Pascal Leddin: Rede zu "Regionale Verarbeitung und Handwerk unterstützen – kleine Betriebe durch gerechte Gebührensätze entlasten"
Rede TOP 15: Regionale Verarbeitung und Handwerk unterstützen – kleine Betriebe durch gerechte Gebührensätze entlasten (Antrag SPD/Grüne)
- Es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
liebe Kolleg*innen,
wir als Grüne sehen es als unsere klare Verantwortung an, gute Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft zu schaffen. Dazu gehört auch die Fleischwirtschaft mit den Schlachtbetrieben und hier stehen wir klar für einen sozial-ökologischen Umbau der Landwirtschaft.
Ich selber habe mich im Veterinäramt mit dieser Gebührenordnung schon vor langer Zeit beschäftigt. Das Prinzip ist relativ einfach. Vor einer Schlachtung muss ein Tier durch einen Veterinär begutachtet werden und dabei entstehen natürlich Kosten, die von den Behörden nach Aufwand abgerechnet werden. Das klingt im ersten Moment fair und klar, aber so ist es nicht.
Bei den bekannten großen Schlachtbetrieben werden jeden Tag zehntausende Tiere angeliefert und geschlachtet. Wir reden hier von Großkonzernen, die immer wieder negativ auffallen. Falsch gekennzeichnetes Hack, Überwachungskameras in Umkleidekabinen, miese Wohnbedingungen; insgesamt reden wir hier von mehr als 1.900 gravierenden Mängeln wie Schimmelbefall fehlende Hygienemaßnahmen, Einsturzgefahr oder undichte Dächer. Gehen wir weiter im Text, miese Arbeitsbedingungen, billig Lohnsektor und wir erinnern uns alle, der massive Corona Ausbruch im Jahr 2020. Die Negativliste ist lang und eine komplette Auflistung würde die Redezeit komplett sprengen.
Die jüngsten Skandale in der Fleischindustrie haben gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Arbeitsbedingungen in den Schlachtbetrieben zu verbessern und die Einhaltung von Tierschutzstandards sicherzustellen, dass ist aber ein Thema für ich.
Niedersachsen ist ein wichtiger Standort für die Fleischindustrie in Deutschland und ein Großteil der Tiere wird hier geschlachtet.
Das muss man alles wissen, wenn über die Profiteure der aktuellen Regelung gesprochen wird. Denn die großen Schlachtbetriebe sind die Einzigen, die von der aktuellen Gebührenordnung profitieren. Hier ist der Aufwand pro Tier allein durch die schiere Masse so gering, dass die Begutachtung nur wenige Cent kostet.
Dem gegenüberstehen, kleine Fachbetriebe. Während in den letzten Jahren die Zahl der großen Schlachtbetriebe gestiegen ist, gibt es immer noch viele kleinere Schlachtbetriebe, die oft in Vergessenheit geraten.
Dort gibt es eine bessere Kontrolle über die Arbeitsbedingungen und den Tierschutz. In kleineren Betrieben kann die Schlachtung der Tiere oft langsamer und sorgfältiger durchgeführt werden, da die Arbeitnehmer*innen in der Regel weniger Zeitdruck haben als in großen Betrieben. Dadurch wird sichergestellt, dass die Tiere so wenig wie möglich leiden müssen. Zudem haben Arbeitnehmer in kleineren Schlachtbetrieben oft bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Arbeitszufriedenheit, da sie in kleineren Teams arbeiten und ein engerer Zusammenhalt herrscht.
Sie haben oft eine bessere Beziehung zu den Landwirt*innen, von denen sie das Vieh beziehen. In kleineren Betrieben haben Landwirt*innen oft eine persönlichere Beziehung zu den Schlachtern und können sich sicher sein, dass ihre Tiere in guten Händen sind. Auch die Qualität des Fleisches kann oft besser sein, da die Tiere in kleineren Betrieben in der Regel artgerechter gehalten werden.
Schließlich sind kleinere Schlachtbetriebe auch aus ökologischer Sicht oft besser. Durch kurze Transportwege zwischen den Höfen und dem Schlachthaus wird der CO2-Ausstoß reduziert, was zur Nachhaltigkeit beiträgt. Auch die Abfallprodukte der Schlachtung können oft besser verwertet werden, da es in kleineren Betrieben oft mehr Möglichkeiten gibt, diese sinnvoll zu nutzen.
Die kleinen Betriebe sind eine wichtige Wertschöpfung im ländlichen Raum, verteilt über viele Kommunen versorgen sie die Menschen regional direkt vor Ort. Das sind keine Massenbetriebe, mit all den negativen Facetten die ich eben benannt habe.
Während diese Betriebe 20, 25 oder sogar über 30€ pro Tier bezahlen, sind es bei den großen Schlachthöfen im Schnitt 50 Cent. Das führt zu einem starken wettbewerbsnachteil und zu einer starken Zentralisierung. Wir wollen aber die Wertschöpfung überall im Land erhalten. Deswegen wird diese Ungerechtigkeit beendet.
Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, eine Fleischindustrie zu schaffen, die auf Respekt vor den Tieren, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit basiert.