Meta Janssen-Kucz: Rede zur hausärztlichen Versorgung

- Es gilt das gesprochene Wort -

Anrede,

Wir haben einen gemeinsamen Entschließungsantrag zur Sicherstellung der flächendeckenden hausärztlichen Versorgung erarbeitet, den wir heute hier beschließen wollen.

Dieser gemeinsame Antrag beinhaltet weitere Puzzleteile für eine dringend notwendige Verbesserung der medizinischen Versorgung in Niedersachsen.

Das bedeutet aber auch, dass neben dem Sozial- und Gesundheitsministerium, auch das Ministerium für Wissenschaft und Kultur und das Wirtschaftsministerium intensiv an der Umsetzung der 15 Puzzleteile mit den unterschiedlichen Akteuren arbeiten müssen.

Ich will hier ein paar Punkte nennen. Es müssen zusätzliche Medizin-Studienplätze geschaffen werden, die praktische Ausbildung von Hausärztinnen und Hausärzten soll verbessert und neue Kooperationsformen für Ärztinnen und Ärzte erprobt werden, die flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen.

Wir Grünen im Landtag haben uns zudem für eine Stärkung der hausärztlichen Lotsenfunktion eingesetzt und eine patientenorientierte Strategie für die Digitalisierung im Gesundheitswesen eingefordert. Das alles findet sich jetzt in dem gemeinsamen Entschließungsantrag.

Anrede,

wir führen damit die Maßnahmen und Projekte aus der rot-grünen Regierungszeit fort und intensivieren sie. Dazu müssen aber auch endlich die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Und die dicksten Pflöcke müssen auf Bundesebene eingeschlagen werden – Stichwort Bedarfsplanung.

Vor allem der Sicherstellungsauftrag darf nicht zur Makulatur verkommen. Rein rechnerisch haben wir ja scheinbar eine gute ärztliche Versorgung. Aber die Realität, vor allem auf dem Lande, sieht anders aus. Hier muss das System umgekrempelt werden, hier geht es auch um die Neu-Verteilung von Pfründen auf dem großen Markt der Gesundheitswirtschaft.

Anrede,

Schon heute sind 364 Hausarzt-Sitze in Niedersachsen nicht besetzt. In den nächsten Jahren werden 1000 der gegenwärtig 5100 Hausärztinnen und Hausärzte in den Ruhestand gehen.

Und die auf Bundesebene geplanten offenen Sprechstunden schaffen neue Bedarfe an Hausärzten. Die von uns Grünen geforderte Stärkung der Lotsenfunktion erfordert ebenfalls mehr Zeit für die Patienten. Wie wichtig diese Lotsenfunktion aber ist, zeigen uns immer wieder die Zahlen zu Doppeldiagnostik. Das Gesundheitswesen ist selbst für Fachleute mittlerweile kaum noch zu durchblicken. Da ist es gerade für Patienten von großer Bedeutung mit ihrem Hausarzt einen Lotsen zu haben, der sie zu den richtigen Angeboten leitet. Das würde im Übrigen auch die Funktion von Hausärzten innerhalb des Gesundheitswesens deutlich stärken.

Wir müssen aber auch die Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse junger Menschen anpassen und den Ausbau von Infrastruktur in der Fläche Niedersachsens vorantreiben. Also nicht nur von work-life-balance reden, sondern dafür sorgen.

Anrede,

wir reden täglich über die Digitalisierung. Sie bietet Chancen für die medizinische Versorgung, aber sie braucht auch klare Beteiligungsstrukturen und Transparenz für die Patienten. Sie sind die Fachfrauen und -männer!

Deutlich wird, dass der Masterplan Digitalisierung der rot-schwarzen Landesregierung den Bedarfen in Medizin und Pflege nicht gerecht wird. Wir brauchen für diesen Bereich eine praxistaugliche Strategie, die von den Patientinnen und Patienten her gedacht wird und die das Potential für Behandlung, aber auch für Prävention bestmöglich ausschöpft. Das ist die Herausforderung für den Bereich Medizin 4.0, der wir uns gemeinsam stellen müssen. Nicht ohne, sondern mit den Expertinnen in eigener Sache.

Es bleibt noch das Fernbehandlungsverbot. Was nutzt ein Pilotprojekt in Sachen Telemedizin, wenn der Arzt online kein Rezept und keine Überweisung veranlassen darf. Auch hier haben wir ein Puzzleteil, dass angepasst werden muss, denn sonst passt es definitiv nicht. Auch hier hinkt der Masterplan Digitalisierung jedoch seiner Zeit hinterher.

Der inhaltliche Gestaltungsrahmen muss nachgeliefert werden.

Anrede,

Sie sehen, wir haben auch weiterhin viel zu tun. Ich freue mich jedenfalls, dass wir bei diesem wichtigen Thema eine Einigung mit allen demokratischen Parteien erreicht haben und diesen Antrag daher heute mit breiter Mehrheit beschließen werden.

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