menschen, die dort wirklich wirtschaften.

Landwirtschaft ist kein Monopoly. Es geht hier nicht um ein Spiel, bei dem der gewinnt, der am meisten aufkauft. Es geht um Existenzen, um Familien, um unsere Ernährungssicherheit. Und genau deshalb sagen wir: Bauernland gehört in Bauernhand!

Und es geht nicht nur um die Betriebe selbst. Es geht auch um uns alle. Denn wenn Investoren den Markt bestimmen, dann spüren das auch die Verbraucherinnen und Verbraucher. Dann geht Regionalität verloren. Dann werden Preise gedrückt, aber nicht im Supermarktregal, sondern bei den Erzeugern. Am Ende leiden die, die unsere Lebensmittel produzieren, während die Gewinne in andere Taschen fließen.

Wo bäuerliche Betriebe verschwinden, verlieren auch unsere Dörfer. Da fehlt die Familie, die den Verein stützt, die Nachbarschaft, die alle in der Freiwilligen Feuerwehr sind, die Stimme, die das Dorf lebendig hält. Landwirtschaft ist mehr als Nahrungsmittelproduktion. Sie ist Teil unseres ländlichen Zusammenhalts. Und genau diesen Zusammenhalt müssen wir verteidigen.

Und deshalb will ich auch klar sagen: Wer sich grundsätzlich gegen dieses Gesetz stellt, stellt sich nicht auf die Seite der bäuerlichen Familien. Wer hier Nein sagt, nimmt in Kauf, dass Betriebe verschwinden und unsere Dörfer immer leerer werden, unsere Höfe verdrängt werden und unsere Ernährungssicherheit geschwächt wird. Machen Sie nicht diesen Fehler und stellen Sie sich hinter die niedersächsischen Landwirtinnen und Landwirte.

Mit diesem Gesetz setzen wir ein klares Zeichen: Wir schützen die, die morgens auf dem Acker stehen und abends im Stall arbeiten. Wir geben jungen Menschen eine echte Perspektive, in die Landwirtschaft einzusteigen. Wir machen deutlich: Wer in der Landwirtschaft nur Rendite sucht, hat in Niedersachsen nichts verloren und kann seine Koffer packen.

Boden ist nicht vermehrbar. Jeder Hektar, der in die falschen Hände gerät, fehlt morgen einer bäuerlichen Familie. Wer jetzt behauptet, wir bräuchten keine Regeln, der nimmt in Kauf, dass die Landwirtschaft in Niedersachsen Stück für Stück verkauft wird. Das dürfen wir nicht zulassen und deswegen lade ich Sie ein, diese Chance nicht zu verspielen. Dieses Gesetz ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung übernehmen – für eine Landwirtschaft, die fair ist, die nachhaltig ist und die in den Händen derer bleibt, die dort auch wirklich arbeiten.

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