Nicolas Breer: Rede zur Stärkung deeskalierender Ansätze in der psychiatrischen Behandlung

Rede Nicolas Breer© Plenar TV

TOP 23: Stärkung deeskalierender Ansätze in der psychiatrischen Behandlung (Antr. SPD/Grüne)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

Freiheit ist eine der höchsten Errungenschaften unserer Demokratie. Freiheit bedeutet dabei nicht die völlige Freiheit, also, dass ich tun und lassen kann wonach mir ist. Nein, die Freiheit eines jeden endet dort, wo die Freiheit eines anderen beginnt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Freiheit ist die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Optionen auszuwählen und frei zum eigenen Vor- oder auch Nachteil entscheiden zu können. Auch, wenn es schwerfallen kann, die Entscheidung unseres Gegenübers manchmal nachzuvollziehen.

Im Rahmen schwerer psychischer Erkrankungen oder akuter Krisen, kann es leider dazu kommen, dass die Freiheit eines Menschen eingeschränkt werden muss.

Psychische Krisen gehen uns alle an. In Deutschland sind jedes Jahr circa 28 % der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Unabhängig von Alter, Bildung, Beruf, Herkunft und sozialem Status. Glücklicherweise berührt nur ein Bruchteil von ihnen die Thematik der Zwangsmaßnahmen.

Unter Zwangsmaßnahmen werden im psychiatrischen Kontext die Unterbringung, Fixierung oder Gabe von Medikamenten gegen den natürlichen Willen verstanden.
Diese genannten Maßnahmen dürfen nur bei einer akuten Eigen- oder Fremdgefährdung angewandt werden.

Zwangsmaßnahmen werden nicht leichtfertig durchgeführt und sind gleichzeitig in eskalierenden Krisensituationen häufig das einzige Mittel. Sie können aber auch traumatische Folgen für die Betroffenen haben und belasten auch das Pflegepersonal psychisch stark.

Und die Hürden sind für diesen Freiheitseingriff zu Recht sehr hoch.
Denn letztlich können nur Richterinnen und Richter darüber entscheiden, ob eine Maßnahme wirklich angeordnet wird.

Die rot-grüne Landesregierung von Niedersachsen hat sich zum Ziel gesetzt, den Einsatz von Zwang in der psychiatrischen Versorgung zu reduzieren.

Unterstützen sollen dabei unter anderem evidenzbasierte Konzepte zur Reduktion, als auch bauliche Anpassungen von Akutstationen.
Die evidenzbasierten Konzepte, zielen darauf ab, die Atmosphäre auf psychiatrischen Stationen so zu gestalten, dass es erst gar nicht zu Eskalationen kommt, die Zwangsmaßnahmen erfordern.
Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, in der sich die Patientinnen und Patienten sicher fühlen.
Gleichzeitig sollen dem medizinischen Personal weiter Werkzeuge an die Hand gegeben werden, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen.

Durch den Einsatz deeskalierender Maßnahmen, können wir die Notwendigkeit von Zwangsmaßnahmen erheblich reduzieren und den Patientinnen und Patienten eine würdevollere und sicherere Behandlung bieten.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, Zwangsmaßnahmen zu reduzieren und dass jeder Mensch in einer psychischen Krise die bestmögliche, einfühlsame und respektvolle Begleitung erhält.

Abschließend möchte ich mich bei dem hochprofessionellen Personal in unseren Kliniken bedanken, welches die Patientinnen und Patienten in und aus ihren Krisen schon jetzt sehr gut begleiten.

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