Marie Kollenrott: Rede zur Akt. Stunde (GRÜNE) "Windräder aufbauen statt abreißen"
TOP 21 – Aktuelle Stunde (GRÜNE): „In Niedersachsen mit Vernunft und Fortschritt in die Zukunft: Windräder aufbauen statt abreißen“
- Es gilt das gesprochene Wort -
Wir müssen über die Zukunft reden – über eine Zukunft mit Vernunft und Fortschritt.
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist deutlich geworden, wie fragil eine Wirtschaft ist, die von billigen Importen fossiler Energieträger abhängt. Die Lehre daraus ist: Unsere Wirtschaft braucht eine stabile Basis – durch günstigen Strom aus unendlich verfügbaren, erneuerbaren, günstigen heimischen Quellen. Dieses Fundament bildet bereits heute die Windkraft.
Wie schädlich es gerade für Niedersachsen ist, wenn der Kanzlerkandidat der Union öffentlich über das Abbauen von Windrädern spekuliert, "weil sie hässlich sind", brauche ich nicht zu sagen. Wie kann jemand, der mit seiner vermeintlichen Wirtschaftskompetenz um Wähler*innen buhlt, etwas wegen seines subjektiven Schönheitsempfindens in Frage stellen?
Das ist keine Politik, das ist Realsatire. Herr Merz hat die Dringlichkeit und die Dimension der Klimakrise nicht begriffen. Die Windkraft ist keine Brücke in die Zukunft – sie ist die Zukunft! Das sagen Wissenschaft und Wirtschaft, und das zeigt auch die hohe Akzeptanz der Windkraft bei den Bürger*innen. Stattdessen schwärmt Herr Merz von Technologien wie der Kernfusion oder einer Renaissance der Atomkraft.
Hierzu ein paar Fakten:
- Ein auf Erneuerbaren basierendes Stromsystem braucht keine Grundlastkraftwerke, sondern Spitzenlastkraftwerke. Atomkraftwerke sind unflexibel und passen bereits heute nicht mehr in unser Energiesystem. Niedersachsen versorgt sich bilanziell bereits zu 100 % aus Erneuerbaren – wir haben schlicht keinen Platz für Strom aus AKWs, selbst wenn sie technisch reaktivierbar wären.
- Atomkraft ist zudem extrem teuer: Das britische AKW Hinkley Point C wird über 50 Milliarden Euro kosten – damit sich das rechnet, bekommt der Betreiber über 30 Jahre eine Vergütung garantiert, die oberhalb von 22 ct./kWh liegen wird. Zum Vergleich: Strom aus Wind und Sonne ist heute schon für 5 ct./kWh zu haben.
- Merz’ Vision von deutsch-französischen "Small Modular Reactors" würde viele kleine Atommeiler überall im Land bedeuten. Das ist ein sicherheitstechnischer, ein sicherheitspolitischer Alptraum.
Und die Fusionsenergie ist laut Expert*inneen frühestens in 30 Jahren marktreif. Währenddessen brennt der Planet. Wir brauchen Lösungen, die jetzt funktionieren.
Merz stellt grünen Stahl und den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Frage. Er glaubt nicht an grünen Stahl. Ja, grüner Wasserstoff ist aktuell noch knapp und teuer. Aber genau deswegen treiben wir den Ausbau der erneuerbaren Energien entschlossen voran! Was ist die Alternative von Herrn Merz? Stahl weiter mit fossiler Kohle produzieren?
Sein fossiles Denken wird uns noch teuer zu stehen kommen. Denn wer heute nicht in die Zukunft investiert, verliert morgen im globalen Wettbewerb. Unsere Industrie, unsere Wirtschaft braucht Fortschritt, keine Schlagwörter wie "Technologieoffenheit", die in Wahrheit nur Innovationsbremsen sind. Vielen Dank.